Film Noir
| USA
| 1947
| Raymond Chandler
| Steve Fisher
| Robert Montgomery
| Eddie Acuff
| James Nolan
| Lloyd Nolan
| Morris Ankrum
| Ralph Dunn
| Robert Montgomery
| Tom Tully
| Audrey Totter
Bewertung
***
Originaltitel
Lady In The Lake
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller
Robert Montgomery, Audrey Totter, Lloyd Nolan, Jayne Meadows, Leon Ames
Regie
Robert Montgomery
Farbe
s/w
Laufzeit
105 min
Bildformat
Vollbild
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Der Privatdetektiv Philip Marlowe (Robert Montgomery) hat genug vom Leben als Schnüffler in Hinterhöfen und in drittklassigen Hotelzimmern. Stattdessen hat er nun selbst eine Kriminalgeschichte verfasst, für die ihm die Redakteurin Adrienne Fromsett (Audrey Totter) von Kingsby Publications $ 200 bietet. Ganze $ 300 mehr erhielte er allerdings, wenn es ihm gelänge, die Ehefrau von ihrem Chef Derace Kingsby (Leon Ames) aufzuspüren, der zugleich Adrienne Fromsetts Liebhaber ist. Trotz seiner Abneigung gegen Adrienne übernimmt Marlowe den Fall. Da ertrinkt in der Nähe des Landhauses der Kingsbys, an einem See in den Bergen gelegen, die Frau des Hausmeisters. Und auch Mrs. Kingsby hat, scheint es, einen Liebhaber in petto…
Lady In The Lake ist bekannt für seine Kameraarbeit und das aus einem ganz besonderen Grund. Der Zuschauer sieht 105 Minuten lang das Geschehen mit den Augen des Detektivs Philip Marlowe – durch das Objektiv der Kamera also. Den Privatdetektiv Philip Marlowe selbst sieht man nur in Spiegeln oder anderen reflektierenden Gegenständen. Die Dame im See war noch kurz vor Die schwarze Natter / Das unbekannte Gesicht (USA 1947) mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall der erste Film, der sich dieses experimentellen Tricks bediente.
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Leider klingt es aufregender, als es ist. Erscheint die subjektive Kamera erst ungewohnt und interessant, insofern die Akteure in die Kamera spielen und sprechen, so ermüden bald sowohl die Technik als auch die Einschränkungen im Erzählstil. Lange Einstellungen, die die Geschichte kaum voranbringen, solche quasi in Realzeit gefilmten Ermittlungsarbeiten werden für den Zuschauer schließlich langweilig. Vor allem aber bietet der unsichtbare Hauptdarsteller keine Reiz- und Identifikationsflächen – Philip Marlowe erscheint als Leerstelle. In zunehmenden Maß verliert man das Interesse am Film und seinen Charakteren. Weder Robert Montgomery in der Rolle Marlowes noch die sonst stets außergewöhnliche Audrey Totter, die permanent in die Kamera spielen muss, können in diesem allemal ungewöhnlichen Film Noir voll überzeugen.
Die DVD-Edition von Warner Brothers (2004) präsentiert den Film in einer sauber restaurierten, wenn auch nicht brillanten Edition. Der Originalton ist ebenfalls gut verständlich. Als Bonus gibt es den US-Kinotrailer und einen Audiokommentar des berühmtesten zeitgenössischen Autorenduos zum Film Noir, Alain Silver und James Ursini.
Andere Bewertung der subjektiven Kamera, aber misslungenes Ende
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Ich habe ihn positiver gesehen und bei Amazon einmal darzulegen versucht, warum m.E. die Sache mit der subjektiven Kamera – jedenfalls nicht hier – die Probleme hat, die dem Experiment schon damals vorgehalten wurden und bei denen auch Eure Rezension recht kritisch ist. Aber das ist sicherlich ein Film, der das Potenzial zum Polarisieren hat, so dass drei Sterne bei dem Ansatz, möglichst objektiv schreiben zu wollen, sicherlich berechtigt sind.
SPOILER!!!
Misslungen fand ich indes die Schlussszene. Obwohl vorher alles darauf hinauslief, dass der Totter-Charakter eben doch ein Miststück ist, wird am Ende eine reichlich faul aus dem Hut gezauberte und aufgesetzte Erklärung dafür aus dem Hut gezaubert, dass sie dies nicht sei – und die beiden sind zusammen, Kuss, fade out. "I hate the kiss“ (Fritz Lang zum erzwungenen Schluss seines sonst großen The Fury). Und: Das Thema der obsessiven Liebe, eher schon Besessenheit, wenn der Held WEISS, dass er der Angebeteten nicht trauen kann, das ist doch wunderbar, vom Klassiker "The Maltese Falcon“ (selbstverständlich Version 1941) bis hin zu Oliver Stones herrlich bösem Neo Noir "U-Turn“ (auch wenn Ihr den zumindest optisch vielleicht nicht als Neo Noir durchgehen lasst, aber diese kaputten Typen, herrlich!!!). Dieses Versprechen gibt "Lady in the Lake“ sehr deutlich, macht den Mund wässrig, um am Ende zu sagen: "Ätsch, gibt’s nicht." Zensurgründe? Louis B. Mayer wollte "Family Values"? Übrigens auch eine Stilbruch-Szene; die einzige, in der Philip Marlowe nicht selbst die Kamera ist oder durchgängig in selbige spricht.