Chicago - 12 Uhr Mitternacht

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
City That Never Sleeps
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller

Gig Young, Mala Powers, William Talman, Edward Arnold, Marie Windsor

Regie
John H. Auer
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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Die Stadt Chicago stellt dem Zuschauer persönlich einige ihrer illustren Bürger vor, die in der Geschichte einer Nacht die zentralen Rollen spielen. Da gibt es Johnny Kelly (Gig Young), einfacher Polizist mit einem Draht zum einflussreichen Staatsanwalt Penrod Biddel (Edward Arnold), der mit seiner Frau Lydia (Marie Windsor) in im Luxusapartment der Presse ein Interview gibt. Im Nachtclub Silver Frolics arbeiten der heruntergekommene Schauspieler Gregg Warren (Wally Cassell), der als eine Art Roboter im Schaufenster posiert, und die 21jährige Striptease-Tänzerin Sally Connors (Mala Powers), von allen “Angel Face“ gerufen. In Chicago lebt auch Hayes Stewart (William Talman), ein extrem geschickter Taschendieb, der dank Penrod Biddel jedoch inzwischen eine einträglichere Beschäftigung fand. Johnny Kelly sucht heute vor der Nachtschicht seine Freundin “Angel Face“ auf, um ihre Beziehung endgültig zu beenden. Er hat wegen seiner Frau Kathy (Paula Raymond) ein schlechtes Gewissen, die ihm am Abend zuvor die Leviten gelesen hat. Doch die Tänzerin ist erbost und droht Johnny, mit Gregg auf und davon zu gehen, eher er sich versieht. Schließlich jedoch muss sie Johnny ziehen lassen. Der telefoniert zuhause erst einmal mit Penrod Biddel und erklärt ihm, dass er Interesse an seinem letzten Jobangebot habe. Sodann setzt er sich an den Schreibtisch und schreibt seine Kündigung, indessen aus einem benachbarten Zimmer seine Schwiegermutter auf ihn einredet. Als er geht, kommt Kathy zur Tür herein und will mit ihm reden, doch Johnny lehnt das ab. Im Papierkorb stößt Kathy Kelly auf Johnnys ersten Briefentwurf und ruft dessen Vater, Sergeant John KellySr. (Otto Hullet) an, der seinen Sohn zur Polizei brachte…
 
“But Chicago’s the big melting pot, and I got melted, but good.“ Es klingt gut, ist jedoch mit Blick auf die Geschichte eine Aneinanderreihung altbackener Klischees und Banalitäten, die nur schwer verdaulich sind. Die Handlung bewegt sich dermaßen hölzern und vorhersehbar auf ihre zu guter Letzt biedere Botschaft zu, dass es selbst für den erfahrenen Film-Noir-Freund kaum auszuhalten ist. Das ist bedauerlich, weil der Film in vieler Hinsicht einen Fundus an stilistischen und motivischen Elementen des Film Noirs vereint und sie teils sehr effektiv in die Geschichte einstreut. Da ist zuerst einmal der “Mechanical Man“, einfühlsam porträtiert von Wally Cassell, der mit wenigen Sätzen in der Garderobe des Silver Frolic zum interessantesten und vielschichtigsten Charakter des Films wird und im Finale eine Schlüsselrolle innehat. Er ist ein tragischer und wundersamer Großstadtcharakter, wie sie sonst nur in den besten Film Noirs mit solcher Schärfe gezeichnet vorkommen - als Nebenrolle. Solche wurden gern mit geheimen Größen wie Elisha Cook jr., Whitt Bissell, Barry Kelley oder Thomas Gomez besetzt, ohne die der Film Noir nie hätte werden können, was er in seinen besten Momenten ist. Ganz und gar sicher besetzt ist auch William Talman, Schurke des Films, der sich seinen Hayes Stewart nimmt und das Ensemble locker an die Wand spielt, inklusive Mala Powers und Gig Young, die in den Hauptrollen beide blass wirken und nie zu überzeugen wissen.
 
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“It's the use of the documentary style, however, that makes the story even less engaging“, schreibt Steve-O für Film Noir of The Week. Chicago - 12 Uhr Mitternacht ist eindeutig von Stadt ohne Make / Die nackte Stadt (USA 1948) inspiriert, bringt aber seine Botschaft in der Bekehrung der zentralen Charaktere zur linientreuen Gefolgschaft im Staatsapparat quasi als Gegenthese zu Jules Dassins subtilem Film Noir in Anschlag. Das Finale ist solide, der Schluss ist einfach dämlich. Er ist es im besonderen Sinne, da er nochmals die Bekehrerrolle von Sergeant Joe (Chill Wills) offensichtlich werden lässt, der völlig enervierende Nicht-Noir-Charakter dieses Films, eine lächerliche Eingebung des Drehbuchautors Steve Fisher… Immerhin gibt es im letzten Drittel einiges an gelungener Kameraarbeit von John L. Russell, Kameramann von Alfred Hitchcocks Psycho (USA 1960). Sie entschädigt etwas für den schwachen Plot, wenngleich die wiederholte Nutzung von Sequenzen mit fahrenden Streifenwagen in unterschiedlichen Szenen auf die im Ganzen lieblose Machart des Films verweist. Lange Rede, kurzer Sinn: Chicago – 12 Uhr Mitternacht ist für den Film-Noir-Maniac noch halbwegs zu goutieren, im Übrigen aber verzichtbare Dutzendware aus der ohnehin schwierigen ersten Hälfte der 50er Jahre.
 
Die US-amerikanische DVD-Edition (2013) von Olive Films bringt den Film in einer sehr guten Bildqualität mit problemlos verstehbarem Originalton und optional englischen Untertiteln, ohne Extras, ist aber in Europa nicht verfügbar.
 

Film Noir | 1953 | USA | John H. Auer | Steve Fisher | Edward Arnold | Gig Young | William Talman | Marie Windsor | Paula Raymond

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