Goldfalle

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
The Money Trap
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1965
Darsteller

Glenn Ford, Elke Sommer, Rita Hayworth, Ricardo Montalban, Joseph Cotten

Regie
Burt Kennedy
Farbe
s/w
Laufzeit
91 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Warner Bros.
 
Eine verregnete Nacht in Los Angeles: Die Polizisten Joe Baron (Glenn Ford) und Pete Delanos (Ricardo Montalban) fahren zu einem Freudenhaus, wo eine junge Mexikanerin (Jo Summers), die ohne Wissen ihrer Familie als Prostituierte tätig war, von ihrem Ehemann (Eugene Iglesias) erghängt wurde… Als Baron am nächsten Tag zu jener luxuriösen Villa kommt, die sein Zuhause ist, findet er seine junge Frau Lisa (Elke Sommer) beim Baden im Swimming Pool. Sie möchte gern ein paar ihrer Freunde aus der Nachbarschaft zu einer Gartenparty einladen, aber Joe hat wenig Lust darauf, vor allem Jack Archer (William Campbell) will er nicht sehen. In der Post ist ein an Lisa adressierter Brief, der von ihrem Anwalt, zugleich Nachlassverwalter ihres Vaters, verfasst wurde. Lisas Aktienvermögen wird im laufenden Jahr keine Dividende ausschütten, was für den aufwändigen Lebensstil der Barons erhebliche Konsequenten hat, denn Joes Gehalt reicht nicht einmal aus, um die Hausangestellten zu bezahlen… Am nächsten Tag suchen Baron und Delanos die Familie der ermordeten Mexikanerin auf, wo sie sowohl die Tante (Argentina Brunetti) als auch deren kleine Nichte Amaya (Teri Lynn Sandoval) vorfinden, die über den Verbleib des Mannes und Vaters jedoch beide nichts wissen… Ein nächster Gang führt die Beamten zum pompösen Anwesen Horace Van Tildens (Joseph Cotten), eines reichen Arztes, der in seinem Schlafzimmer den Einbrecher Phil Kenny (Than Wyenn) in Notwehr erschossen hat…
 
“Everytime he comes here, he acts as if he lost something down the front of your dress.” So mancher Film, für den niemand ein gutes Wort übrig hat, ist durchaus besser als gedacht. Von Vorteil ist, dass durch den mäßigen Ruf die eigene Erwartung - so ging es mir mit der Goldfalle – von vornherein auf Null herunter gefahren ist. Sicher! Die Geschichte ist das steinzeitalte Drama vom Schritt, der vom Weg ab ins Dickicht der Verbrechen führt. Von Luft und Liebe lässt sich nicht leben, dazu bedarf es einiger Dinge von Bestand, die im Fall von Joe und Lisa Baron dummerweise kostspielig sind. Womöglich sind die nackten Tatsachen und jene schlichten Charaktere, die sich im Kampf mit ihnen heillos verstricken, für viele Zuschauer das, was sie im Kino lieber nicht sehen und vergessen möchten. Zudem ist Goldfalle für 1965 sicher antiquiert. In Schwarzweiß weckt er trotz seines Dekors der Sechziger die Erinnerung an Film Noirs der Fünfziger - von Robert Quines Schachmatt (USA 1954) mit Fred MacMurray in einer ähnlichen Seeelenlage wie Glenn Ford bis hin zu Edmond O’Briens Die Menschenfalle (USA 1961), darin Jeffrey Hunter gleichermaßen dank seiner Ehe in einem Luxusleben weit jenseits der eigenen Möglichkeiten gefangen ist. Das Gute in Goldfalle ist, dass Joe Baron gar nicht erst Kraft aufwendet, um sich aus diesen Fängen zu befreien. Solcher Cop liebt seine Frau und er liebt ihren gemeinsamen Lebensstil, wenngleich er frühzeitig argwöhnen muss, dass in Anbetracht der Gretchenfrage Lisas Liebe zu ihm nicht sonderlich belastbar wäre. Ohne Villa und ohne zwei Hausangestellte und ohne drei Autos zurück in die Romantik ihrer ersten Wochen? Wohl kaum… So bleibt Baron unter dem Druck des Wettbewerbs mit einer ihm fremden Gesellschaftsschicht, der Lisa klar zugehörig ist, nur die Möglichkeit, ihr Leben anders zu finanzieren.
 
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Burt Kennedys Ode an den klassischen Film Noir bedient sich kaum zufällig vieler Darsteller, die ihre gestrigen Filmwelten gealtert und verhärmt wieder ausspuckten. Glenn Ford war 49, Ted de Corsia 59 und Joseph Cotten bereits 60 Jahre alt. Doch ist es Rita Hayworth im Alter von 46 Jahren, in deren Rollencharakter Rosalie Kenny, verwitwete Kellnerin in einer Spelunke, sich der Niedergang von einer glamourösen Königin der Nacht zum einsamen Alkoholwrack am sinnfälligsten und eindrücklichsten spiegelt. Rita Hayworth, die frühzeitig an Alzheimer erkrankte, ein Weltstar der Vierziger, hat in dieser Nebenrolle einen ihrer größten Momente und spielt die tragische Figur zur Perfektion. Auch sonst zeigt das Schauspiel in Goldfalle Klasse. Nur Elke Sommer ist schwach, was mit Blick auf ihre etwas klischeehafte Püppchenrolle nicht weiter ins Gewicht fällt. Hal Schaefers Jazz und Paul Vogels Kameraarbeit und die sichere Hand der Regie, all das hilft einem Film, dessen Geschichte nicht neu, aber eben auch nicht belanglos ist. Mit Werken wie Edward Dmytryks Die 27. Etage (USA 1965) und William Conrads Das teuflische Spiel (USA 1965) ist Goldfalle der letzte Nachhall einer Ära, die längst vorüber war, deren Figuren aber wie Verlorene durch die Kulissen ihrer Vergangenheit stolpern. Zwei Jahre später ist es Lee Marvin, der in John Boormans Point Blank - Keiner darf überleben (USA 1967) zeigt, wie die gleichen Strippenzieher stets dafür sorgen, dass die Bewohner von “Noir City“ aus ihrer Wirklichkeit niemals herausfinden. “It isn’t the money, it’s the people“, erkennt der verwundete Joe Baron, so als übergäbe er den Stab damit an die Schöpfer all der Neo Noirs, die ihnen nunmehr seit Jahrzehnten nachfolgen.
 
The Money Trap erschien als DVD (2009) in der US-Serie der Warner Bros. Archive Collection, erstklassig restauriert, codefree und ungekürzt im Originalformat mit der englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. Seit 2013 gibt es auch eine gleichwertige spanische DVD mit der englischen Tonspur und spanischen Untertiteln.
 

Post Noir | 1965 | USA | Burt Kennedy | Lionel White | Glenn Ford | Joseph Cotten | Ricardo Montalban | Ted de Corsia | William Campbell | Argentina Brunetti | Rita Hayworth

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