Film Noir
| USA
| 1953
| Andrew L. Stone
| Gary Merrill
| Jack Kruschen
| Joseph Cotten
| Walter Sande
| Jean Peters
Bewertung
**
Originaltitel
A Blueprint For Murder
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller
Joseph Cotten, Jean Peters, Gary Merrill, Catherine McLeod, Jack Kruschen
Regie
Andrew L. Stone
Farbe
s/w
Laufzeit
76 min
Bildformat
Vollbild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Ein Krankenwagen rast durch die Nacht und bringt Polly Cameron, die von ihrer Siefmutter Lynn Cameron (Jean Peters) begleitet wird, in die Notaufnahme. Noch in der gleichen Nacht kommt auch Onkel Whitney Cameron (Joseph Cotten), Lynns Schwager, ins Hospital, wo sich Dr. Stevenson (Jonathan Hole) um das von Schmerzen geplagte Kind bemüht. Aber er weiß nicht genau, was den bedenklichen Zustand auslöste und will einen Spezialisten hinzuziehen. Am kommenden Tag geht es Polly wieder besser, ohne dass man die Ursache der Erkrankung fand. Lynn lädt Whitney“Cam“ Cameron ein, einige Tage in der Stadt zu verweilen, zumal beide Kinder, auch ihr Stiefsohn Doug (Freddy Ridgeway), den Tod ihres Vaters Bill Cameron nie wirklich verkraftet hätten. Onkel Cam kann es möglich machen; abends spielt man in der Runde Monopoly, bis der Achtjährige ins Bett gebracht wird. Der Junge erwähnt, wie er Pollys Zusamenbruch erlebte und dass ihre Symptome ähnlich denen seines Vaters gewesen seien, auch da sie“Don’t touch my feet.“ geschrien hätte. Cam versichert Lynn seiner Hochachtung, wie sie die Kinder allein großziehe, als das Telefon klingelt und das Krankenhaus sie informiert, dass Polly einen Rückfall habe… Morgens klingelt Cam bei seinen Freunden Fred (Gary Merrill) und Maggie Sargent (Katherine McLeod), die sich freuen ihn zu sehen, da sie nicht mal wussten, dass er in der Stadt sei. Doch Cam bringt traurige Botschaft: Polly starb in der letzten Nacht. Maggie wundert sich über die gleichen Syptome bei ihr und Bill, vor allem aber jeweils über ihre Angst, an den Füßen berührt zu werden…
“This movie is sometimes categorized as “noir”, and a goodly part of it is,” schreibt Steve Lewis for Mystery File und es stimmt. Das Problem seiner Geschichte ist jedoch, dass es sie fast nicht gibt, denn Andrew L. Stone, Autor und Regisseur dieses B-Films, hat nichts zu erzählen, wie auch Lewis bemerkt: “The middle portion, though, is straight out of “Dragnet”, which is fine, but the rest of the film wants to be a detective puzzle, and it simply isn’t there.” Weder die Amateurdetektive der Verwandtschaft noch der Fall, den sie präsentieren, können im Mindesten überzeugen. Das Ganze ist ein schlecht konstruierter Mumpitz, wie er tatsächlich in eine TV-Serie à la Dragnet (USA 1951-59) - in Deutschland lief deren Neuauflage von 1967 bis 1970 als Polizeibericht – gepasst hätte. Das Werk lebt einzig von der Prämisse einer testamentarischen Verfügung, aufgrund der Witwe Lynn im Todesfall beider Stiefkinder ein Riesenvermögen erbe, ansonsten aber darüber nicht verfügen könne. Glaubwürdig? Schon per se ist das hölzern, aber dass sie deshalb einen Dreifachmord begehen soll, um über Jahre hinweg Millionärin zu werden, - einen solchen Lebensstil pflegt sie eh - ist Fernsehfutter. Joseph Cotten, Jean Peters und Gary Merrill sind gute Darsteller, aber ihre Charaktere bleiben so blass, dass im Augenblick, da der Mörder enttarnt wird, dessen Gemütslage für den Zuschauer in keiner Weise fassbar wird. So bezieht das Ganze seine Spannung nur von außen, erst hektisch vorangetrieben von Maggie Sargent, - Catherine McLeods Over-Acting macht die Sache nicht besser – und im zweiten Teil soll eine Schiffsreise die Situation einer Konfrontation herbei zaubern. Auch diese Wendung wirkt aufgesetzt, fügt sich nicht zur ersten Hälfte und lässt fast alle der eingeführten Personen außen vor.
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Von einem Alfred Hitchcock oder nach einer Vorlage von Agatha Christie lasse ich mir eine schaurig „simple“ Mörderhatz durchaus gefallen. Mit derlei Namen verbindet sich automatisch eine handwerkliche Qualität, von der Andrew L. Stone Lichtjahre entfernt ist. Das Was und das Wie entwickeln sich in dem A Blueprint For Murder abschließenden Akt zu einer derart dilettantischen Beweisführung, dass man eher gewillt ist loszulachen, als den Erzähler aus dem Off, zugleich der detektivische Handlungsträger, wegen seiner inneren Nöte noch zu bemitleiden. Jenes Ende, das dem Film schließlich die letzte Spannung raubt – mancher Zuschauer mag bis dahin ernsthaft glauben, hier gäbe es eine Nuss zu knacken! – ist nur ärgerlich und verdeutlicht, dass man um 76 Minuten Lebenszeit betrogen wurde, die man mit Bügeln oder dem Einkauf spannender hätte herum bringen können. Aufgrund der politisch motivierten Zensur zwischen 1948 und 1950 war der Film Noir der daran anschließenden McCarthy-Ära seiner Intentionen und Motive längst beraubt. Doch selbst für seine Zeit und seinen Jahrgang ist A Blueprint For Murder ein Werk von bemerkenswerter Leere. Neben Joseph Cotten quälten sich andere Stars der Vierziger wie etwa Robert Mitchum, Alan Ladd oder Dan Duryea durch bestenfalls noch mittelprächtige Filme oder hatten sich wie Kirk Douglas oder Burt Lancaster dem Mainstream verschrieben und turnten in Kostümen einer fernen Vergangenheit über eine Leinwand in Technicolor. Ab 1955 sollte es dank einer Handvoll erlesener, dunkler Dramen dann doch zum halbwegs gelungenen Abschluss der Ära kommen.
Gute 2DVD (2007) von Twentieth Century Fox Home Entertainment (USA) in deren Reihe Midnite Movies, gepaart mit Hugo Fregoneses Jack-The-Ripper-Film Der unheimliche Untermieter (USA 1953), einem Remake von John Brahms The Lodger (USA 1945). Bild- und tontechnisch solide, ungekürzt im Originalformat, optional englische, französische oder spanische Untertitel.