Der einstige Fremdenlegionär Julien Tavernier (Maurice Ronet) und die mit dem Unternehmer Simon Carala (Jean Wall) verheiratete Florence (Jeanne Moreau) sind ein Paar. Tavernier tötet den unliebsamen Ehemann in seinem Büro mit dessen eigener Pistole und tarnt den Mord als Suizid. Als er auf der Straße bemerkt, dass er etwas vergessen hat, eilt er nochmals zurück. Auf dem Weg nach oben bleibt er jedoch im Fahrstuhl stecken, weil für die Nacht der Strom abgestellt wird. Während er versucht, sich zu befreien, sucht ihn Florence in den Straßen von Paris, nachdem sie sein Auto hat vorbei fahren sehen – auf dem Beifahrersitz das Blumenmädchen Veronique (Yori Bertin). Sie ahnt nicht, dass deren Freund Louis (Georges Poujouly) den Wagen Tarveniers für eine Spitztour gestohlen hat, und glaubt, ihr Geliebter habe sie zugunsten Veroniques verlassen…
Im Jahr 1946 verpasste Frankreich via Nino Frank, Filmjournalist, dem
Film Noir "Made in USA" seinen Namen. Das französische Kino des poetischen Realismus’ hatte ihm mit Jean Renoir und Marcel Carné in den 30er Jahren den Weg geebnet. Doch erst Jacques Beckers
Wenn es Nacht wird in Paris (1954) und Jules Dassins
Rififi (1955) holten ihn endgültig nach Frankreich zurück. Während Mitte der Fünfziger die B-Produktionen der USA bis auf wenige Ausnahmen längst nicht an ihre Glanzzeit der Spätvierziger anzuschließen vermochten, schuf Frankreich im Vorfeld der Nouvelle Vague eine Reihe Klassiker.
Fahrstuhl zum Schafott ist einer davon - einer der besten. Er machte Jeanne Moreau zum Star und brachte dem jungen Louis Malle den Durchbruch als Regisseur. Die Verbindung zu den USA bleibt stets offensichtlich und niemand als Miles Davis schuf mit der Musik zum Film einen Glanzpunkt des Jazz.
© Pierrot Le Fou / Alamode Film
Es brauchte einen jungen Regisseur ohne Scheu vor neuen Blickwinkeln, um dem Film Noir in der zweiten Hälfte der Fünfziger nochmals Leben einzuflößen. Louis Malle gelingt es auf eine Weise, als sei das völlig mühelos, doch in Ergänzung zu einer nahezu perfekten Dramaturgie ist es vor allem die Kameraarbeit Henri Decaës, die dem Film im nächtlichen Paris und in dessen Vororten zu einem einmaligen Aussehen verhilft. Das genau jener Henri Decaë, auch später des öfteren der Kameramann Jean Pierre Melvilles, im Jahr zuvor mit Melville dessen ersten Film Noir
Drei Uhr nachts (FRA 1956) gedreht hatte, zeigt sich hier als signifikanter Einfluss auf den jungen Louis Malle.
Fahrstuhl zum Schafott beweist auf eindrückliche Weise, dass der Film Noir ein internationaler Filmstil war und z.T. noch ist, der weltweit seine kreativen Köpfe und sein Publikum findet.
Die edle Edition von Pierrot Le Fou / Alamode Film als DVD inklusive der Audio-CD mit dem Soundtrack von Miles Davis ist nicht unbedingt billig, dafür aber in Form und Inhalt hervorragend: inklusive eines exzellenten bildtechnischen Transfer des Films, ungekürzt und im Originalformat, mit wahlweise französischer oder deutscher Tonspur, Untertiteln auf Deutsch, dazu den original US-Kinotrailer sowie ein Interview mit Louis Malle (16 Minuten) uhterm Titel Parlons Cinéma" als Extras. Exquisit!