Woman On The Beach, The

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Bewertung
***
Originaltitel
The Woman On The Beach
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

mit Joan Bennett, Robert Ryan, Charles Bickford, Nan Leslie, Walter Sande

Regie
Jean Renoir
Farbe
s/w
Laufzeit
68 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© Warner Bros.
 
Lieutenant Scott Burnett (Robert Ryan) ist Offizier der berittenen Küstenwache. An einem Sommerabend liegt er in seinem Büro auf der Pritsche; vor der Tür spielt Hauptbootsmann Jimmy (Jay Norris) mit einem Kameraden Karten. Scott Burnett aber träumt von Erlebnissen während des Krieges, als sein Schiff auf eine Seemine lief und leck schlug. Im Traum sieht er sowohl das Schiff als auch sich selbst auf den Meeresgrund sinken. Dort erblickt eine blonde Frau (Nan Leslie), auf die er zwischen Korallen und Felsen zugeht, derweil er achtlos über Skelette im Sandboden steigt. Als die beiden sich umarmen wollen, ist Scott Burnett erneut in den Explosionen jenes Schiffsunglücks gefangen. Er schlägt um sich, erwacht und seine Nachttischlampe fällt zu Boden… Jimmy kommt herein und fragt Scott Burnett nach dem Traum. Doch jener ist aufgrund seiner Entlassung aus dem Krankenhaus verzweifelt, obwohl er in einer Woche auch die Küstenwache verlassen wird. Als er am nächsten Tag im Sonnenschein den Strand entlang reitet, sieht er vor den Trümmern eines Wracks eine Frau (Joan Bennett) in Jeans und Windjacke auf einem Baumstamm sitzen und rauchen. Scott reitet weiter zu Bill Geddes‘ Boat Yard, wo seine Verlobte Eve Geddes (Nan Leslie), die Schwester des Inhabers, in der Werkstatt arbeitet. Unterm Eindruck seines erneuten Alpdrucks eröffnet ihr Scott, sie noch am gleichen Abend endlich heiraten zu wollen. Erst sagt ihm Eve spontan zu. Dann besinnt sie sich, Scotts kritischen Zustand erkennend, und möchte lieber den verabredeten Zeitplan einhalten. Frustriert und erregt verlässt Scott Burnett die Werkstatt und reitet am Strand entlang durch dichten Küstennebel zurück zur Station…
 
Tom Milne schrieb über Jean Renoirs Film Noir The Woman On The Beach für das Londoner Magazin Time Out: “The last film from Renoir’s wartime exile in America, considered too obscure, too erotic, and cut by nearly a third of its running time by RKO after a preview.” Tatsächlich hatte sein Autor und Regisseur nach Drehschluss eine Schnittfassung erstellt, mit der er zufrieden war und die vor amerikanischen Studenten zur Testvorführung kam. Die Rückmeldungen waren allerdings negativ, so dass wie im Fall aller Arbeiten von Orson Welles das Material seitens der Produktion nicht nur beschnitten, sondern zum Teil sogar neu gedreht wurde. Das Ergebnis ist trotz bemerkenswerter Einzelsequenzen kein guter Film, ist genaugenommen sogar eine Enttäuschung. “The Woman On The Beach is a flat and visually threadbare melodrama”, schlussfolgert Foster Hirsch in seinem Buch The Dark Side Of The Screen: Film Noir (1981). Die Dreiecksgeschichte von Charakteren, die jeder für sich genommen komplex angelegt sind, funktioniert in der Hast von 68 Minuten Spielzeit nicht ansatzweise. Nach 10 Minuten treffen Scott und Peggy aufeinander, – sie verheiratet, er glücklich verlobt – doch ihr Miteinander wirkt forciert und unglaubwürdig. Auch das exzellente Schauspiel Robert Ryans und Charles Bickfords und das allemal solide Vermögen Joan Bennetts können die irritierende Schnittfolge des verstümmelten Werks nicht retten.
 
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© Warner Bros.
 
Jean Renoir, Jean Gabin und Simone Simon hatten 1938 gemeinsam an Renoirs Pre-Noir-Meisterstück Bestie Mensch (FRA 1938) nach Émile Zolas gleichnamigen Roman gearbeitet. infolge des Kriegsausbruchs flohen Sie alle nach Hollywood und arbeiteten fortan in der „Traumfabrik“ Im Gegensatz zu den deutschen Exilanten, die bereits in den Jahren 1932 bis1934 ausgewandert waren, taten sich die Franzosen meist schwer. Bei einem Regisseur wie Jean Renoir herrschte bereits der Kunstanspruch eines Autorenfilmers vor, wie ihn die deutsche und die US-amerikanische Filmindustrie erst ab den Sechzigern zuließen. Das Studiosystem der Vierziger sah in Autoren, Regisseuren, Kameraleuten eher Handwerker – Leute, die in Lohn und Brot standen. Sie konnten brillante Arbeit leisten, aber in erster Linie hatten sie zu tun, was man von ihnen erwartete. Orson Welles oder auch Jean Renoir und Max Ophüls waren für ein solches System nicht geschaffen. Sie waren radikale Individualisten. Aber auch Robert Siodmak und Fritz Lang verließen während oder kurz nach der McCarthy-Ära enttäuscht und frustriert ein Land, in dessen Filmindustrie sie über lange Zeit ein Auskommen gefunden und deren Werkskanon sie entschieden bereichert hatten. Jean Renoir sagte später über seine Zeit in Hollywood: “Although I don’t regret my American films, I know for a fact they don’t even come close to any ideal I have for my work . . . they represent seven years of unrealized works and unrealized hopes.” So ist auch The Woman On The Beach ein Film Noir, den man sich getrost sparen kann.
 
Eine erstklassige DVD-Ausgabe (Regionalcode 2) der Collection RKO gibt es in der französischen Editions Montparnasse (2006): ungekürzt im Originalformat, englische Tonspur mit wahlweise französischen Untertiteln und eine auf Französisch gehaltene Einführung durch Serge Bromberg.
 

Film Noir | 1947 | USA | Jean Renoir | Harry J. Wild | Charles Bickford | Robert Ryan | Walter Sande | Joan Bennett | Martha Hyer

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