Neo Noir
| USA
| 1995
| Joe Eszterhas
| William Friedkin
| Chazz Palminteri
| David Caruso
| Holt McCallany
| Richard Crenna
| Robin Thomas
| Linda Fiorentino
Bewertung
***
Originaltitel
Jade
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1995
Darsteller
David Caruso, Linda Fiorentino, Chazz Palminteri, Richard Crenna, Michael Biehn
Regie
William Friedkin
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
103 min
Bildformat
Widescreen
© Paramount Pictures Corporation
San Francisco: Der Milliardär Kyle Medford (Ron Ulstad), Sammler antiker Kunstschätze, wohnt in einer prächtigen Villa im Herzen der Stadt… An diesem Samstagabend besucht der stellvertretende Staatsanwalt der Stadt, David Corelli (David Caruso), den Black-and-White-Ball, wo er den Ehepartnern Katrina Gavin (Linda Fiorentino), Doktor der Psychologie und Buchautorin, und Matt Gavin (Chazz Palminteri), steinreicher Jurist und Prominentenanwalt, beim Tanz zuschaut. Früher einmal war Corelli mit Katrina zusammen, doch geheiratet hat sie Matt... Plötzlich wird Corelli zum Telefon bestellt, wo er erfährt, dass Kyle Medford in seinem Haus ermordet wurde. Am Tatort trifft er die Polizistin Karen Heller (Donna Murphy) und Detective Bob Hargrove (Michael Biehn). Medford wurde mit einem antiken Beil zerschlitzt, nachdem er nackt angekettet wurde. Auf einer Kommode findet D.A. Corelli mehrere Silberdosen mit Haarlocken verschiedener Frauen. Eine Dose trägt ein chinesisches Schriftzeichen, das sich Davin Corelli von Mr. Wong (Victor Wong) übersetzen lässt. Es bedeutet: „Jade“. Einen Manschettenknopf, der ein ähnliches Symbol zeigt, hatte Corelli am Tatort unbemerkt Karen Heller zusteckt. Prekär wird der Fall, als Corelli am nächsten Morgen einen Briefumschlag erhält, den Hargrove und Detective Petey Vesko (Ken King) im Safe der Villa Medfords fand. Darin enthalten sind mehrere Fotografien. Sie zeigen Lew Edwards (Richard Crenna), den Gouverneur Kaliforniens, beim Sex mit einer jungen Prostituierten (Angie Everhart). David Corelli sucht den Gouverneur in seinem Büro auf, wo jener sich soeben mit seinem Assistenten Bill Barrett (Holt McCallany) bespricht…
„Der heißeste Erotik-Thriller des Jahres!“ informiert die deutsche DVD von Paramount Pictures auf ihrer Rückseite, doch das ist Blödsinn. Jade ist ein Neo Noir in der Tradition vieler Filmwerke des renommierten Regisseurs William Friedkin (French Connection / Brennpunkt Brooklyn, USA 1971, Leben und Sterben in L.A., USA 1985). Sicher, der Plot des Films hat mit Sex zu tun - mit dem käuflichen Sex, dessen sich politische Würdenträger und Wirtschaftsbosse des Bundesstaats Kalifornien gern bedienen. So lange, bis einer glaubt, das Spiel nach eigenen Regeln modifizieren zu können und der erste Mord geschieht. Wie einst Dashiell Hammetts Privatdetektiv Philip Marlowe in Mord, mein Liebling (USA 1944) oder Tote schlafen fest (USA 1946) sticht D.A. David Corelli ins intrigante Wespennest. Abgesehen von einigen Dildos und verwackelten Schwarzweißaufnahmen einer Videokamera gibt es nichts "Heißes" zu sehen. Es ist grotesk, wie der Film vermarktet und unverständlich, wie er von der Kritik und vom Publikum verdammt wurde. David Caruso, Linda Fiorentino und Chazz Palminteri sind in ihren Rollen gut besetzt. Die Regie Friedkins sorgt für eine lückenlos stringente Dramaturgie, Joe Eszterhas’ (Basic Instinct, USA 1992) Skript wartet mit einigen Überraschungen auf, Andrzej Bartkowiaks Kamera fängt die Stadt San Francisco wunderbar ein, James Horners Musik setzt souverän Akzente. Was man dem Film vorwerfen könnte, ist die Tatsache, dass er für 1995 ein wenig altbacken daherkommt. Als Thriller hätte er in den Siebzigern so gedreht werden können – und wäre heute ein Kultfilm, da man den Regisseuren des New Hollywood seinerzeit mehr Freizügigkeit zugestand. David Caruso gibt als Mann mit Vergangenheit ein feines Porträt, und es ist ein Jammer, dass er ab 2002 in dem lächerlich öden (doch dafür weltweit erfolgreichen) Fernsehfutter namens CSI: Miami enden musste.
Längst gibt es von Jade einen ca. 103 Minuten langen Director’s Cut, der in den USA auf der ursprünglichen VHS-Videokassette enthalten war, mit einem angeblich abweichenden Ende. Alle DVD- oder auch BD-Editionen aus dem Hause Paramount Pictures zeigen jedoch bis heute die ursprüngliche Kinofassung von 1995, Spielzeit 91 Minuten. Zudem ist der Film auf allen DVDs im falschen Format enthalten - Vollbild (4:3) statt Widescreen (16:9) - ein Fehler, der seit Jahren auf keinem digitalen Bildträger mehr vorkommen sollte. Lediglich die US-BD (2012) beinhaltet den Film im korrekten Format. Es ist unbegreiflich, warum mit dem Werk eines Regisseurs wie William Friedkin derart schlecht umgegangen wird. Alles Mögliche kommt als Director’s Cut auf den Markt, warum nicht Jade, zumal jener längst existiert? So bleibt ärgerlich, dass der Zuschauer diesen Film – ein Riesenflop an der Kinokasse, der David Carusos Karriere als Filmstar besiegelte! – weltweit nur in verstümmelter Form zu sehen kriegt. Hoffentlich ändert sich das, denn solcher Neo Noir ist trotz kleiner Schwächen allemal sehenswert. Die Bewertung mit drei Sternen bezieht sich auf die Kinofassung und deren allzu hastigen, etwas klischeehaften Schlussakt.
Die deutsche DVD von Paramount Pictures zeigt den Film im falschen Format (Vollbild 4:3) und in der im Vergleich mit dem Director’s Cut 12 Minuten kürzeren Kinofassung (91 Minuten Spielzeit) von 1995. Es gibt mehrere Tonspuren, darunter Englisch und Deutsch, wahlweise acht verschiedene Untertitel und den Kinotrailer als Extra.