Kuss vor dem Tode

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
A Kiss Before Dying
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller

Robert Wagner, Jeffrey Hunter, Virginia Leith, Joanne Woodward, Mary Astor

Regie
Gerd Oswald
Farbe
Farbe
Laufzeit
91 min
Bildformat
Widescreen
 

 

Bild Bild Kuss vor dem Tode-Poster-web3_1.jpg Bild
 
© United Artists Corporation
 
Downtown Tucson, Arizona: Die Studentin Dorothy Kingship (Joanne Woodward) ist im zweiten Monat schwanger und zwar von ihrem Freund Bud Corliss (Robert Wagner). Der beschwichtigt sie kurzfristig, dass sich eine Lösung wird finden lassen, doch im Grunde hatte er es vor allem auf Dorothys Erbschaft abgesehen, da sie eine Tochter des steinreichen Minenbesitzers Leo Kingship (George Macready) ist. Dorothy hingegen will den Klauen ihres dominanten Vaters entfliehen und träumt von einem Neuanfang mit Bud, der auch bescheiden ausfallen dürfte. Als sich Bud Corliss, der allein mit seiner Mutter (Mary Astor) lebt, kein gangbarer Weg bietet und Dorothy ihren Zustand zwar vor aller Welt verschweigt, anderseits aber auf eine Entscheidung zugunsten einer schnellen Heirat drängt, sieht sich Corliss unter Zugzwang. Während er Dorothy gegenüber den Verliebten spielt, ist er im Stillen keinesfalls bereits, seine Hoffnungen auf ein Luxusleben zu begraben und auch nicht willens, die in ihn gesetzten Erwartungen zu enttäuschen. Als er der Schwangeren in der Apotheke Tabletten gegen ihre Übelkeit besorgt, bringt ihn das auf eine Idee. In der Bibliothek der Universität entwendet er ein Buch über Gifte, und als sich Dorothy auf dem Campus mit dem Dozenten Gordon Grant (Jeffrey Hunter)unterhält, den sie just am Vorabend versetzte, schleicht sich Bud in die Fakultät der Chemie…
 
Der Film versinkt derart im Mittelmaß, dass es mit Blick auf die Buchvorlage Ira Levins, dessen gleichnamiges Debüt (EA 1953) von Lawrence Roman zum Drehbuch verwurstet und von Gerd Oswald verfilmt wurde, schlicht wehtut. 40 Minuten nimmt sich die Regie eingangs für die Beziehung zwischen Dorothy Kingship und Bud Corliss Zeit, doch weder erfährt man viel über die Charaktere, noch entwickeln Robert Wagner und Joanne Woodward die geringste Chemie. Wagners Schauspiel ist wenig facettenreich und dasjenige Woodwards, die das Engagement später bereute, ist noch blasser. Virgina Leith, die ihre Schwester Ellen Kingship spielt, hebt das Niveau auch nicht - im Gegenteil. Charakterdarsteller George Macready, der manchen Film Noir veredelte, wird mangels einer interessanten Rolle verschenkt. Mary Astor, 15 Jahre zuvor Femme fatale in John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (1941), ist in ihrer Nicht-Rolle kaum zu erkennen. So ist es am Ende Jeffrey Hunter, dessen mittelprächtiger Detektiv aus Neigung heraus sticht. Wo ist Alfred Hitchcock, wenn man ihn braucht? Die Frage stellte mancher US-Kritiker und zu Recht! Gerd Oswald gelingt es, Levins Roman, der eine unfreiwillige Schwangerschaft und einen bodenlosen Materialismus - für die Mittfünfziger brisante Themen - als Treibmittel einer dunklen Fabel über die Amoralität der US-amerikanischen Upper Class anbietet, in einen flachen und von Anbeginn vorhersehbaren Thriller zu verwandeln, was schon einiges an Talent verlangt. Seines und das des Drehbuchautors schaffen es sogar, die Indizien der Untersuchung, anhand derer die Hobbydetektive sich voran bringen, in lächerlicher Unglaubwürdigkeit aneinander zu reihen.
 
Bild Bild Bild
© United Artists Corporation
 
Was den Film erträglich geraten ließ, ist die Fotografie des Kameramanns Lucien Ballards. Als frühes Beispiel eines Studiofilms in Farbe und in Cinemascope lässt er diese 91 Minuten erstklassig aussehen. Die A-Produktion brachte einige Nachwuchstalente - Wagner, Woodward, Leith - mit bekannten Namen der 40er - Macready, Astor – zusammen. Dass sie weder Wagner noch Woodward oder Leith zu Starruhm verhalf, wundert einen nach Kuss vor dem Tode nicht. Das Schauspiel dümpelt auf TV-Niveau, die Regie ist gesichtslos und im Ganzen bietet der Thriller wenig Film Noir. Bis auf eine Nachtszene, darin sich Ellen mit einem Radio-DJ trifft und die vordergründig, handwerklich aber geschickt inszeniert ist, wirkt der Film unauffällig zeitgemäß - mit seinen erkennbaren Studiosets teils sogar hausbacken. Wer einen interessanten Film-Noir-Psychopathen, der Bud Corliss sicher nicht ist, sehen will, sollte sich Otto Premingers Engelsgesicht (USA 1952) ansehen. Kuss vor dem Tode ist zwar kein Ärgernis, lohnt sich aber auch als Thriller, Kriminalfilm oder Melodrama nicht. “The majority of blame for the film's failure must lie with director Gerd Oswald”, schreibt Anthony Nield im Webforum The Digital Fix und es stimmt. Auch dessen zweiter Abstecher ins Terrain des Film Noirs, der B-Film Das war Mord, Mr. Doyle (USA 1957), war trotz guter Besetzung ein Flop. 1991 verfilmte James Dearden das Ira-Levin-Buch erneut und zwar mit Matt Dillon und in der Doppelrolle der Schwestern Dorothy und Ellen mit Sean Young, die für ihre Leistung die Goldene Himbeere als schlechteste Haupt- und Nebendarstellerin erhielt. Fürs Original gibt es hier knapp drei Sterne!
 
Die Erstauflage der DVD von MGM Home Entertainment (2004) enthält den Film im beschnittenen Bildformat, anstatt 2.35:1 leider nur 1.85:1, so dass rechts und links signifikante Teile fehlen – im Ganzen 21%. Die Neuauflage von 2007 machte den Fehler wett, d.h. nun im Originalformat und ungekürzt, bildtechnisch restauriert, Tonspuren auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch, wahlweise 11 verschiedene Untertitel, den original US-Kinotrailer als Extra.
 

Film Noir | 1956 | USA | Gerd Oswald | Ira Levin | Lucien Ballard | George Macready | Jeffrey Hunter | Robert Wagner | Mary Astor

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