Neo Noir
| USA
| 1996
| Lee Tamahori
| Bruce Dern
| Chazz Palminteri
| John Malkovich
| Michael Madsen
| Nick Nolte
| Titus Welliver
| Treat Williams
| William Petersen
| Jennifer Connelly
| Melanie Griffith
Bewertung
***
Originaltitel
Mulholland Falls
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1996
Darsteller
Nick Nolte, Melanie Griffith, Chaz Palminteri, Michael Madsen, Jennifer Connelly
Regie
Lee Tamahori
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
103 min
Bildformat
Widescreen
Los Angeles 1954: Vier Polizeibeamte des Los Angeles Police Departments sind als die Hat Squad bekannt. Max Hoover (Nick Nolte), Elleroy Coolidge (Chaz Palminteri), Eddie Hall (Michael Madsen) und Arthur Relyea (Chris Penn) rollen eines Abends mit ihrem schweren Cabriolet durch die Straßen und fallen in einen Nachtclub ein. Dort ziehen sie den aus Chicago angereisten Gangster Jack Flynn (William Petersen) von einem der Tische, prügeln einige seiner Begleiter zu Boden und entführen Flynn zu einer Anhöhe über der Stadt, die Mulholland Falls genannt wird. Sie stürzen ihn von der Klippe, nachdem ihm Lieutenant Hoover zu verstehen gab: „This isn’t America, Jack. This is L.A.“ Bei der Fahrt abwärts rollen sie an dem Schwerverletzten vorüber, der neben der Straße zum Liegen kam und erklären ihm, dass man in der Stadt keine Gangster von außerhalb zu sehen wünsche. In einem anderen Club trifft Hoover nach dem arbeitsreichen Tag seine Frau Katherine (Melanie Griffith) und legt zum Jazz der Kapelle noch ein Tänzchen aufs Parkett. Am nächsten Tag fährt die Hat Squad mit ihrem Dienstwagen gemeinsam zu einem Baugelände am Stadtrand, wo eine Frauenleiche gefunden wurde. Die völlig zerquetschte Allison Pond (Jennifer Connelly) scheint Lieutenant Hoover, den dieser Fund mehr als nur überrascht, nicht unbekannt zu sein…
„Ein Highlight des modernen Film Noirs mit großem Hollywood-Staraufgebot“, verspricht der Klappentext der deutschen DVD, doch ein "Highlight" findet sich hier leider nicht! Sicher ist im Spielfilm die Welt der Logik eine eigene. Sogar bei Alfred Hitchcock oder Billy Wilder überzeugt nicht jedes Detail und als Zuschauer lässt man vieles durchgehen. Die 80/20-Regel gehört zum cineastischen Genuss dazu. Was einem in Nach eigenen Regeln von den Autoren und von der Regie zugemutet wird, dreht die Zahlen der Regel jedoch nahezu um. Vier Polizisten prügeln und foltern, nehmen sogar die Möglichkeit eines Totschlags in Kauf – das ist aber, rechtlich gesehen, für die Herren kein Problem. Die Ermittlungen eines Falls gehen vonstatten, indem man zu viert im Cabriolet von Kreti zu Pleti fährt und (ohne zu fragen) Wohnungseinrichtungen und Beweismittel zerschlägt. Der Polizeichef von Los Angeles (Bruce Dern) hat zum Fall selbst so gut wie nichts zu sagen, teilt mit seinem Lieutenant aber den Hass aufs FBI und zückt die Whiskypulle zwecks gemeinsamen Anstoßens. Eine Prostituierte, die Geliebte eines Generals, macht mit einer Super-8-Kamera in einem Hochsicherseitsareal der US-Armee vor Dutzenden uniformierter Zeugen Aufnahmen, die kompromittierendes Material beinhalten. Als der FBI-Direktor J. Edgar Hoover persönlich gegen den Lieutenant des Los Angeles Police Departments eine Ermittlung ins Laufen bringt, ist sie kurze Zeit später wieder vergessen. Und so weiter, und so fort. Was dem Zuschauer in Nach eigenen Regeln als eine Film-Noir-Geschichte verkauft wird, enthält im Detail so viele Anschlussfehler und ist im Ganzen derart unlogisch, dass man sich beim ersten Nachdenken veräppelt vorkommen muss.
Dabei sind die Zutaten seitens der Drehbuchautoren gar nicht mal übel. Melanie Griffith liefert eine darstellerische Leistung, die beachtlicht ist. Die Ausstattung überzeugt rundum und hat diesem Neo Noir im Retro-Gewand nicht umsonst Vergleiche mit Chinatown (USA 1974) eingetragen. Auch sonst folgt der Film Polanskis Meisterstück aus der Ära New Hollywoods - faschistoide Staatsdiener, zu allen Schandtaten bereit, sind um die im Kalten Krieg und im letzten Jahr der sogenannten McCarthy-Ära allerorten beschworene Staatssicherheit besorgt. Es folgen Vertuschung und Verschwörung, abgründige Machenschaften im Halbdunkel von Rüstungswettlauf und globalem Kräftemessen, was wiederum mit den Schicksalen der einzelnen Charaktere schlüssig verbunden ist. Doch während Roman Polanski in Chinatown einen im Ganzen grandiosen Handlungsverlauf knüpft, kriegt Lee Tamahori in Nach eigenen Regeln weder seine Zutaten nicht so richtig zusammen. Nick Nolte, seinerzeit in Dreckige Hunde (USA 1978) herausragend, wirkt mit 55 Jahren als der falsche Mann für den Lieutenant Hoover und stellenweise sogar hölzern. Michael Madsen, Chris Penn und John Malkovich werden als bessere Statisten verheizt; Bruce Dern wird als Polizeichef von Los Angeles nicht einmal erwähnt. Vor allem die Regie ist wenig spezifisch in diesem bestenfalls mittelprächtigen Film, der seinerzeit ein Flop wurde und dem ein Jahr später durch Curtis Hansons L.A. Confidential (USA 1997) gezeigt wurde, wie ein richtig guter Neo Noir im Look der Fifties nicht bloß aussehen sondern auch geschrieben und dramaturgisch auf den Punkt gebracht werden muss.