They Won’t Forget

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Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
*****
Originaltitel
They Won’t Forget
Kategorie
Pre Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1937
Darsteller

Claude Rains, Gloria Dickson, Edward Norris, Otto Kruger, Lana Turner

Regie
Mervyn LeRoy
Farbe
s/w
Laufzeit
95 min
Bildformat
Vollbild
 

 

BildBildThey Wont Forget-Poster-web3.jpgThey Wont Forget-Poster-web4.jpg
© Warner Bros.
 
Flodden ist eine Kleinstadt im Süden der USA. Hier besucht Mary Clay (Lana Turner) das Buxton Business College, an dem Robert Perry Hale (Edward Norris) Professor ist. Der junge Mann, vor ein paar Monaten mit seiner Frau Sybil (Gloria Dickson) aus New York hierher gezogen, fühlt sich vor Ort nicht wohl und möchte in den Norden zurück. Dennoch ist er der Schwarm mancher Studentin an seinem College. Als er am Erinnerungstag zu Ehren der Gefallenen des Szessionskriegs von Prof. Carlisle P. Buxton (E. Alyn Warren) vor versammelter Klasse aufgeklärt wird, dass dieser anlässlich der Parade wie ein Feiertag gehandelt wird, muss er seinen Unterricht beenden. Mary geht mit ihrer Freundin Imogene Mayfield (Linda Perry) etwas trinken und sieht sich die Parade an. Robert Hale besucht den Friseur Jim Timberlake (Clifford Soubier), geht nochmals in die Schule und dann nach Haus, wo er sich bei Sybil über die Schmach durch Buxton beklagt. Als am Abend die Journalisten des Ortes darüber stöhnen, wie ereignislos der Ehrentag verlaufen sei, platzt durch Tumb Redwine (Clinton Rosemond), den Hausmeister im Buxton Business College, die Nachricht von der Ermordung einer Studentin in die Abendruhe. Mary Clay wurde im Keller des Gebäudes tot aufgefunden. Der Staatsanwalt Andrew J. Griffin (Claude Rains) übernimmt persönlich die Aufklärung des Falles, an dem die Bevölkerung regen Anteil hat. Er wittert die Chance, sich mit einem spektakulären Prozess eine Wählerschaft heran zu ziehen, die ihn zu einem Sitz im Senat bringt und damit seine Karriere aufs richtige Gleis…
 
"We can lynch a nigger any time, but when do we get a chance to hang a Yankee Jew?" sprach der Politiker Thomas E. Watson 1915, als er den Mordprozess gegen den jüdischen Geschäftsmann Leo Frank für ein Revival des Klu-Klux-Clans ausschlachtete. Mervyn LeRoys They Won’t Forget ist ein Film nach dem Roman Death In The Deep South von Ward Greene, der wiederum auf dem authentischen Fall des Lynchmordes an Leo Frank beruht. Greene war seinerzeit selbst Journalist, der den Leo-Frank-Prozess 1915 für das Atlanta Journal aufarbeitete und 1936 seinen Roman veröffentlichte, den der spätere Film-Noir-Regisseur Robert Rossen in ein Drehbuch verwandelte. Noch im Film ist vieles am Originalfall orientiert, so der 26. April als Datum des Confederation Memorial Day und des Mordes an Mary Phagan, in They Won't Forget Mary Clay.
 
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© Warner Bros.
 
They Won’t Forget ist ein Film über Rassismus, Bigotterie, Machtgier, Opportunismus und die Skrupellosigkeit politischer Würdenträger bei Erreichung ihrer Karriereziele. Andrew J. Griffin geht über Leichen und eine ganze Stadt geht bereitwillig mit. Wer von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist oder nicht, spielt im Verlauf des Falles immer weniger eine Rolle. Robert Hale ist noch vor Prozessbeginn verurteilt, weil alle Interessengruppen des Ortes Profit daraus schlagen und der Kuchen im Nu verteilt ist. Staatsanwalt Griffin, der härteste und fanatischste unter ihnen, fühlt sich berufen, die Verurteilung auf Gedeih und Verderb durchzusetzen und er tut es mit Mitteln diesseits und jenseits der Legalität. Seinen Status als Vorläufer des Film Noirs der Vierziger zieht der Film aus der Konsequenz des Schicksals von Robert Hale: “It don’t make no difference what he finds. We know how it’s gonna end.“ Als hartes Sozialdrama des Studios Warner Brothers, für das Mervyn LeRoy 1932 den Pre Noir Ich war ein entflohener Kettensträfling gedreht hatte, steht They Won’t Forget in der Tradition von Fritz Langs MGM-Film Blinde Wut (USA 1936). Letzterer basierte auf dem Lynchmord an Harold Thurmond und Jack Holmes in San Jose, der 1933 die Weltöffentlichkeit schockiert hatte. Doch LeRoys Film ist besser als derjenige Langs – ein kompromissloser, vielschichtiger und darstellerisch überzeugender Vorläufer des Film Noirs und das mehr als mancher Gangsterfilm von reinem Unterhaltungswert. They Won’t Forget ist übrigens kein Gerichtsdrama, wie oft behauptet, insofern der Prozess selbst nur 23 der insgesamt 95 Minuten einnimmt. Ein hierzulande (fast) unbekannter Pre-Noir-Klassiker und unbedingt sehenswert!
 
Der Film liegt auf DVD weltweit nur in den USA als Teil der Warner Bros. Archive Collection vor: ein bildtechnisch sauberer Transfer in ungekürzter Spielzeit mit gut verständlichem Originalton und ohne Extras. In vielen europäischen Nationen sowohl im Kino als auch im Fernsehen gezeigt, lief They Won’t Forget unter dem Titel Der dritte Grad auch in Österreich.
 

Pre Noir | 1937 | USA | Mervyn LeRoy | Robert Rossen | Claude Rains | Edward Norris | Elisha Cook jr. | Frank Faylen | John Ridgely | Otto Kruger | Thomas E. Jackson | Gloria Dickson | Lana Turner

Gespeichert von Tonio (nicht überprüft) am 19. Februar 2020 - 22:40

Permanenter Link

Hi Matthias, ich hatte grad die Gelegenheit, ausgerechnet in der Lissabonner Kinemathek, und der ist grandios. Fury aber auch. Zugegeben, der ganz große Pluspunkt des LeRoy ist ... ( wenn ich sage, nicht spoilern, weißt Du, was ich meine). Lang zeigt aber grad in diesen eingefrorenen Wochenschaufilmbildern, wie Biedermänner und -frauen zu Brandstifter/innen werden, wohingegen bei LeRoy die Masse eh in Lynchstimmng ist - von Anfang an. Sicherlich ein Wettkampf auf sehr hohem Niveau.

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