David Graham (Michael Redgrave) war ein englischer Schriftsteller, bevor seine Familie zerbrach und er dem Alkohol verfiel. Seither lebt er im fernen Kanada in einer Entziehungsklinik, wo ihn die Nachricht erreicht, dass sein Sohn Alec (Alec McCowen) des Mordes an seiner Freundin Agnes Cole (Joan Plowright) für schuldig befunden und zum Tod verurteilt wurde. Alec ist eng mit Brian Stanford (Paul Daneman) befreundet. Auf dem Landsitz von dessen Eltern, dem Autohändler Robert Stanford (Leo McKern) und seiner Frau Honar (Ann Todd), war der Mord verübt worden. Als David Graham endlich in London eintrifft, informiert ihn Alecs Anwalt Jeremy Clayton (Peter Cushing), dass bis zum Termin der Exekution noch 24 Stunden Zeit bleiben. Der Vater, welcher seinen Sohn seit Jahren kaum noch wahrgenommen hatte, ist von Alecs Unschuld überzeugt. Trotz des eigenen Alkoholismus' und Alecs Ablehnung will Graham die verbleibende Zeit nutzen, um dem wahren Mörder auf die Spur zu kommen. Schnell wird ihm klar, dass speziell für ihn die Familie der Stanfords ein Wespennest darstellt…
Teuflisches Alibi strahlt eine Tristesse und Härte aus, die an Luis Buñuels
Die Vergessenen (MEX 1950) und Orson Welles’ schwarzweiße Franz-Kafka-Verfilmung
Der Prozess (FRA/ITA 1963) denken lässt. Reich und Arm führen in der betonierten Einöde ihrer Metropole ein gleichermaßen freudloses, von Gier und Geiz, von Neurosen und Hass determiniertes Leben, das nur Haben und Nichthaben voneinander scheidet. Der Schriftsteller David Graham ist daran zerbrochen und sieht plötzlich seinen einzigen Lebenszweck in der Aufgabe, den Sohn vor einem vergleichbaren Schicksal zu retten. Die Montage des Mordes konfrontiert ihn mit der Frage, wie weit er selbst dafür zu gehen bereit ist. Um die Handlung darauf zuzuspitzen, klammert Autor und Regisseur Joseph Losey alles aus, was Hollywood in den Fünfzigern dafür veranschlagte - nämlich Romantik, Hoffnung und Versöhnung.
Teuflisches Alibi ist beinhart, ein Film Noir im ursprünglichen Sinn des Begriffs, eine rabenschwarze Studie primitiver Instinkte und perfiden Kalküls.
Der US-Amerikaner Joseph Losey war schon in Hollywood ein Regisseur des Film Noirs, u.a. mit
Die Nacht der Wahrheit (USA 1951) und
Dem Satan singt man keine Lieder (USA 1951). Nachdem er vor das
Komitee für unamerikanische Umtriebe geladen worden war, das während der McCarthy-Ära den US-Kulturbetrieb von kommunistischen Einflüssen zu säubern hatte, verweigerte er die Aussage. Joseph Losey ging nach England ins Exil, wo er bis zu seinem Tod 1984 lebte und arbeitete. Nach dem Post Noir
Die Spur führt ins Nichts (UK 1960) fand Losey zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Harold Pinter, aus dem u.a der bis heute weltberühmte
Der Diener (UK 1963) hervorging. Joseph Loseys Film Noir
Teuflisches Alibi gilt als Vorstufe solcher Arbeiten und ist in seiner zynisch geprägten Attitüde zugleich einmalig. Aus heutiger Sicht ist er nicht weit von Louis Malles
Fahrstuhl zum Schafott (FRA 1957) und von den Film Noirs Jean-Pierre Melvilles.Seiner Zeit defintiv ist
Teuflisches Alibi um mehr als nur eine Nasenlänge voraus!
Odeon Entertainment bringt den hierzulande fast vergessenen Film als DVD (2008) im Rahmen seiner exzellenten The Best of British Collection, d.h. bildtechnisch restauriert, ungekürzt im Originalformat mit englischem Originalton. Untertitel und Extras gibt es keine, dafür ein vierseitiges Booklet mit informativen Kurzbiografien zum Regisseur und den Darstellern. Empfehlenswert!