Elizabeth Montgomery, Ron Karabatsos, John Reilly, Louanne, Robin Gammell
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Los Angeles, Kalifornien: Sobald sie in Alpträumen wieder und wieder an die regnerische Nacht erinnert wird, als ihr Ehemann, Journalist Andy Scott (David Haskell), aus dem Seitenfenster eines 1951er Cadillac Series 62 Sedan de Ville vor einem Imbisslokal mit einem Revolver erschossen wurde, sieht sich Privatdetektivin Sara Scott (Elizabeth Montgomery) mit ihrem tief wurzelnden Trauma konfrontiert. Eben erst hatte er seine Frau in ihrem Wagen zurückgelassen, nachdem sie ihn trotz der nächtlichen Stunde in die Nähe des Redaktionsgebäudes seiner Zeitung gefahren hatte. Dann starb er vor ihren Augen… Inzwischen lebt die verwitwete Detektivin allein mit ihrer Tochter Valerie (Louanne), die vom unaufgeklärten Mord an ihrem Vater gleichermaßen besessen ist. Wider ihren Rat geht Sara auch heute nach einer fast schlaflosen Nacht ins Büro. Als sie die Tür zur Agentur des Privatdetektivs Claude Papazian (Ron Karabatsos), ihres Chefs, offen findet, ist Sara alarmiert. Papazian würde um nichts auf der Welt zu solch früher Stunde arbeiten. Mit ihrer automatischen Bereta, 32 Millimeter, bewaffnet, schleicht sich Sara in die Büroräume und ruft ihren eigenen Namen. Doch dann sieht sie Spencer Harris (Julius Harris), seit acht Monaten ihr neuer Vermieter, der die Wand in Papazians Büro streicht und die beiden Detektive nach drei Monaten ohne Zahlung der Miete vor die Tür setzen will. Sara Scott verspricht ihm, bis Tagesende das Geld aufzutreiben, aber als sie an der Rezeption rückfragt, hat es keinen einzigen Anruf für die Detektei gegeben. Von einer Telefonzelle aus versucht sie verzweifelt, Claude Papazian zu erreichen…
“I stayed close to Richmond’s car and waited… You didn’t have to be Philip Marlowe to realize the doctor had not found happiness between the sheets." Der britische Regisseur Mike Hodges hatte einst mit Jack rechnet ab (UK 1971) und Pulp (UK 1972) seine Liebe zum Gangsterfilm und zum Film Noir bewiesen. In der US-amerikanischen TV-Produktion Scherben eines Mordes nimmt er viele der Stilelemente des klassischen Film Noirs aus Hollywood in die eigene Inszenierung auf: nächtliche Straßen im Neonlicht von Regen gepeitscht, wo der investigative Politjournalist Andy Scott aus dem Seitenfenster eines Cadillacs aus den frühen 50er Jahren erschossen wird, während die Stimme der weiblichen Privatdetektivin einsetzt, die das Ganze als Rückblende kenntlich macht. Mehr Film Noir lässt sich via Retro-Ästhetik kaum inszenieren, und auch Kameramann Charles Correll (Rasende Gewalt, USA 1976) tut seinerseits viel, um in solche erste Minuten die Aura der Filmklassik einfließen zu lassen, die er mit einer rasanten Schnittfolge und teils surrealistischen Einblendungen verknüpft. Alles in allem ist das ein gelungener Start, trotz der an die Fernsehästhetik der 70er gemahnenden Effekte, die vom CGI des 21. Jahrhunderts Lichtjahre entfernt liegen. Problematisch wird es, wenn Teile solcher Rückblende zu oft wiederholt werden und zwar über eine Strecke von 96 Minuten ständig und immer wieder, so dass sie seitens der Regie in ihrer Bedeutung überstrapaziert werden. Aber das ist nicht das einzige Problem dieser Verfilmung des Romans A Private Investigation (EA 1980) seines US-Schriftstellers Karl Alexander. Viele Rollencharaktere werden nur angerissen und gehen im Lauf der Handlung auf halber Strecke verloren. Sie verschwinden aus der Handlung und ihre Verbindung zu Morden, die Sara Scott schließlich zu demjenigen an ihrem Ehemann zurückführt, bleibt unklar.
“Tequila?” - “You want some?” - “It's a little early for me. It doesn't go with toothpaste.” Der Autor des Drehbuchs und Regisseur, also Mike Hodges selbst, versucht sich an Raymond Chandler und imitiert Stil und Tonfall der Dialoge jenes Kriminalschriftstellers, der das 20. Jahrhundert um viele der besten US-amerikanischen Detektivgeschichten bereicherte. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Doch ist es vor allem die konstante Erzählerstimme aus dem Off, diejenige Sara Scotts, die mitunter verhindert, dass Figuren des Films für sich selbst sprechen und sich dadurch entwickeln. Immerfort muss sie alles und jeden kommentieren, und spätestens ab der Hälfte des Films ging zumindest mir es auf die Nerven. Das ist bedauerlich, merkt man Hodges die Liebe zum Filmstil doch allemal an. Zudem ist Elizabeth Montgomery derart wider ihren Typ gecastet, dass es ihre Privatdetektivin als eigenwillig, fast einzigartig erscheinen lässt. Deren Trauma durch Tod und Verlust ihres Mannes wird im Finale jedoch derart klischeehaft abgehandelt, dass sie zuletzt als schwache Frau im falschen Job dasteht, die einer echten Notlage nur entkommt, wenn sie gerettet wird. Die Chance, mit Scherben eines Mordes dank Montgomery einen dezidiert andersartigen Neo Noir zu präsentieren, verpasst Hodges damit auf ganzer Linie.
Konträr zu Kinofilmen werden TV-Produktionen oft übersehen und trotz seines renommierten britischen Regisseurs gibt es bis heute (2024) keine BD oder DVD dieses Films, der nach wie vor als obskur gilt und auch in sonstige Kollektionen mit bild- und tontechnisch restaurierten Werken der Filmgeschichte noch keine Aufnahme fand.