Clayton Rohner, Ray Sharkey, Paul Le Mat, Talia Balsam, Phil Morris
San Francisco, Kalifornien: Im Keller des Redaktionsgebäudes der San Francisco Times sitzt ein Fremder (Frank Gargani) und hört alle eingehenden Telefonate ab. Ein gewisser Mr. Kim (Robert Ito) lässt sich mit Redakteur Charles Bradley (Anthony Zerbe) verbinden, der extra ein Meeting verlässt, um seinen Informanten zu sprechen. Kim teilt Bradley mit, dass er alle Beweise gesammelt habe, über welche sie gesprochen hätten. Weil er jedoch um sein Leben fürchte und das Land werde verlassen müssen, veranschlage er dafür die Summe von 250.000 US-Dollar. Radley zögert kurz, willigt aber ein. Als Treffpunkt schlägt Kim vor, sich in einer alten Filmkulisse 40 Meilen nördlich von Los Angeles zu treffen… Plötzlich reißt ein Wachmann die Stahltür zum Keller auf und zwingt mit dem Strahl seiner Taschenlampe den unbefugten Eindringling in die Deckung. Kaum ist er wieder allein, notiert er sich den zwischen Bradley und Kim ausgetauschten Zahlencode, den er auf eine Audio-Kassette aufnahm und telefoniert mit Police Detective Ryan (Ray Sharkey) in Los Angeles. Während jener sich Notizen macht, wird er von einem Fenster des gegenüberliegenden Gebäudes von Privatdetektiv Howard White (Justin Lord) per Fernglas beobachtet, der wiederum Ryans Telefon abhört und sein Gespräch aufzeichnet. Aber der Privatermittler entpuppt sich als ungeschickt, muss seinen Aussichtsplatz räumen, indessen Ryan die Pistole ins Schulterhalfter steckt und flugs die Treppe hinabrennt. Unten angekommen heftet er sich an Whites Fersen…
Von Freunden des Neo Noirs der 80er und 90e Jahre wird gern erwähnt, dass hier als Drehbuchautor John Dahl seine Finger im Spiel gehabt habe, welcher sich später mit Red Rock West (USA 1993) und The Last Seduction (USA 1994) in die Annalen des Filmstils einschrieb. Nun ist das zwar richtig, doch macht es aus Nigel Dicks P.I. Private Investigations keinen Klassiker. Über weite Strecken wirkt der Film wie eine Melange aus Jeff Kanews Eddie Macons Flucht / Kopfjagd (USA 1983), John Landis‘ Kopfüber in die Nacht (USA 1985) und Martin Scorseses Die Zeit nach Mitternacht (USA 1985), darin jeweils unbescholtene junge Männer in lebensgefährliche Verwicklungen geraten, welche sie zu Gejagten werden lassen, bevor sie auf ihrer Flucht obendrein in eine romantische Liaison schlittern. Solcherart Filme gab es schon im Film Noir der 40er und der 50er Jahre. Auch damals waren sie in ihrer Grundierung teils mehr, teils weniger dunkel, wie etwa Curtis Bernhardts Anklage – Mord (USA 1947) oder Ralph Thomas‘ Auf falscher Spur (UK 1950) belegen. Die zwar nicht originelle, aber glaubhafte Prämisse ist, dass der Chefredakteur einer in San Francisco ansässigen Tageszeitung mithilfe eines Informanten der Unterwelt die US-amerikanische Polizeibehörde des lukrativen Handels mit beschlagnahmtem Kokain überführen will. Seine Pläne werden durchkreuzt, als die Privatdetektive Howard White und Larry (Anthony Geary), die Charles Bradley zwecks Beschattung der korrupten Polizeibeamten in Los Angeles angeheuert hatte, enttarnt und unschädlich gemacht werden. Zur falschen Zeit am falschen Ort, in Los Angeles im eigenen Apartment, wo Howard White die Audio-Kassette versteckt, wird sein Sohn, der Architekt Joey Bradley (Clayton Rohner), von den mörderischen Cops ebenfalls als Sicherheitsrisiko eingestuft, und die Hatz beginnt. In dem Maß, wie die Action zunimmt, gerät die Handlung zu einer Aneinanderreihung für solche Epoche des Filmschaffens typische Klischees. Am Ende kommt der britische Regisseur Nigel Dick über den Standard eines TV-Krimis nicht hinaus, was womöglich auch mit seiner eigenen Berufsbiografie zu tun hat.
Nigel Dick hatte seit 1983 v.a. in England reihenweise Popmusikvideos gedreht, was er im Übrigen bis heute tut, und so ist der Film vollgestopft mit 08/15-Pophits seiner Zeit: Bon Jovi, Bananarama, Level 42, Big Country, Was Not Was, Brian Spence, u.a. verkleistern die Kulisse Los Angeles‘ mit ihrem synthetischen Zeitgeist-Kitsch, und es klingt schrecklich. Was hier ohne Konzept und Fingerspitzgefühl zusammengeschustert ward, fügt sich nicht. Zwar blieb P.I. Private Investigations nicht Dicks erster und einziger Spielfilm, doch einer seiner wenigen. Die meisten Darsteller agieren solide; Clayton Rohner und Talia Balsam beweisen gar Chemie miteinander, indessen ihr leiblicher Vater Martin Balsam (Psycho, USA 1960) leider nur kurz zu sehen ist. Das Finale ist fade, und so gibt es für diese Kuriosität der 80er Jahre knapp 3 Sterne, bleibt sie im Ganzen doch immerhin kurzweilig.
Während der Film in den USA und in England 1987 im Kino aufgeführt wurde, endete er im Rest der Welt auf dem Direct-to-Video-Markt und wurde - wie in Deutschland etwa durch die Concorde Home Entertainment GmbH (als Private Investigations) - nur als VHS-Videokassette (1988) zum Kauf angeboten. Trotz des Interesses auch an obskuren Produktionen der 80er und 90er gibt es meines Wissens bis heute (2024) weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Werks.