Last Gunfight, The

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Ankokugai no taiketsu
Kategorie
Post Noir
Land
JPN
Erscheinungsjahr
1960
Darsteller

Toshirô Mifune, Kôji Tsuruta, Yôko Tsukasa, Seizaburô Kawazu, Tadao Nakamaru

Regie
Kihacho Okamoto
Farbe
Farbe
Laufzeit
95 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 

Kojin, Japan: Am späten Abend hält ein Motorradpolizist auf einer stadtauswärts führenden Landstraße einen 1959er Chevrolet Impala an und möchte zwei auf der Rückbank platzierte Reisekoffer kontrollieren. Als er sich an ihnen zu schaffen macht, beginnt der Beifahrer zu schießen, und der Beamte stirbt vor Ort auf offener Straße, bevor er sich hätte wehren können. Die örtlichen Tageszeitungen werden nicht müde zu berichten, in welchem Ausmaß die Stadt sich in der Hand verfeindeter Yakuza-Clans befände, die vor nichts zurückschreckten… In einem aus Tokio in Richtung Kojin befindlichen Zug reist Police Detective Saburo Fujioka (Toshirô Mifune), der sich in der Gesellschaft eines Sitznachbarn namens Yata (Ikio Sawamura) wiederfindet, Manager für die mit ihm reisende Stripteasetänzerin Hiromi (Kaoru Hama). Als letztere erwähnt, dass sie nicht wieder verhaftet werden wolle, macht Yata eine abfällige Bemerkung über Polizeibeamte und der hinter ihnen sitzende Susumu Tendo (Akihiko Hirata) schaltet sich ins Gespräch ein. Weder Yata noch Detective Fujioka ahnen, dass nicht nur Hiromi in einem Nachtclub des Yakuza-Bosses Ooka (Seizaburô Kawazu) auftreten wird, sondern dass auch Tendo in Kojin für Ooka einen Auftrag übernehmen soll. Als der Zug sein Ziel erreicht, fährt am Bahnhof gleichzeiztig eine Ambulanz vor. Der Streit der Yakuza-Banden hat ein nächstes Opfer gefordert. Indessen sich Tendo per Taxi zur Polizei fahren lässt, stellt Fujioka inmitten der Schaulustigen aufs Geratewohl eine Falle…

 

Vom US-amerikanischen Gangsterfilm und dem Film Noir der 40er und 50er Jahre beeinflusst, produzierte das marktführende japanische Filmstudio Tōhō unter dem Oberbegriff “Tales Of The Underworld“ ab 1958 eine Serie mit Kriminaldramen. In Farbe und im Widescreenformat, obendrein mit namhaften Schauspielern besetzt, markierten diese Filme formal den gehobenen Standard japanischen Kinos und kommen mit Blick auf ihre Dialoge, Inszenierung und Dramaturgie über einen B-Filmstandard dennoch nicht hinaus. So hatte ein Jahr vor der Premiere von The Last Gunfight dessen Reguisseur Kihacho Okamoto in der gleichen Reihe The Big Boss (JPN 1959) ins Kino gebracht und zwar ebenfalls mit Toshirô Mifune, Kôji Tsuruta, Seizaburô Kawazu, Akihiko Hirata, Makoto Satô und Ikio Sawamura in tragenden Rollen. Nachdem ich kurz zuvor den ersten Film gesehen hatte, fühlte sich dieser wie dessen Fortsetzung an – mit einigen unter anderem Namen aus ihren Gräbern zurückgekehrten Filmtoten in fast identischen Rollen: der teuflische Yakuza-Boss, der geläuterte ex-Gangster, der loyale Gefolgsmann, usw. Lediglich Toshirô Mifune, dank seiner Erfolge in Meisterwerken Akira Kurosawas längst ein internationaler Filmstar, wechselte vom Inhaber einer Autowerkstatt zu einem aus Tokio nach Kojin strafversetzten Polizeibeamten und damit zur Hauptrolle. Seine Chemie mit Kôji Tsuruta als dem ex-Yakuza Tetsuo Maruyama, dessen Ehefrau von dem im Schatten des Syndikats operierenden Herrschers der Stadt, von Yakuza-Boss Ooka, im Zug des Bandenkrieges wider Otokichi Kozuka (Jun Tazaki) ermordet wurde, ist allemal glaubwürdig. Die Charaktere liefern im Grunde jedoch nur eine Abfolge von Klischees, die man zuvor in US-Produktionen zu sehen bekam – Geheimring 99 (USA 1955), Heißes Pflaster (USA 1954) und Eine Stadt geht durch die Hölle (USA 1955) erscheinen als Vorlagen nicht allzu weit entfernt.

 

 

Das Japan der Nachkriegsjahre rang zwischen tief wurzelnden Traditionen, seiner Weltkriegsniederlage und einer hereinbrechenden Modernität durch westliche Kulturimporte um seine Identität. Es gibt in jener Zeit so einige dem Film Noir zugeneigte Produktionen, welche die Meisterschaft der japanischen Fimindustrie auch in der Sparte des Kriminaldramas eindrucksvoll belegen. Die Reihe “Tales Of The Underworld“ des Filmstudios Tōhō Kabushiki-kaisha hatte sich aber zu sehr dem Terrain des Pulpromans verschrieben und Police Detective Saburo Fujioka, Kettenraucher und Whiskeytrinker, der seine Kämpfe im Trenchcoat austrägt, den er eh selten auszieht, wirkt wie eine Parodie seiner selbst. Vergleichbar mit The Big Boss (JPN 1959) sind auch hier die in Nachtclubs gedrehten Szenen, welche im Japan solcher Ära des Umbruchs dessen Popkultur veranschaulichen, für Cineasten und Freunde von campy Trivialmythen sicher ein Genuss. Als vom Film Noir inspirierter Thriller seiner Zeit ist The Last Gunfight jedoch harmlos und vorhersehbar. Daran ändert auch die im Anschluss an ein 08/15-Finale allemal konsequente Schlusssequenz nichts. Komplettisten und Fans des japanischen Kinos sehen sich vielleicht gut unterhalten. Ich selbst fand den Film schon in seiner ersten Hälfte zäh und redundant. 

 

Via Tōhō gibt es eine japanische DVD-Edition (2008) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch gut restauriert, dazu den original japanischen Originalton, womöglich aber keine englischen Untertitel. Letzteres war nicht zu eruieren, denn in Deutschland oder Europa ist die Ausgabe z.Zt. nicht greifbar.

 


Post Noir | 1960 | International | Kihacho Okamoto | Kôji Tsuruta | Toshirô Mifune

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