Nasser Asphalt

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Nasser Asphalt
Kategorie
Film Noir
Land
GER
Erscheinungsjahr
1958
Darsteller

Horst Buchholz, Martin Held, Maria Perschy, Gert Fröbe, Heinz Reincke

Regie
Frank Wisbar
Farbe
s/w
Laufzeit
85 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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Berlin im Jahr 1950: Zeitungsjournalist Gregor “Greg“ Bachmann (Horst Buchholz) wird drei Monate vor dem Ende seiner regulären Haftzeit aus dem Gefängnis entlassen. Mit nichts als einem Handkoffer macht er sich an dem verregneten Morgen zu Fuß auf den Weg. Da hupt neben ihm auf der verlassenen Straße der Chauffeur (Gert Fröbe) einer US-amerikanischen Limousine, eines Cadillac Series 62, und erkundigt sich durchs offene Seitenfenster, ob er Greg Bachmann sei. Im Auftrag des wohlhabenden Cesar Boyd (Martin Held) fährt der Chauffeur namens Jupp den jungen Mann zur Villa seines Arbeitgebers, der sich als unabhängiger Händler von Nachrichten und als Reporter international einen Ruf erwarb. Er persönlich habe die vorzeitige Haftentlassung Bachmanns nach nur sechs Monaten erwirkt, erklärt ihm Boyd, und sei interessiert daran, seine Geschichte zu vermarkten. Sensationsreporter Greg Bachmann hatte sich als französischer Soldat verkleidet in das Spandauer Kriegsverbrechergefängnis eingeschlichen und dort mit Rudolf Hess, Baldur von Schirach und Albert Speer sprechen können. Nachdem er erwischt worden war, distanzierte sich Bachmanns Chefredakteur von ihm und die Kollegen versuchten ihm seine Reportage abzuluchsen, um selbst mit der Sensation zu punkten. Boyd gibt sich als jovialer Gönner, der dem verbitterten Greg Bachmann, für die bundesdeutschen Presse eine Persona non grata, als Gegenleistung eine Stellung anbietet, die ihm sowohl Broterwerb als auch eine Perspektive böte…

 

Als im April 2017 im Österreichischen Filmmuseum zu Wien die von Olaf Möller kuratierte Retrospektive des mehr oder minder vergessenen bundesdeutschen Kinos der 50er Jahre unterm Titel BRD Noir zu sehen war, fand sich auch Frank Wisbars Nasser Asphalt im Programm. Eine 2005 in den USA als Wet Asphalt erschienene DVD-Edition von Dark Sky Films pries den Nachkriegskrimi als einen “Lost Noir“ und musste dafür von internationalen Kritikern Schelte einstecken, die den Film mitnichten als einen Film Noir sehen und ihn teils langweilig finden. Was ist dran an solcher Einschätzung? Immerhin ist Gregor Bachmann ein just aus dem Knast entlassener ex-Häftling, der durch kriminelle Machenschaften selbstverschuldet in seinem Beruf kaum eine Anstellung fände. So geht er bei dem vierschrötigen und gewieften Cesar Boyd in Lohn und Brot und arbeitet für ihn als dessen Ghostwriter und rechte Hand. Als Boyd mit einer frei erfundenen Story über zwei in einem polnischen Bunker über sechs Jahre hinweg eingeschlossene Wehrmachtssoldaten eine internationale Sensation landet, droht die Lawine des Erfolgs beide unter sich zu begraben. Der Gönner entpuppt sich als Homme fatale und der Antiheld, der den Schwindler erst spät enttarnt, ringt um Zivilcourage: aus Freund wird Feind. Auch in den USA waren im Zeitungswesen angesiedelte Film Noirs Bestandteil des Werkskanons, etwa Richard Brooks‘ Die Maske runter (USA 1952) oder Phil Karlsons Skandalblatt (USA 1952). In letzterem spielt Broderick Crawford den skrupellosen Chefredakteur einer einst angesehenen Tageszeitung, dessen Allüren und herrische Dominanz von Martin Helds Patriarch Cesar Boyd keinen Steinwurf entfernt liegen. Vor allem erinnert Nasser Asphalt jedoch an Billy Wilders Film Noir Reporter des Satans (USA 1950), darin Reporter Chuck Tatum (Kirk Douglas), einst der Star seiner Zunft und nun ein amoralisches Wrack, eine Sensation eigenhändig inszeniert. Auch hier liegt diese unter der Erde, statt in einem Bunker jedoch in einem Minenschacht, aber Tatum rennt der Story nicht wie Boyd hinterher, er erfindet sie quasi im Voraus, indem er die Rettung eines in der Mine Eingeschlossenen bewusst verzögert.

 

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© Studiocanal GmbH

„Sie können sich einen anderen Beruf aussuchen. Sie sind ein toter Mann.“ Ich haderte, ob ich Nasser Asphalt mit drei oder mit vier Sternen bewerte. Der Film hat eklatante Schwächen. Wo ist zum Beispiel die Großstadt Berlin, wie sie auf den Filmplakaten sichtbar wird und wo der nasse Asphalt des Titels seinen Platz hat? Außer mit der Siegessäule, die bei einer Autofahrt aus dem Wageninneren sichtbar wird, findet Berlin in Nasser Asphalt nicht statt. Während Kameramann Helmuth Ashley für František Čáps Die Spur führt nach Berlin (GER 1952) und für Werner Klinglers Banktresor 713 (GER 1957) die Metropole fantastisch ins Bild setzte, hat er bei dem großteils im Studio gedrehten Nasser Asphalt kaum Gelegenheit, sein Talent unter Beweis zu stellen. Die Österreicherin Maria Perschy liefert eine blasse weibliche Hauptrolle, die allerdings auch von Drehbuchautor Will Tremper schwach angelegt ist. Die von Deutschen mit schlechtem Akzent gemimten Chefredakteure internationaler Presse in London, Rom und Paris sind kaum zu ertragen, und der Mittelteil gerät einen Tick zu lang. Im letzten Drittel packt Frank Wisbar dramaturgisch jedoch zu, und Martin Helds Verkörperung des deutschen Patriarchen als einem über jedes Maß selbstgefälligen Fiesling ist grandios. Auch Horst Buchholz und natürlich Gert Fröbe sind in ihren Rollen überzeugend. So bleibt am Ende der Eindruck eines soliden Ausnahmefilms der bundesdeutschen 50er Jahre, der nicht vollends, aber doch zu Teilen ein Film Noir ist.

 

Der Film erschien als bild- und tontechnisch recht gute DVD (2007) bei Arthaus / Studiocanal, ungekürzt und im Originalformat mit dem deutschen Originalton ohne Untertitel, dazu Biografien von Frank Wisbar, Horst Buchholz und Martin Held sowie eine Bildergalerie mit Werbematerial als Extras. Die Edition ist leider längst vergriffen und aktuell gibt es keine Alternative.

 


 

Film Noir | 1958 | International | Frank Wisbar | Helmuth Ashley | Gert Fröbe | Horst Buchholz | Martin Held | Peter Capell

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