Jason Statham, Ray Liotta, André Benjamin, Vincent Pastore, Terence Maynard
Ganze sieben Jahre lang saß Jake Green (Jason Statham) in einer Einzelzelle im Gefängnis, bevor er an einem Regentag an den Wachen vorbei in die Freiheit zurückkehrt. Zwei Jahre später: Der Mobster Dorothy Macha (Ray Liotta) steht des Nachts mit seiner rechten Hand French Paul (Terence Maynard) vor seinem Casino M und fragt den Mann, wie tief er den Gesellschafter vergraben habe, und jener antwortetc ihm: Tief. Indessen ist in seiner Limousine auch Mr. Green mit seinem Bruder Billy (Andrew Howard) auf dem Weg zu Machas Tempel des Glücksspiels. Aber Billy ist misstrauisch. Er fragt Jake, ob er das für eine gute Idee halte, und jener entgegnet, dass Macha bei ihm selbst und bei Billy Schulden habe, und die werde er heute Abend bezahlen. Als sie eintreffen, wird der Türsteher (Eddy Lamare) in seiner Livree gleich aufmerksam und greift zum Telefon. Es dauert Sekunden und die Nachricht von der Ankunft Greens mit seinem Bruder und zwei Bodyguards rast die Stockwerke empor bis ins Penthouse zu Macha. Zeitgleich macht sich einer von Machas Männern (Louis Dempsey) auf den Weg, den unliebsamen Gast abzufangen. Die Tische seien für ihn alle geschlossen, gibt er Mr. Green zu verstehen, doch gegen den Rat Pauls bittet Macha den Emporkömmling Jake Green, den er selbst aus der Vergangeheit kennt, zu sich ins Penthouse. Als die vier zum Aufzug geleitet werden, kündigt Green plötzlich an, dass er lieber für den Weg ins 20. Stockwerk lieber die Treppe benutzte, aber Billy hält das für unsinnig…
Mit Luc Besson als Co-Autor und als Produzent dieser englisch-französischen Co-Produktion erweist sich der Film als ganz und gar nicht meiner, was mich selbst nicht überraschte. Das Ganze wirkt wie einer der post Quentin Tarantinos Pulp Fiction (USA 1994) comicartig von Hipstertum und Jugendkultur geprägten Neo Noirs der 90er Jahre, mit der Technik des frühen 21. Jahrhunderts auf die Leinwand gebracht. Typisch Luc Besson ist auch der frequente Einsatz von Popmusik als Glutamat des Kinoerlebens, was von A bis Z ausgereizt wird. Mein zentrales Problem mit dem Film aber ist, dass er sich ein ambitioniertes Leitmotiv wählt und ihm am Ende nicht gerecht wird. Finale und Schlusssequenz machen deutlich, was für ein Humbug das mit angeblich übermenschlicher Intelligenz auf den Weg gebrachte Neo-Noir-Märchen im Grunde ist. Da sitzt einer sieben Jahre lang im Gefängnis in einer Einzelzelle, genau zwischen den Zellen zweier Genies, die durch Austausch von Büchern aus der Leihbibiliothek miteinander kommunizieren. Gemeinsam entwickeln die beiden die ultimative Formel des Betrugs, die sie Mr. Green durch die Bücher zuspielen und die jenem in Freiheit zu Reichtum und damit zu Unabhängigkeit und Macht verhilft. Tatsächlich aber sind die beiden “Genies“ hinter der Formel die Drahtzieher seines Spiels, das in Revolver die Geschichte ausmacht, und sie schicken Mr. Green in einen Krieg wider sein eigenes Ego. Das Konzept ist nicht neu. In Alan Parkers Angel Heart (CAN/UK/USA 1987) und in David Finchers Fight Club (USA/GER 1999) tritt der Protagonist der Erzählung, ein je klassischer Antiheld des Film Noirs, gegen sich selbst in den Ring. Und für welchen Regisseur in der Geschichte des Neo Noirs gälte dies mehr als für David Lynch? So ist natürlich kein Zufall, dass im letzten Drittel einige Szenen an Lynchs Lost Highway (FRA/USA 1997) erinnern. Das Problem ist nur, dass in Guy Ritchies Thriller, der nach dem Vorbild von Stephen Frears‘ Grifters (USA 1990) oder Bryan Singers Die üblichen Verdächtigen (USA/GER 1994) den ultimativen Betrug thematisiert, dies nicht klar wird oder es der Produktion an Selbstvertrauen mangelt, dem Zuschauer das Denken zu überlassen. Wenn im Abspann namhafte Wissenschaftler Leitsätze zur Forschung über das Konzept “Ego“ wiedergeben, beweist das Autorenteam Ritchie und Besson endgültig seine Inkompetenz, dem Thema aus eigener Kraft gerecht werden zu können.
© Ascot Elite Home Entertainment
Nach eher drögen ersten 15 Minuten nimmt der Film etwas Fahrt auf und steigert seinen Unterhaltungswert, da man gemeinsam mit Mr. Green als Zuschauer gern in die Lage käme, seine fatal vertrackte Situation zu verstehen. Aber die orakelhaften Monologe und Dialoge verrätseln diese Lage nur zunehmend, bis sich in der zweiten Hälfte der Verdacht einstellt, das Ganze sei lediglich ein pompös aufgebauschtes Pseudo-Rätsel, dem man wie dem gordischen Knoten zu guter Letzt mit Gewalt zu Leibe rückt, und so ist es auch. Indessen sich die Leichen stapeln, wird deutlich, dass einige der Comicfiguren - Drogenbaron Lord John (Tim Wu) oder die geheimnisvolle Lily Walker (Francesca Annis) - kaum eine Funktion haben und als Klischees auf zwei Beinen durch den Film dackeln, typisch Luc Besson. Besonders traurig ist das für die überzeugende Leistung Ray Liottas, der als einziger seinem Rollencharakter Leben einhaucht und in einigen Szenen seine Mitstreiter schlicht an die Wand spielt. Aber Liotta und sein Bemühen versinken im Nichts einer Filmhandlung, die man schon beim Abspann wieder vergessen möchte und die mit knapp drei Sternen hier noch gnädig bewertet wird.
Es gibt eine jeweils bild- und tontechnisch exzellente BD- bzw. DVD-Ausgabe (2008) der Ascot Elite Home Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, mit dem englischen Originalton und mit einer deutschen Synchronspur, optional dazu deutsche Untertitel, als Extras den Kinotrailer und einen Audiokommentar von Guy Ritchie.