Brother

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Brother
Kategorie
Neo Noir
Land
JPN/USA/UK
Erscheinungsjahr
2000
Darsteller

Takeshi Kitano, Omar Epps, Claude Maki, Masaya Katô, Susumu Terajima

Regie
Takeshi Kitano
Farbe
Farbe
Laufzeit
114 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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Los Angeles, Kalifornien: Der eben aus Tokio, Japan, eigeflogene Yakuza-Gangster Aniki Yamamoto (Takeshi Kitano) lässt sich im Taxi zu seinem Hotel fahren, darin er bereits ein Zimmer gebucht hat. Schon die Frage des Fahrers (Peter Spellos), ob er Japaner sei, versteht der sprachunkundige Profikiller nicht, und im Hotel versucht der Page (Alan Marco) ebenso vergebens, die einmalige Großzügigkeit des Fremden durch seine Freundlichkeit in eine konstanten Quelle von Trinkgeld umzumünzen. Per Taxi lässt sich Aniki nach Dowtown Los Angeles fahren, wo er von dem Kellner (Hideo Kimura) der Sushi-Bar Nishiki erfahren muss, dass sein Halbbruder Ken (Claude Maki) seinen Job in dem Lokal gekündigt habe und offenbar in kriminelle Machenschaften verwickelt sei. Vom Kellner bekommt Aniki auch Kens Adresse, der ganz in der Nähe wohnen soll, und so schlendert er am Hotel Cecil vorüber die South Main Street entlang. Plötzlich stößt er mit einem jungen Afroamerikaner (Omar Epps) zusammen, dem aufgrund dessen seine in eine Papiertüte verpackte Weinflasche aus der Hand fällt und auf dem Trottoir zerbricht. Der junge Mann redet auf ihn ein, will für den Verlust der angeblich wertvollen Spirituose 200,- US-Dollar von ihm, doch Aniki Yamamoto bückt sich, hebt die zerbrochene Flasche auf und haut sie dem Kerl auf die rechte Gesichtshälfte. Indessen jener vor Schmerz eine Hand auf die Wunde presst, holt der Yakuza kurz aus und schlägt ihm hart und präzise die Faust in die Magengrube, bevor er weitergeht…

 

"Brother is a typical Kitano film in many ways, but not one of his best ones”, schrieb Roger Ebert anlässlich der US-Kinopremiere und ich teile seine Enttäuschung. Mit Sonatine (JPN 1993) und Hana-bi – Feuerblume (JPN 1997) hatte sich Takeshi Kitano – jeweils Autor, Regisseur und Darsteller in Personalunion - als ein Meister des japanischen Neo Noirs etabliert und die Aufmerksamkeit der internationalen Filmrezeption gewonnen. Seine Karriere begann der aus einfachen Verhältnissen stammende Mann im Japan der 60er und 70er Jahre, wo er als provokanter Komiker auf der Bühne, im Rundfunk und später im Fernsehen populär wurde. Während der 80er Jahre trat er auch in Kinofilmen in Erscheinung, nachdem er in Nagisa Ôshimas Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (JPN/UK/NZ 1983) einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Zum Ende des Jahrzehnts überraschte er mit dem beinharten Neo-Noir-Thriller Violent Cop (JPN 1989), selbst geschrieben und in Eigenregie inszeniert, darin er als desillusionierter, gewalttätiger Polizeibeamter Azuma alle Regeln bricht und eine blutige Spur durch Yokohama zieht. Es war der erste Besuch eines Paralleluniversums, darin der Komiker “Beat“ Takeshi, wie er sich zuvor meist genannt hatte, als seriöser Filmschaffender und Schauspieler Yakuza-Filme und Cop-Thriller drehte, die dem Hongkong Noir jener Zeit in nichts nachstanden. Auf den Internationalen Filmfestspielen in Venedig erhielt er 1997 für Hana-bi – Feuerblume den Goldenen Löwen und plötzlich war der bis dahin skeptisch und amüsiert beäugte Takeshi Kitano international anerkannt. So verwundert es kaum, dass sein nächster Gangsterfilm auf internationalem Terrain angesiedelt war, genaugenommen in Los Angeles, Kalifornien, wo das sonnige Hollywood quasi um die Ecke liegt.

 

Ja, es gibt, wie Roger Ebert bemerkt, reihenweise Merkmale, welche der sich in den 90er Jahren zu einem Filmemacher fortentwickelnde Takeshi Kitano ausprägte, die sich auch im fünften seiner Gangster-Epen in Eigenregie finden. Aber Brother, der in Rückblenden zudem in Tokio, Japan, spielt und die Vorgeschichte und den Untergang von Aniki Yamamotos früherem Yakuza-Clans bebildert, fügt dem keine eigene Note hinzu, sondern gefällt sich in Wiederholungen. Auch die US-amerikanische Kulisse und entsprechende Co-Akteure wie Omar Epps ändern daran nichts. Fairerweise muss angemerkt sein, dass Takeshi Kitano, dessen erster Rohschnitt angeblich 3 Stunden dauerte, mit der Kinofassung des Films selbst unzufrieden war und seinen Ausflug in US-amerikanische Gefilde bedauerte. Erst 10 Jahre später legte er mit Outrage (JPN 2010) wieder einen Gangsterfilm vor. Zu dem Zeitpunkt hatte ich jedoch den Eindruck, dass der Takeshi-Kitano-Stil in seiner Bildsprache und konzeptionell erstarrt war und sich der 20 Jahre zuvor provokativ eigenwillige und innovative Ansatz überlebt hatte. Extrem gewalttätig und grausam konnte die bis ins Jahr 2017 zu insgesamt drei Yakuza-Epen erweiterte Outrage-Trilogie nicht mehr an Kitanos große Zeit in den 90er Jahren anschließen.

 

Die via capelight veröffentlichten BD- und DVD-Ausgaben (2015) zeigen eine FSK-18-Kennzeichnung und sind mit einer Laufzeit von 114 (BD) bzw. 110 Minuten (DVD, wg. der beim Abspielen schnelleren Bildrate) die einzigen in Deutschland veröffentlichten Versionen des Films, die mit Sicherheit ungeschnitten sind. Der Film liegt hier im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei und mit der deutschen Kinosynchronisation, mit dem englisch-japanischen Originalton und mit optional japanischen Untertiteln vor. Als Extras sind die 49-minütige Dokumentation Scenes by the Sea: Takeshi Kitano, mehrere Interviews, ein Making of und der original Kinotrailer enthalten. Leider sind die Ausgaben von capelight inzwischen vergriffen, weshalb man auf eine ungeschnittene internationale BD- oder DVD Edition zurückgreifen sollte. Eine von Mo Asia publizierte DVD (2002) soll auch ungekürzt sein, demgegenüber der Vertrieb aber auch eine FSK-16-Version brachte, die um 20 Minuten (!) gekürzt wurde und eine Laufzeit von lediglich 90 Minuten aufweist.

 


Neo Noir | 2000 | International | Takeshi Kitano | James Shigeta | Susumu Terajima | Takeshi Kitano | Tetsuya Watari

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