Sturm-Angst

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Storm Fear
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

Cornel Wilde, Jean Wallace, Dan Duryea, Lee Grant, David Stollery

Regie
Cornel Wilde
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 Sturm-Angst-Poster-web1.jpg  Sturm-Angst-Poster-web2.jpg Sturm-Angst-Poster-web3.jpg

© United Artists Corporation

Einsam in den verschneiten Bergen liegt das Bauernhaus des Schriftstellers Fred Blake (Dan Duryea), der vor Jahren ein Buch veröffentlichte, doch seither mit Schreibhemmungen und Ablehnung zu kämpfen hat. Seine Ehefrau Elizabeth (Jean Wallace) erduldet die Selbstzweifel und Launen ihres Ehemanns; auch der Sohn David (David Stollery) fügt sich in sein Schicksal. Von Freds Empfindsamkeit und seiner angegriffenen Gesundheit geprägt, ist die Atmosphäre zumeist bedrückt, so dass der Hausangestellte Hank (Dennis Weaver) der Familie zu Weihnachten gar ein Radio schenkte. Doch heute fordert Fred herrisch, das Ding abzuschalten, indessen Hank sich auf den Weg macht, um im Ort ein Rad für den Traktor zu bestellen. Als er aus der Tür ist, fragt Elizabeth ihren Mann, warum er sich für das Geschenk nie bedankte, es sei doch für die ganze Familie. Fred bezweifelt das und macht Elizabeth in Anwesenheit Davids klar, dass er selbst wisse, warum Hank es seit 2 Jahren bei ihnen aushalte, schließlich sei er nicht blind… Als David im Stall die Kuh melkt, hört er ein Auto näherkommen, und als er mit dem Eimer in die Eiseskälte tritt, quält sich eine Limousine durch den Schnee. Der Fahrer (Steven Hill) fragt den Jungen barsch, ob es eine Stalltür gäbe, groß genug für seinen Wagen, doch David verneint. Neben dem Fahrer Benjie suchen auch Edna Rogers (Lee Grant) und Charlie Blake (Cornel Wilde), Freds Bruder und Elizabeths einstiger Liebhaber, nach einem Bankraub bei der Familie in den Bergen jetzt Unterschlupf…

 

“You… You’re the lousiest creep I ever met. They ought to put you away someplace, because you’re so crazy!” Sobald Lee Grant (Polizeirevier 21, USA 1951) in Aktion tritt, gewinnt der Film in einzelnen Szenen eine unerwartete Klasse. Sie war seinerzeit mit dem Bannstrahl des House Comittee on Un-American Activities (HUAC) belegt und von Cornel Wilde dennoch bewusst ins Ensemble mitaufgenommen. Die McCarthy-Ära neigte sich zwar ihrem Ende zu, doch Wilde war einer der ersten der mit dieser Wahl Courage zeigte. Ohnehin sind die Schauspieler das große Plus des Thrillers in der Einsamkeit unwirtlicher Berge im tiefen Schnee, womit er atmosphärisch an den Winter-Western Tag der Gesetzlosen (USA 1959) erinnert, wo ein ganzes Dorf von Gangstern auf der Flucht mit einem gleichfalls verletzten Anführer (Burl Ives) in Geiselhaft genommen wird. Natürlich liegen im direkten Vergleich auch die Film Noirs Der versteinerte Wald (USA 1936), Gangster in Key Largo / Hafen des Lasters (USA 1948) und An einem Tag wie jeder andere (USA 1955) in direkter Nachbarschaft zu Cornel Wildes Debüt als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion. Seit Raoul Walshs Entscheidung in der Sierra (USA 1941) hatte der aus der heutigen Slowakei stammende Schauspieler in einigen Film Noirs sein Talent unter Beweis stellen können, bevor im Alter von 43 Jahren mit seiner damaligen zweiten Ehefrau Jean Wallace (Jigsaw / Gun Moll, USA 1949) den hoch dramatischen Sturm-Angst realisierte. Das Werk hatte im Dezember 1955 in den USA seine Premiere. 10 Monate zuvor, im Februar des gleichen Jahres, hatten Cornel Wilde und Jean Wallace schon einmal in einem Film Noir gemeinsam vor der Kamera gestanden, in Joseph H. Lewis‘ Geheimring 99 (USA 1955), der eindeutig bessere dieser beiden Filme.

 

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“Director Wilde’s low-budget 1955 black and white film noir thriller is mean and moody enough, though unfortunately not quite magnificent enough”, schlussfolgert Derek Winnert und trifft damit gut das in mancher Hinsicht zwiespältige Resultat der Bemühungen vor und hinter der Kamera. In einzelnen Sequenzen ist Sturm-Angst treffsicher, zudem wird durch die Kameraarbeit Joseph LaShelles und die musikalische Untermalung Elmer Bernsteins ein bestimmtes Niveau nie unterschritten. Doch das Hin und Her der erneuten Annäherung zwischen Elizabeth und “Onkel“ Charlie in jenen ersten 60 Minuten, die von der klaustrophobischen Enge der Berghütte gezeichnet sind, wirkt redundant. Zudem hat mich Dan Duryea noch in keiner seiner Rollen so wenig zu überzeugen vermocht wie in derjenigen des Schwächlings Fred Blake, als der sich Charlies älterer Bruder entpuppt. Als ein Bankräuber erscheint Charlie Blake dem Zuschauer obendrein viel zu sentimental und herzensgut, als Kopf der Bande entpuppt er sich als zu naiv, wenn man im letzten Drittel zu Fuß durch unwegsames Gelände im Schnee versucht die Autobahn zu erreichen. Hier wird die Entwicklung zunehmend vorhersehbar und schließlich kann selbst der wohlmeinende Zuschauer nur noch abwinken, wenn seine Geduld zuletzt nicht belohnt wird. Die Ambitionen des Filmschaffenden, der in seinem Erstling gleich hoch hinaus wollte, sie sind offensichtlich. Doch hat sich Wilde leider zu viel vorgenommen und bietet trotz manch intensiver Film-Noir-Momente am Ende bei weitem zu wenig, um das komplexe Drama in der Spur zu halten. Schade!

 

Sehr gute US-amerikanische DVD-Edition (2015) in der Reihe Kino Lorber Studio Classics als Lizenz der Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. und der20th Centurx Fox mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch topp restauriert, dazu die original englische Tonspur ohne Untertitel und das Ganze auch ohne jegliche Extras.

 


Film Noir | 1955 | USA | Cornel Wilde | Joseph LaShelle | Cornel Wilde | Dan Duryea | Dennis Weaver | Jean Wallace | Lee Grant

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