Live By Night

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Live By Night
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2016
Darsteller

Ben Affleck, Elle Fanning, Brendan Gleeson, Remo Girone, Robert Glenister

Regie
Ben Affleck
Farbe
Farbe
Laufzeit
129 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Warner Bros.

Boston, Massachusetts, im Jahr 1926: Als Soldat zog er nach Europa in den ersten Weltkrieg, als Krimineller kehrte er in seine Heimatstadt an der US-amerikanischen Ostküste zurück, berichtet Joseph Coughlin (Ben Affleck) über sich selbst. Mit den Brüdern Dion (Jim Messina) und Paulo Bartolo (Benjamin Ciaramello) raubt er die Pokerrunde des irischen Mobsters Albert White (Robert Glenister) aus, da er mit Whites Freundin Emma Gould (Sienna Miller) selbst eine Affäre hat und sie den drei maskierten Jung-Gangstern die Hintertür zu deren Spielstätte offenlässt. Kurz darauf steht White bei Coughlin am Billardtisch und stellt ihm seinen Schläger Brendan Loomis (Chris Sullivan) vor, bevor er ihn dazu auffordert, sich dem irischen Mob anzuschließen, denn in Boston könne er nicht auf eigene Rechnung arbeiten… Coughlin bittet sich Bedenkzeit aus, denn er hat kein Interesse am Bandenkrieg zwischen White und dem Mafiosi Mesa Pescatore (Remo Girone) der sich an den Vertriebsrechten für kubanischen Rum in der Stadt entzündet, ein in Zeiten der Prohibition extrem einträgliches Geschäft. Fast täglich fordert dieser seine Todesopfer auf beiden Seiten, die Aussicht auf einen Sieg ist für beide Parteien nicht in Sicht. Doch Coughlin hat keine Wahl, denn er ist in Liebe zu Emma Gould entbrannt. So lässt er sich auf das gefährliche Versteckspiel ein und arbeitet fortan für Albert White. Eines Abends trifft er in einem Restaurant auf seinen Vater Thomas Coughlin (Brendan Gleeson), den Deputy Superintendent der Polizei…

 

“We have a sloppy narrative so full of holes you'd think somebody had taken to it with a Thompson sub-machine gun.” Die Schlussfolgerung des australischen Filmjournalisten Jim Schembri für 3AW bringt es auf den Punkt. Zuviel Erzählstoff hinter der Bugwelle eines episch ausgewalzten Zeitgemäldes und einer Biografie wird in eine zu geringe Zeitspanne Film gestopft. Oft sprunghaft hetzt der Erzähler von einem Lebensabschnitt seines Protagonisten zum nächsten und doch hat das Drehbuch in der Zwischenzeit wenig zu berichten, so dass die Summe dieser Anstrengungen von A bis Z langweilt. Sobald wieder die um Coolness bemühte Erzählerstimme einsetzt, wird man das Gefühl nicht los, Ben Affleck versuche seine Zuschauer in den Schlaf zu wiegen, der dem Filmtitel nach immerhin antizyklisch, also am Tage stattfinden sollte. Ben Affleck ist ein US-Schauspieler, der mit 35 Jahren in der Rolle des Autors und Regisseurs ein fantastisches Erstlingswerk, den Neo Noir Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel (USA 2007) vorlegte, hochkarätig besetzt mit seinem eigenen Bruder Casey Affleck sowie Morgan Freeman, Michelle Monaghan, Ed Harris und Amy Ryan. Nachdem er mich als Darsteller auch in Die Hollywood-Verschwörung (USA 2006) und in State Of Play – Stand der Dinge  (USA/UK/FRA 2009) überzeugte, folgte 2010 mit The Town – Stadt ohne Gnade (USA 2010) der zweite Versuch als Allroundtalent. Schon hier hatte er sich als Autor, Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent zu viel vorgenommen und das gilt für Live By Night nochmals mehr. In manchem Dialog und in vielen der Bildkompositionen von Robert Richardson (U-Turn – Kein Weg zurück, USA 1997) blitzt etwas von der Intention und sogar dem Potential auf, das Affleck in Dennis Lehanes gleichnamiger Romanvorlage (EA 2012) gesehen haben muss. Doch während Affleck sich mit The Town – Stadt ohne Gnade auf dem Spielfeld Martin Scorseses herumtrieb, verschlägt es ihn mit Live By Night in die Nachbarschaft von Sam Mendes‘ Road To Perdition (USA 2002) und Michael Manns Public Enemies (USA 2009). Und prompt lässt er keinen der Fehler aus, die schon jene Filme trotz gewaltiger Budgets, aufwendiger Kulissen und Scharen von Statisten tief in die Mittelklasse drückten.

 

”I don't wanna be a gangster. Stopped kissing rings a long time ago.” Ja, die Coolness ist Joseph Coughlin ins Stammbuch graviert, doch Ben Affleck schreitet mit ein und derselben Mimik durch den gesamten Film, ein Klotz von einem Mann, und das restliche Ensemble wird durch seine Omnipräsenz zur Dekoration herabgesetzt. Alle drei Frauen, die mit Filmstars besetzt sind – Siena Miller, Zoe Saldana und Elle Fanning – sind bloße Zier und weisen kaum Charaktermerkmale auf, die sie in den Augen der Zuschauer zu Persönlichkeiten reifen ließen. Die übrigen Figuren sind wandelnde Kostüme vom Reißbrett – vom Mafiosi Maso Pescatore über die Vaterfigur Thomas Coughlin bis zum Bostoner Mobster Albert White. Chris Messina als Coughlins rechte Hand Dion Bartolo ist die einzige Ausnahme. Richtig schlimm wird es, wenn es Ben Affleck trotz der teuren Kulissenschieberei mit den 20er und 30er Jahren nicht so genau nimmt. Spielt im Club die kubanische Band und tanzen Zoe Saldana und ihresgleichen erstmal richtig los, ist das noch für den Laien mehr ein zeitgenössisches Musikvideo und keine glaubwürdige Darstellung von Sitten und Gebräuchen einer historischen Ära. Nirgendwo findet sich indessen etwas vom Schweiß, den Tränen und dem Dreck, der einst Robert Altmans Thieves Like Us (USA 1974) oder Arthur Penns Bonnie und Clyde (USA 1967), die auch in den 30er Jahren letzten Jahrhunderts angesiedelt sind, zu deren Glaubwürdigkeit verhalfen. Live By Night ist ein aus dem Nest gefallenes Stück Blockbuster-Kino, das Warner Bros. einen Verlust von 75 Mio. US-Dollar bescherte und jetzt in Ramschkisten der Kaufhäuser landet. Was Hollywood jahrzentlang beherrschte, hat es in Zeiten der Marketing- und CGI-Schlachten offenbar verlernt.

 

Exzellente BD- und DVD-Editionen (2017) der Warner Home Video mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original englische Tonspur sowie Synchronisationen auf Deutsch, Französisch, Italienisch, optional Untertitel auf Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, geschnittene Szenen mit/ohne Kommentare von Ben Affleck als Extras.

 


Neo Noir | 2016 | USA | Ben Affleck | Ben Affleck | Brendan Gleeson | Chris Cooper | JD Evermore | Michael Papajohn | Titus Welliver | Elle Fanning | Zoe Saldana

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