Kim Hye-ja, Won Bin, Goo Jin, Yun Je-mun, Jeon Mi-seon
Pusan in Südkorea: Die alleinstehende, schon ältere Yoon Hye-ja (Kim Hye-ja) lebt mit ihrem erwachsenen und geistig behinderten Sohn Yoon Do-joon (Won Bin). Sie versorgt sich und den ebenso verehrten wie beschützten Sprössling durch den Verkauf von Heilkräutern und durch illegale Akkupunktur im Dienst von ihr verordneter Heilungs- und Präventionsversprechen. Der beste Freund Yoon Do-joons ist der Tunichtgut Jin-tae (Goo Jin), der täglich mit ihm Zeit verbringt, denn viel zu tun hat Jin-tae nie. Eines Tages lungern sie gegenüber Yoon Hye-jas Kräuterstube auf der Straße herum, als ein schwarzer Mercedes Benz den unachtsamen Yoon Do-joon anfährt und davonbraust. Jin-tae ist außer sich vor Wut, die beiden springen in ein Taxi und lassen sich zum Royal Palace Country Club fahren, der Golfanlage für die reichen Bürger der Stadt. Auf dem Parkplatz finden die beiden den fraglichen Mercedes Benz 280 schnell und Jin-tae zerschlägt mit einem gewagten Sprung den Rückspiegel der Beifahrertür, indessen Do-joon, der es ihm auf der Fahrerseite gleichzutun versucht und dabei auf dem Hinterteil landet. Do-joon findet in einem Teich Golfbälle, als Jin-tae den Mercedes-Fahrer und seine Begleiter (Ha Deok-song, Kwon Bum-taeg, Kwon Byeong-gil, Lin Dong-hun ) in einem Golfwagen erspäht und die beiden Freunde Jagd auf die älteren Herrschaften machen… So enden vier Professoren, die Fahrerflucht begingen, sowie Do-joon und Jin-tae schließlich auf dem örtlichen Polizeirevier, wie sie von Je-moon (Yun Je-mun) verhört werden…
Der weltweit als Meisterwerk gepriesene und mit Superlativen überhäufte Thriller seines Autors und Regisseurs Bong Joon -ho hat mich persönlich ein wenig enttäuscht. Man sollte sich in seinen Erwartungen eben nicht von einem lautstarken Echo beeinflussen lassen, wie es mir zweifelsohne passierte. Zudem handelt es sich bei Bong Joon -hos weniger bekanntem Neo Noir Memories Of Murder (KOR 2003) tatsächlich um ein Meisterstück. Ich will jedoch mit dem Positivem beginnen, was überwiegt und was Mother allemal verdient. Ja, das Drehbuch verbindet Charakterstudien und Gesellschaftsanalyse auf geschickte Weise mit einem klassischen Thrillerplot, der den Zuschauer zunehmend in dunkles Terrain entführt, bis wir am Ende ganz und gar im Neo Noir angelangt sind. Schuld und Unschuld werden wie Schachfiguren übers Spielfeld bewegt, und der Zuschauer muss selbst flink sein, um ihren aktuellen Standort nicht aus dem Blick zu verlieren. Ähnlich wie in Memories Of Murder lässt Bong Joon -ho an den Dienern des Staates kein gutes Haar, seien es Polizeibeamte oder freischaffende Rechtsanwälte, die ihrerseits den Landesgesetzen zu Diensten sein sollten. Sie sind entweder gewaltbereite Söldner mit Ausbildung in einer martialischen Kampfsportart oder dekadente Senioren, die sich in Mietkabinen von Restaurants in Gesellschaft von Prostituierten hemmungslos betrinken und ihre Klienten verspotten. In solchen Momenten ist Mother extrem pointiert und niemals überengagiert. Die erschreckende Authentizität eines gesellschaftlichen Klimas der Gier, Kälte, Missgunst und Amoralität im bürgerlichen Lager mit entsprechender Reputation markiert in Bong Joon -hos Vision von Südkorea den Pfad in Abgründe einer verlogenen Staatsräson.
Letztere resultiert in der Isolation Yoon Hye-jas, die nach einer Mordanklage gegen ihren Sohn Do-joon selbst als Detektivin auf der Suche nach dem wahren Killer durch ihre Heimatstadt Pusan zu irren gezwungen ist… Aus dieser Prämisse holt Bong Joon -ho de facto eine Menge heraus. Schon bald erscheinen die Dinge mit Blick auf das Opfer und die potentiellen Täter in einem überraschend anderen Licht. Niemand ist unschuldig in diesem Neo Noir und kaum jemand ist, wer er oder sie vorgibt zu sein, obgleich ihre vermeintliche Identität meist nur der Fassade einer in Hinterstuben völlig verrohten Gesellschaft geschuldet ist, wo alles erlaubt scheint, sofern es bezahlt werden kann. Nun zeigt Bong Joon -hos zu guter Letzt auch, dass er die Kraft hat, seine Geschichte mit einem starken Schlussakkord zu versehen, der nicht in die übliche Falle führt und wie das Kaninchen aus dem Hut zuletzt noch einen heldenhaften Ermittler präsentiert. Keineswegs! Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, das mit der vermeintlichen Überraschung, die Autor und Regisseur souverän ins Feld führen, der Film sich quasi selbst ein Schnippchen schlägt. Womöglich aber liegt solche Unzufriedenheit in der Natur der Sache, indem der letzte Tanz die unzertrennlichen Bande des Blutes schließlich doch entzweit und der entscheidende Abgrund der des Vergessens ist. Für mich (knapp) kein meisterhafter, doch ein allemal sehenswerter Film!
Erstklasssige BD- und DVD-Editionen (2010) der MFA+ Filmdistribution e.K. im Vertrieb der Ascot Elite Home Entertainment GmbH, nachdem der Film im August 2010 ganze 15 Monate nach seiner Premiere in Cannes noch den Weg ins deutsche Kino fand. Ungekürzt im Originalformat mit Tonspuren auf Korenanisch und (nicht empfehlenswert) auf Deutsch, dazu optional deutsche Untertitel, ein Interview mit Bong Joon-ho und ein Making Of, ein Behind The Scenes, sowie original Teaser und Kinotrailer als Extras.