Verlorene, Der

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
*****
Originaltitel
Der Verlorene
Kategorie
Film Noir
Land
GER
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Peter Lorre, Karl John, Helmut Rudolph, Johanna Hofer, Renate Mannhardt

Regie
Peter Lorre
Farbe
s/w
Laufzeit
93 min
Bildformat
Vollbild
 

 

 Der Verlorene-Poster-web5_0.jpg  Der Verlorene-Poster-web1.jpg  Der Verlorene-Poster-web8.jpg

© Studiocanal GmbH

Dr. Karl Rothe (Peter Lorre) arbeitet nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Arzt in einem Umsiedlerlager. Dort gibt es viel zu tun, und er wirkt müde, stets eine Zigarette zwischen den Lippen und gern einen Schluck Alkohol dazu. Eines Tages wird Rothe ein Assistent namens Nowak (Karl John) zugeteilt, Neuankömmling in dem Lager, und der Arzt ist, als er ihn erblickt, nicht wenig überrascht. Die beiden begeben sich in die Kantine, eine Baracke unter vielen, lassen sich nieder, und fangen an zu trinken. Hier beginnt Rothe, ihre gemeinsame Geschichte zu rekapitulieren. Im Kriegsjahr 1943 gelang ihm als deutschem Arzt und Forscher die Entwicklung neuer Impfstoffe. Er war mit der jungen Inge Hermann (Renate Mannhardt) verlobt, Tochter seiner Hauswirtin, die für die Allierten spionierte, und die Ergebnisse seiner Forschungen ins Ausland weitergab. Sein Assistent, damals Hösch und inzwischen genau jener „Nowak“, entpuppte sich als Spitzel der Gestapo. Er verführte Rothes Braut und setzte das wider den Arzt als Druckmittel ein, der die Beherrschung verlor…
 
Peter Lorre, so die Kritikermeinung, war ein genialer Schauspieler und ein tragischer Mensch. Doch der Hintergrund solcher Tragik ist wenig bekannt. 16 Jahre hatte der Jude Peter Lorre in den USA gelebt. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück. In Hamburg drehte er als Regisseur und Hauptdarsteller den Spielfilm Der Verlorene. Von der Journaille verrissen und verhöhnt, vom Publikum ignoriert, verschwand der Film nach 10 Tagen aus den Kinos und in der Versenkung. Peter Lorre floh zurück nach Hollywood, wo er dank der Gnade von Freunden bis zu seinem Tod 1964 in Nebenrollen ein Auskommen fand. Als konfus und missglückt galt sein Regiewerk, der gescheiterte Versuch, einen tragischen Charakter in einem politisch brisanten Feld, in und nach dem Dritten Reich, zu präsentieren.
 
Der Verlorene-lc-web3.jpg Der Verlorene-lc-web1.jpg Der Verlorene-lc-web2.jpg
© Studiocanal GmbH
 
Der Verlorene ist mit der fantastischen Premium-Edition von Arthaus / Studiovcanal in einer bildtechnisch restaurierten und erstmals seit 1951 vollständigen Edition wieder aufgelegt. Das Resultat: Peter Lorres Abrechnung mit Nazideutschland und dessen Weiterleben im geistigen Humus der BRD ist ein Meisterwerk. Selbstredend ein unbequemes! Aber von den Machenschaften der Bürgerlichen im Nationalsozialismus sowie deren Auskommen in den ersten Nachkriegsjahren wollte man zum Auftakt des Adenauer-Erhard-Zeitalters nichts wissen. Zumal sind es formale Kriterien, die Lorres Der Verlorene Meisterschaft bescheinigen. Von den Regisseuren Michael Curtiz, Fritz Lang, John Huston, mit denen Peter Lorre als Schauspieler gearbeitet hatte, inspiriert und geschult, ist dieser einzige deutsche Film Noir 1951 dem Kinoschaffen Wolfgang Staudtes oder Helmut Käutners weit überlegen. „Wenn hier ein deutscher Noir gesucht wird, dann geht das über die Grenzen hinaus (…)“ schreibt Olaf Möller in seinem Essay Die gebrochenen Augen eines Toten zum Roman und zum Film Der Verlorene in der Buchausgabe von Peter Lorres Roman Der Verlorene (1996), denn er ist überzeugt: „Noir ist so zeit- wie länderübergreifend, parallel zum amerikanischen Noir entwickelte sich ein britischer und ein französischer Noir, um die zwei stärksten Parallelbewegungen zu nennen.“ Unzweifelhaft ist Der Verlorene, ein Film Noir, das fast verloren gegangene Opus Magnum des deutschen Nachkriegsfilms und beleuchtet eindrucksvoll die Person, die es schuf. Nach dem Drehbuch schrieb Lorre den gleichnamigen Roman, der 1996 erstmals veröffentlicht wurde.
 
Die exquisit gestaltete 2DVD von Arthaus Premium wird dem Film auf allen Ebenen gerecht. Inhaltlich und formal präsentiert man dieses Werk mustergültig: auffaltbares Digipack, 24seitiges Booklet mit einem Essay von Felix Hoffmann, 2 Stunden Bonusmaterial auf separater DVD, bildtechnisch erstklassig restauriert. Für jeden Cineasten ein Muss!
 

Film Noir | 1951 | International | Peter Lorre | Helmut Käutner | Václav Vich | Karl John | Peter Lorre

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.