Matthew McConaughey, Marisa Tomei, Ryan Phillippe, William H. Macy, Josh Lucas
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Im Los Angeles County verteidigt der clevere Rechtsanwalt Michael Haller (Matthew McCounaghey) alle Arten von Kriminellen. Weil er meistens einen Freispruch erwirkt, ist er bei der Polizei verhasst und in der Welt des Verbrechens begehrt. Haller lässt sich von seinem Chauffeur Earl (Laurence Mason) in einem Lincoln Town Car älteren Baujahrs kutschieren und übernimmt gern Aufträge für den Rockerclub Eddie Vogels (Trace Adkins), denn die sind besonders einträglich. Er lebt getrennt von seiner Frau Maggie McPherson (Marisa Tomei), die als Staatsanwältin sein amoralisches Geschäftsgebaren strikt ablehnt, doch beide kümmern sich einvernehmlich um ihre gemeinsame Tochter Hayley (Mackenzie Aladjem). Als Haller heute Morgen das Gerichtsgebäude in San Fernando betritt, empfängt ihn Val Valenzuela (John Leguizamo) voller Ungeduld, denn nach eigener Aussage habe er etwas Großes für ihn. Mick Haller hat es eilig, da heute mehrere seiner Klienten vor den Richter treten könnten, so lässt er sich von Val im Gehen informieren. Ein gewisser Louis Ross Roulet (Ryan Phillippe) habe angeblich die Prostituierte Regina Campo (Margarita Levieva) zusammengeschlagen, die Familie sei reich, und man möchte mit ihm in Kontakt treten. Allerdings müsse er bereits zur Mittagszeit in Inglewood sein. Mick Haller ist nicht begeistert, doch Valenzuela lässt nicht locker, und so willigt er ein. Aber erst einmal muss er den Gerichtsdiener Reynaldo (Javier Grajeda) überzeugen, seinen hiesigen Fall sofort vor den Richter zu bringen…
“Listen, Harold, I look down the list of people I trust. You’re not on it.” Bissige Dialogzeilen und erstklassiges Schauspiel sowie eine flott erzählte Geschichte, die mit vielen Schauplätzen und zahllosen schrägen Charakteren aufwartet, all das sorgt für einen unterhaltsamen Kinoabend. Zählt man die präzise ausgewählte Popmusik, u.a. Soulstücke der 70er Jahre, - Bobby Bland, Marvin Gaye und Marlena Shaw - und die solide Kameraarbeit Lukas Ettlins hinzu, zeigt sich ein mehr oder minder raffiniert konzipierter und dramaturgisch ausgewogener Thiller. Die gleichnamige Romanvorlage (EA 2005) stammt vom Kriminalautoren Michael Connelly, der in seiner Jugend von Raymond Chandler beeinflusst und ab 1992 mit der Romanserie um den Polizeioffizier Harry Bosch (seit 2014 als TV-Serie Bosch) berühmt wurde. In der Menge der Darstellungen sticht diejenige William H. Macys als Hallers Detektiv Frank Levin nochmals hervor, wie in jedem seiner Filme auch hier ein Genuss. So ließe sich schlussfolgern, dass weder Drehbuchautor John Romano noch der Regisseur Brad Furman und schon gar nicht die beteiligten Schauspieler mit und in Der Mandant viel falsch gemacht hätten, und es stimmt auch. Dennoch stellt der Film den Connaisseur modernen Thriller- und Neo-Noir-Kinos kaum zufrieden, denn im Ganzen erweist sich das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen als zu glatt und zu flach. Wenn Mick Haller schließlich versteht, auf was für ein falsches Spiel er hereinfiel und wie sich nun jenes Rechtssystem, das ihn immer als abgebrühten Sieger kannte, gegen ihn richtet, betreten wir das Terrotorium des Neo Noirs. Aber zugleich bleibt es Popcorn-Kino. Am Ende schließt sich der Kreis und hinterlässt einen mit Blähungen im Hirn, als habe man eine überlange Episode einer US-Kriminalserie geschaut. Nicht zuletzt die augenzwinkernde Gut-Böse-Trennung und die fehlende Entwicklung der Charaktere tragen zum Fernsehcharakter des Films bei.
“It isn't brilliant, it's far from foolproof, and (…) I did feel undercut by the movie's final revelation - which is, let's face it, completely arbitrary”, schreibt Roger Ebert über diesen handwerklich so stringent und sauber umgesetzten Unterhaltungsfilm und trifft es. Erfreulich bleibt immerhin, dass man dieses Werk ansehen kann, ohne sich maßlos zu ärgern, obgleich sich womöglich die eine oder andere Enttäuschung einstellt. Erfreulicher ist, dass Matthew McConaughey nach diesem Film dem Neo Noir nicht nur treu blieb, sondern gewissermaßen im Ernst seinen Platz darin suchte und auch fand. In Killer Joe (USA 2011), The Paperboy (USA 2012) und in der legendären ersten Staffel der TV-Serie True Detective (USA 2014) zeigt sich der Schauspieler wiederholt von seiner besten und vor allem von seiner dunklen Seite. All die genannten Filme belegen die Fortsetzung der Neo-Noir-Tradition in den letzten Jahren, die sich nicht mit einer übermäßigen Quantität, doch dank Autoren wie Nic Pizzolatto mit einer Qualität ausweist, die einen Film wie Der Mandant zwar nicht komplett degradiert, ihn dennoch in die unteren Ränge der aktuellen Thrillerproduktionen verweist. Solide und doch unerheblich!
Sehr gute deutsche BD- und DVD-Editionen (2011) der Universum Film GmbH, München, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original englische und eine deutsche Tonspur, optional deutsche Untertitel und ein Making Of, geschnittene Szenen und den Kinotrailer als Extras.