Louise Parker (Jean Kent) ist mit ihrem alten Freund Clark Sutton (John Bentley) auf dem Weg zu einem außerhalb Londons gelegenen Militärflughafen. Sutton ist eifersüchtig, denn Louise wird dort ihren Verehrer Paul Smith (Mark Stevens), einen US-Amerikaner aus New York, wiedertreffen und ihn wohl heiraten. Louise ist darüber amüsiert, stichelt ihn ein wenig und Sutton fragt sie, wie denn ihr älterer Bruder John (Jack Lambert) über die Heirat mit einem Testpiloten denke. John Parker ist auf dem Testgelände, wo Smith heute einen Düsenjet probefliegt, in leitender Funktion tätig. Die Begrüßung zwischen Paul Smith und Clark Sutton fällt herzlich aus. Während des Krieges dienten sie, auch der Amerikaner Smith, als Kampfflieger bei der britischen Royal Air Force. Am Abend soll unter Vorsitz John Parkers im Golden Lion in London ein Veteranentreffen ihrer Fliegerstaffel stattfinden. Zuvor verabreden sich Louise, Clark und Paul noch in dem in der Nähe gelegenen Pub Fox & Hounds... Es ist Abend, Louise und Paul fahren nach London, wo Smith am Veteranentreffen teilnehmen wird. Das Fox & Hounds, obwohl Paul einst selbst dort war und es vorgeschlagen hatte, haben sie nicht gefunden. Aber Clark Sutton, der bereits anwesend ist, nimmt Paul das verpatzte Treffen zu dritt nicht übel. Sie trinken mit ihren Kameraden von einst und John Parker spricht einen Toast auf die Gefallenen des Krieges. Bloß Kenneth Peters (John Harvey) sucht offensichtlich Streit und hat sich dafür Paul Smith ausgeguckt, den er mächtig provoziert…
Um für B-Filme ein Publikum ins Kino zu locken, war es in England zu Beginn der 50er Jahre üblich, solche Werke mit den Namen von US-Filmstars aufzupeppen, die in ihrer Heimat bereits an Zugkraft verloren hatten. So traten Dan Duryea, Dane Clark, Lloyd Bridges, George Brent, Lizabeth Scott oder Paul Henreid in britischen Produktionen auf, ebenso wie Mark Stevens. Während der Film Noir im Zuge der McCarthy-Ära in den USA mehr und mehr darnieder ging, fand man sich in England von den US-Produktionen der Spätvierziger beeinflusst und versuchte sich auf ähnlichem Terrain. Dabei hatte der Inselstaat in den Jahren zwischen 1946 und 1949 längste eine eigenständige Film-Noir-Tradition aufgebaut. Werke wie Das dämonische Ich (UK 1946), Brighton Rock (UK 1947), Aus dem Tagebuch eines Henkers (UK 1948) oder Der dritte Mann (UK 1949) waren dem US-amerikanischen Film Noir mindestens ebenbürtig. David MacDonald, Regisseur von The Lost Hours, hatte mit Tanz in den Abgrund (UK 1948) selbst einen exzellenten Film Noir realisiert, die Hauptrolle spielte niemand anders als Jean Kent. Aber in vier Jahren hatte sich einiges geändert. Die 30jährige Jean Kent, die mit 26 Jahren noch als flüchtige Minderjährige durchging, sieht plötzlich 10 Jahre älter aus. Und auch ihre männlichen Kollegen mit Ausnahme John Bentleys und Garry Marshs sind in The Lost Hours nicht mehr die erste Wahl. Während die Geschichte auf dem Papier - ein Fremder wird durch eine Droge im Drink um sechs Stunden seiner Erinnerung betrogen und steht plötzlich als potentieller Mörder da - halbwegs vielversprechend klingt, erweist sie sich auf der Leinwand als müder Abklatsch anderweitig deutlich besser umgesetzter Motive.
Wer auf der Suche nach dem verlorenen Film Noir auf
The Lost Hour stößt, sollte möglichst wenig bis nichts erwarten. Die erste Hälfte ist langweilig und fade inszeniert, dann nimmt die Sache etwas Fahrt auf. Doch dem halbwegs erfahrernen Cineasten ist spätestens jetzt klar, wer die Strippen zieht. Der Weg ins Finale ist gar nicht übel, eine Tiefgarage ist zudem für einen Film der frühen Fünfziger kein gängiger Schauplatz. Doch eine Verfolgungsjagd im Auto ist so miserabel geschnitten, dass der Zuschauer sofort merkt, dass die Wagen immer wieder an derselben Kreuzung mit denselben Häuserfronten vorbeirasen - schlicht peinlich. Das Finale selbst enttäuscht ebenfalls. Es ist grotesk lahm und der Schluss ist so konventionell, dass man statt eines Lächelns nur mehr ein Gähnen im Gesicht trägt. Die renomierte Jean Kent verabschiedete sich nach diesem Flop für ganze 3 Jahre vom Filmgeschäft; David MacDonald rutschte sogar noch weiter ab und verdingte sich bis 1963 großteils beim Fernsehen. Sowohl
Wer ist Kendall Brown? (UK 1953) als auch
Murder by Proxy / Blackout (UK 1954) zeigen in ihrem Handlungsverlauf Motive aus
The Lost Hours, wobei letzterer ein besserer Film ist. In den USA kam
The Lost Hours als
The Big Frame in die Kinos, aber nichts an diesem Werk ist ansatzweise “big“.
Weltweit gibt es bis heute keine BD- oder DVD-Edition von The Lost Hours / The Big Frame, obwohl inzwischen zahlreiche B-Produktionen aus England in guter Bild- und Tonqualität sogar als BD kursieren. Online findet sich eine Kopie des Films, die wiederum auf eine frühere VHS-Veröffentlichung zurückgehen soll.