Film Noir
| USA
| 1947
| William Berke
| Benjamin H. Kline
| Charles Trowbridge
| Edmund MacDonald
| Harry Cheshire
| Nestor Paiva
| Vince Barnett
Bewertung
***
Originaltitel
Shoot To Kill
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller
Russell Wade, Luana Walters, Edmund MacDonald, Robert Kent, Vince Barnett
Regie
William Berke
Farbe
s/w
Laufzeit
64 min
Bildformat
Vollbild
Ein Polizeiwagen verfolgt in hohem Tempo eine schwarze Limousine, es fallen Schüsse und die Jagd führt schon bald aus der Stadt hinaus… Schließlich gerät der Fluchtwagen ins Schleudern und rast einen Abhang hinunter, die Hatz ist vorüber. Zwei Polizeibeanmte untersuchen das Wrack und stellen zu ihrer Überraschung fest, dass die toten Männer der flüchtige Sträfling Dixie Logan (Robert Kent) und der neue Bezirksstaatsanwalt Lawrence Dale (Edmund MacDonald) sind. Die mit ihnen im Auto befindliche Marian Langdon (Luana Walters), Dales frisch mit ihm verheiratete Sekretärin, hat wie durch ein Wunder überlebt. Im Krankenhaus ist der frühere Staatsanwalt John Forsythe (Charles Trowbridge) der erste Besucher, welcher von der Verletzten eine Aussage zu erhalten versucht. Aber Marian ist zu schwach und zu erschöpft, also verlässt er sie, um sich draußen vor der Tür den Reportern zu stellen. Als sie gegangen sind, macht er sich auf den Weg zu seinem Wagen und bemerkt eine dunkle Gestalt näher kommen. Es ist George Mitchell (Russell Wade), ein Reporter der Tribune, und er möchte von John Forsythe die Wahrheit hören und zwar exklusiv. Der Jurist ist verunsichert und fragt, was er damit meine und Mitchell berichtet ihm von dessen Streit mit seinem damaligen Assistenten Lawrence Dale, den der Reporter eines Tages in Forsythes Büro belauschte. Damals war er ins leere Vorzimmer getreten und hatte beim Griff nach einem Aschenbecher mit dem Arm versehentlich die Gegensprechanlage eingeschaltet…
“I don’t intend to honeymoon with you now or anytime.” Der Regisseur William Berke arbeitete lange für die Powerty-Row-Studios, bevor er ab 1952 auch fürs Fernsehen tätig war. In seinem produktivsten Jahr, 1944, trugen in Vor- und Abspann elf Spielfilme seinen Namen als Regisseur, allesamt B-Produktionen ohne Anspruch und ohne Bedeutung. Police Reporter / Shoot To Kill ist einer von knapp 100 Titeln, die er in den 24 Jahren seines Schaffens ablieferte. Doch ist dieser Film Noir der Screen Guild Productions nicht so übel, wie man meinen könnte. Sein Kameramann Benjamin H. Kline hatte für Edgar G. Ulmer dessen Meisterstück Detour (USA 1945) auf Zelluliod gebannt. Auch hier überzeugt seine in den Nachtszenen kreierte Noir-Atmosphäre auf ganzer Linie. Zudem wartet die in Rückblenden erzählte Geschichte um den korrupten Anwalt Lawrence Dale und dessen Verwicklungen mit der Unterwelt und seiner hübschen Sekretärin mit einigen Überraschungen auf. Mehrfach im Film nimmt das Geschehen eine Wendung, die selbst für aufmerksame Cineasten nur schwer vorhersehbar sein dürfte. Damit gelingt es Berke und Drehbuchautor Edwin Westrate ganz offensichtliche Logiklöcher der Erzählung zu überspielen, was in Anbetracht des sichtbar minimalen Budgets ihrer Produktion schon ein Gewinn ist. Letzteres wird in Schnittfolgen sichtbar, die holprig daherkommen, was auch durch das eher bescheidene Schauspiel unterstützt wird. Dass Russell Wade 1948 mit 31 Jahren seinen letzten Film drehte und im Anschluss als Immobilienmakler ein Auskommen fand, war für die Filmwelt sicher kein Verlust.
© VCI Entertainment
“There are plenty of dark shadows in this one, along with a dash of dark-edged violence as a double-edged bonus”, schreibt Steve Lewis in seinem Blog Mystery File. Richtig. Während man einerseits Zutaten und Gewürze dieses Junk Foods fürs Nachtprogramm belächeln mag, muss man andererseits zugeben, dass deren Geschmack zu keiner keiner Zeit fade wird. Shoot To Kill - der ursprüngliche Titel Police Reporter ist irreführend - erweist sich als ein mit 64 Minuten rasanter und rauer, fast schon „dreckiger“ Film Noir. Hier bleiben nicht nur Moral und Anstand in allen Lagern und auf allen Etagen auf der Strecke, hier findet sich auch jenes Amerika der schäbigen Apartments, billigen Bars und verrauchten Hinterstuben, wie man es eben aus Detour (USA 1945) oder Jagd nach Millionen (USA 1947) kennt, aus Produktionen, die sich bewusst oder notgedrungen dem Glamour des Studiofilms Marke Hollywood verweigerten. Damit klingt in Police Reporter / Shoot To Kill etwas von den längst nicht so der Zensur und ihrer Schere ausgelieferten Filmdramen der Mittdreißiger nach, ein Stück Filmkultur, das durch einen exquisiten Auftritt des Jazzpianisten Ben Rodgers in einer Nachtbar nochmals abgerundet wird. Mit etwas besseren Darstellern und mehr Sorgfalt seitens der Regie hätte es die Geschichte selbst hier womöglich auf einen weiteren Stern gebracht, der ihr in der Form aber nicht zusteht. Für erfahrene Film-Noir-Connaisseure ist diese obskure Randotiz der Filmhistorie dennoch keine vollends verschwendete Zeit.
Police Reporter / Shoot To Kill erschien auf DVD (2006) in der von VCI Entertainment editierten Serie Forgotten Noir als deren Vol. 3 im Doppel mit dem deutlich besseren Der Vampyr von Soho (UK 1953) - ungekürzt im Originalformat ohne Untertitel, bildtechnisch jedoch unterm Durchschnitt von VCI. Neben einer Bildergalerie gibt es Kurzbiografien von Luana Walters, Russell Wade und William Berke als Extras. In Deutschland ist diese Edition nicht erhältlich.