Film Noir
| USA
| 1956
| Alfred Hitchcock
| Robert Burks
| Harold J. Stone
| Harry Dean Stanton
| Henry Fonda
| Vera Miles
Bewertung
*****
Originaltitel
The Wrong Man
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1956
Darsteller
Henry Fonda, Vera Miles, Anthony Quayle, Harold J. Stone, Charles Cooper
Regie
Alfred Hitchcock
Farbe
s/w
Laufzeit
101 min
Bildformat
Widescreen
© Warner Bros.
Christopher Emmanuel Balestrero (Henry Fonda), "Manny“ gerufen, ist der Bassist in einer Jazzband des New Yorker Stork Club. Er hat Mühe, mit dem geringen Einkommen seine Frau Rose (Vera Miles) und seine zwei Söhne zu versorgen. Eines Abends wird er vor seinem Haus verhaftet. Man wirft ihm vor, dass er eine Versicherungsgesellschaft überfallen und ausgeraubt habe. Die Augenzeugen schwören, in ihm den Täter zu erkennen. Nur dank seiner Familie, die die Kaution aufbringt, kann Manny der Untersuchungshaft entgehen. Auf freiem Fuß versucht er mit Hilfe seiner Frau, Zeugen zu finden, um vor Gericht seine Unschuld zu beweisen. Doch zwei der Männer, mit denen er zur Tatzeit zusammen war, sind überraschend verstorben. Der dritte ist nicht auffindbar. Seine Frau verzweifelt an der Situation. Sie verfällt in eine tiefe Depression, so dass sie in eine Klinik eingewiesen wird. Als der Prozess beginnt, weiß Manny, dass er keine Chance hat…
1955 hatte Alfred Hitchcock Über den Dächern von Nizza und Immer Ärger mit Harry gebracht – trotz des schwarzen Humors zwei seiner leichtesten, der Romantik und der Komödie zugeneigte Werke. 1956 drehte er mit Der falsche Mann einen der düstersten Filme seines Schaffens. Der auf einer wahren Geschichte beruhende Film über einen zu Unrecht angeklagten Mann, dessen Leben als Musiker, Ehemann und Familienvater von einer gnadenlosen Polizeiarbeit und Rechtsauffassung bedroht wird, zählt leider nicht zu Hitchcocks populären Werken. Dazu war und ist er zu bitter und nicht bloß für die Zeit seiner Entstehung überraschend konsequent. Der Film orientiert sich am Film Noir semi-dokumentarischen Zuschnitts, wie er für die Spätvierziger typisch war. Doch post McCarthy macht Hitchcock keine Kompromisse mehr und definiert den Standard seiner Zeit.
© Warner Bros.
Der falsche Mann ist ein Meisterstück, weil er sich der Unterhaltungsklischees des Hollywoodkinos entledigt und sich dank entwickelter Ausrucksmittel des Hitchcockschen Filmschaffens ihrer zugleich bedient. Das Schauspiel Henry Fondas und Vera Miles’ ist grandios. Bernhard Herrmanns Musik ist subtil und der Stadt New York rundum angemessen. Alfred Hitchcocks Blick auf die Metropole der Mittfünfziger macht den Film in Sachen urbaner Landschaft zu einem Vorläufer des brillanten Dein Schicksal in meiner Hand (1957) und steht in der Tradition von Filmen wie Stadt ohne Maske / Die nackte Stadt (1948). Der falsche Mann ist konträr zu jenen Mitte der Fünfziger meist in den Polizeifilm eingemeindeten, späten Film Noirs nicht nur spannend – er ist beklemmend und Angst einflößend.
Die DVD von Warner Bros Entertainment Inc. (2004) bringt den Film im Originalformat, englische und deutsche Tonspur, jede Menge Untertitel, sowie als Extra die Dokumentation Guilt Trip: Hitchcock and The Wrong Man. Vorbehaltlos zu empfehlen!