Neo Noir
| International
| 2012
| David Weaver
| Samuel L. Jackson
| Tom Wilkinson
| Deborah Kara Unger
Bewertung
***
Originaltitel
The Samaritan
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN
Erscheinungsjahr
2012
Darsteller
Samuel L. Jackson, Luke Kirby, Ruth Negga, Alan C. Peterson, Gil Bellows
Regie
David Weaver
Farbe
Farbe
Laufzeit
90 min
Bildformat
Widescreen
Toronto, Kanada: Nach 25 Jahren in Haft für den Mord an seinem ehemaligen Partner ist Foley (Samuel L. Jackson) wieder auf freiem Fuß. Zurück in der Stadt besucht er das Lebensmittelgeschäft von Gretchen (Martha Burns), die ihn auf den aktuellen Stand bringen soll. Aber von den Freunden aus alten Tagen sind die meisten tot oder so gut wie. In der Bar seines alten Kumpels Rodney, der Toronto längst verließ, lernt Foley den Barmann Bill (Gil Bellows) kennen. Foleys Bewährungshelfer Deacon (Tom McCamus) macht ihm klar, dass er ihn zum Freund oder zum Peiniger haben kann, und Foley beschließt, sich eine ehrliche Arbeit zu suchen. Aber am zweiten Tag in Freiheit begegnet er nachts in seiner eigenen Wohnung Ethan (Luke Kirby), dem Sohn von Foleys ex-Partner. Der lädt ihn auf einen Drink ein und gemeinsam fahren sie in eine Diskothek, an der Ethan zu einem Drittel beteiligt ist. Indessen sein Gastgeber kurz beschäftigt ist, lernt Foley die junge Iris (Ruth Negga) kennen, die ihm Ethan zum Zeitvertreib an seinen Platz schickt. Aber Foley ist von Ethan genervt und will gehen. Der bietet an, ihn nach Hause zu fahren, aber kurz darauf wird Foley Zeuge, wie der Gangster Xavier (Tom Wilkinson) einen Mitarbeiter, der ihn betrog, hinter den Kulissen der Disco kaltblütig umbringt. Ethan versteht nicht, was Ethan von ihm will, und bricht den Kontakt ab. Stattdessen sucht er sich eine Arbeit auf einer Baustelle und bleibt seinen hehren Absichten damit treu. Als er einige Tage später bei Bill am Tresen sitzt, kommt Iris mit einem Freier namens Jake (Aaron Poole) herein, laut Bill ein richtig übler Bursche…
"The Samaritan isn't a great noir, but it's true to the tradition and gives Samuel L. Jackson one of his best recent roles”, schreibt Roger Ebert und das ist ein erfrischendes Urteil inmitten der negativen Kritiken in den USA, die dem Film Klischees vorwerfen, indessen ich den Verdacht nicht loswerde, dass einige der Entwicklungen des Films für ein US-Publikum einfach zu Non-Hollywood sind. Der Samariter - Tödliches Finale macht mit seinen bösartigen Wendungen nämlich Ernst. Er verzichtet auf jene stets romantische, vom Popcorn-Publikum herbei gesehnte Erlösung seiner Protagonisten. Das hat nichts mit physischer Brutalität zu tun, im Hollywoodfilm ja kein Problem, aber während ein so inkonsistenter Independent-Noir wie The Cooler - Alles auf Liebe (USA 2003) - herb brutal und zugleich lächerlich romantisch - sich großer Beliebtheit erfreut, kann ein wahrhaft düsterer Neo Noir wie Der Samariter- Tödliches Finale in den USA nicht punkten. Vielleicht ist hier auch der sexuelle Zwist ein Problem. Die Autoren David Weaver und Elan Mastai scheren sich nicht um Tabugrenzen und zwar erneut nicht im Sinn einer expliziten Darstellung sondern mittels Paukenschlag von Enthüllungen. Insofern ist ihr Neo Noir harter Stoff - einerseits von griechischen Tragödien à la Sophokles inspiriert und andererseits von der Neo-Noir-Tradition so unterschiedlicher Filme wie Stephen Frears’ Grifters (USA 1990) oder Chan-Wook Parks Oldboy (KOR 2003). Vor allem Letzteren verdankt er viel, aber das tut diesem kanadischen Film mit seinen wunderbaren Darstellern aus aller Welt keinen Abbruch.
Der Samariter - Tödliches Finale erzählt keine Geschichte, die in irgendeiner Weise neu ist. Die Linie der Vorläufer reicht von Fritz Langs Gehetzt / Du lebst nur einmal (USA 1937) über Felix E. Feists Verfolgt (USA 1951) bis zum deutlich verwandten Few Options (USA 2011) von George A. Pappy jr. Aber trotz einiger Zugeständnisse an die Normen actionorientierten Thrillerkinos, darin einer gegen alle zu bestehen weiß und sei es aufgrund seiner physischen Präsenz, um es mal nett zu formulieren, erzählt der Film die Geschichte seiner Figuren keineswegs schlecht. Auch das weiß der geschulte und nicht von Modeströmungen beeinflusste Roger Ebert herauszustellen: "The Samaritan has the patience to establish its setup, and that's important in a noir, in which action deferred is more important than action indulged.” Es bleibt zu hoffen, dass das europäische Publikum die Attitüde David Weavers zu schätzen weiß, denn sein Film hat es verdient. Nicht großartig, sicher nicht, doch sehenswert allemal. Nur taucht erneut der am meisten überschätzte Film der letzten 30 Jahre - Pulp Fiction (USA 1994) - auf dem Cover einer deutschen BD bzw. DVD auf (mit dem Der Samariter - Tödliches Finale außer Samuel L. Jackson nichts gemein hat), indessen der Name seines Regisseurs David Weaver so klein abgedruckt ist, dass er mit bloßem Auge kaum erkennbar ist. Seufz...
Exzellente deutsche BD- und DVD-Edition (2012) von Ascot Elite Home Entertainment (“we stell stories") mit dem Film ungekürzt im Originalformat, wahlweise deutsche oder englische Tonspur, optional deutsche Untertitel, den original Kinotrailer als Extra. Empfehlenswert!