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Bewertung
***
Originaltitel
The Big Knife
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

Jack Palance, Ida Lupino, Rod Steiger, Shelley Winters, Jean Hagen

Regie
Robert Aldrich
Farbe
s/w
Laufzeit
111 min
Bildformat
Vollbild
 

 

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© United Artists Corporation
 
Charlie Castle (Jack Palance) ist ein US-amerikanischer Filmstar und er lebt in Bel Air, Los Angeles. Im Garten seines luxuriösen Anwesens lässt er sich eben massieren, als die Kolumnistin Pattie Benedict (Ilka Chase) ihn besucht. Sie will erfahren, wie es um seine Ehe mit Marion (Ida Lupino) bestellt ist, denn jedes Gerücht liefert ihr und ihren Lesern Stoff für aufregende Geschichten. Nachdem Charlie sie geschickt eingewickelt und beinahe schon durch die Eingangspforte bugsiert hat, erscheint Marion, und lässt die Klatschreporterin wissen, wie wenig ihr an deren Geschreibsel gelegen ist. Es folgt ein erbitteterter Streit der Ehepartner. Denn tatsächlich leben Sie getrennt voneinander. Charlie Castle hat nach Marions Ansicht all seine früheren Ideale und Träume an den mächtigen Produzenten Stanley Hoff (Rod Steiger) verhökert, der ihn stets mit neuen Verträgen zu knebeln weiß. Für den Luxus eines Lebens als Star hat er sich ausverkauft und kann nicht mehr zurück. Doch Marion ist davon angewidert und will aus dem System heraus. Charlie stellt in Aussicht, über den neuen Vertrag, der just unterzeichnet werden muss, nochmals nachzudenken. Und Marion signalisiert, dass sie zu einem Neubeginn mit ihm bereit wäre, obwohl sie bereits mit dem Autor Horatio Teagle (Wesley Addy) liiert ist. Was sie nicht ahnt: Stanley Hoff hat Charlie Castle nicht bloß wegen dessen Verführbarkeit zum Luxusleben fest in der Hand…
 
Eine Stimme aus dem Off, ein von Dämonen der Vergangenheit geplagter Protagonist, mehr als nur eine Femme fatale und schließlich ein dunkles Geheimnis… Was kann mit Robert Aldrich im Regiestuhl und solcher Riege an Film-Noir-Veteranen noch schiefgehen, zumal die Geschichte manche Wendung nimmt, die unerwartet kommt? Aber leider… gelingt Aldrich in diesem Film nicht allzu viel. Zu guter Letzt liefert er ein lauwarmes Melodram mit einer Reihe übertrieben dargebotener, hoch dramatischer Auftritte. Einer mag eingangs an den Boulevard der Dämmerung (1950) denken, Billy Wilders fünf Jahre zuvor entstandenes Film-Noir-Meisterstück, das ebenfalls jenes Tun und Lassen in der Traumfabrik Hollywood thematisiert hatte. Aber wo Wilder von seinen Darstellern Präzision und Kühle verlangt hatte, gehen hier vor allem Jack Palance und Rod Steiger die Pferde durch. Ihre Schauspielkunst steht außer Frage - ihre Rollencharaktere rangieren in dieser Hollywood-Story am Rande der Karrikatur. So wird zum Problem, dass einerseits der große Wurf, das Über-sich-selbst-hinaus-Gehen anvisiert, doch in aller Aufgeregtheit der Inszenierung nicht erreicht wird. Die Nebendarsteller Wesley Addy, Shelley Winters und Wendell Corey lassen mit ihrem tendeziell zurückhaltenden Schauspiel die beiden Genannten auf solcher Bühne einsam scheitern.
 
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© United Artists Corporation
 
Mit Blick auf seine Stilmittel und sonstigen formalen Kriterien hat The Big Knife auch als Film überraschend wenig zu bieten. Nachdem Robert Aldrich im Duett mit Kameramann Ernest Laszlo zu Beginn des Jahres 1955 das eigenwillige Film-Noir-Juwel Rattennest abgeliefert hatte, erscheint The Big Knife nach einem Bühnenstück Clifford Odets (Der General starb im Morgengrauen, USA 1936) überaus fade. Aufregend ist bestenfalls der Vorspann. Alles Weitere ist gefilmtes Theater – fern von den Kniffen der Filmkust, die in nur einem Raum just Alfred Hitchcock mit Bei Anruf Mord (USA 1954) zu zeigen gewusst hatte. Von den Stilmitteln des Film Noirs, die Laszlo in Rattennest effektvoll in Szene zu setzen verstanden hatte, fehlt jede Spur. Trotz der verbrecherischen Studiohaie und den Klauen der eigenen Vergangenheit gibt es auch sonst wenig, was an den Film Noir anzuschließen vermag. Ein “classic noir thriller“, wie mancherorts vermerkt, ist das sicher nicht. Sowohl vom Boulevard der Dämmerung (USA 1950) als auch von Alles über Eva (USA 1950) oder Nicholas Rays fulminantem Film Noir Ein einsamer Ort (USA 1950), die allesamt Starruhm und Medienmacht in der Filmindustrie thematisierten, ist Robert Aldrichs Hollywood-Story einfach zu weit entfernt. Schade!
 
Gewohnt exzellente DVD-Edition der englischen Optimum Releasing Ltd. – ungekürzt und im Originalformat mit englischem Ton ohne Untertitel, bildtechnisch topp, den Kinotrailer als Extra.
 

Film Noir | 1955 | USA | Robert Aldrich | Ernest Laszlo | Everett Sloane | Jack Palance | Rod Steiger | Wendell Corey | Wesley Addy | Ida Lupino | Jean Hagen | Shelley Winters

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