Torso – das Geheimnis der schwarzen Witwe

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Bewertung
****
Originaltitel
Torso: The Evelyn Dick Story
Kategorie
Neo Noir
Land
CAN
Erscheinungsjahr
2002
Darsteller

Kathleen Robertson, Callum Keith Rennie, Brenda Fricker, Victor Garber, Ken James

Regie
Alex Chapple
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Hamilton, Kanada, im März 1946: Zwei Jungs finden beim Spielen in einem Wald eine nackte Männerleiche ohne Kopf, Arme, Beine. Der Torso war ehemals John Dick (Jim Boeven), Angestellter der städtischen Verkehrsbetriebe und Ehemann der Lebedame Evelyn Dick (Kathleen Robertson). Letztere fehlt auf keiner der zahlreichen Feiern der High Society, wo sich Regierungsbeamte, Industrielle und sonstige Honoratioren die Klinke in die Hand drücken. Als Inspector Woods (Callum Keith Rennie) und Detective Sgt. Preston (Jonathan Potts) bei der Witwe vorstellig werden, sind sie nicht nur überrascht, Evelyn Dick samt Tochter Heather (Hannah Lochner), die von einem früheren Gatten stammt, stets bei ihrer Mutter Alexandra MacLean (Brenda Fricker) lebend zu finden. Auch die Trauer um ihren Ehemann hält sich in Grenzen. Direkt nach der Hochzeit sei man getrennte Wege gegangen, berichtet Evelyn kühl, und schon seit Wochen habe sie zu John keinen Kontakt mehr gehabt. Doch Inspector Wood gibt sich nur zum Schein damit zufrieden. Bei Nachforschungen stößt er auf eine Reihe prekärer Widersprüche, die erst Evelyn und dann die Mutter und Vater Donald MacLean (Ken James) ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken…
 
Für eine kanadische Fernsehproduktion, die auch im Ausland nicht im Kino lief, liegt der Film sowohl mit Blick auf seine Ausstattung als auch die Leistungen der Darsteller weit überm Durchschnitt. Eine von Regisseur Alex Chapple und Kameramann Nikos Evdemon stilsicher und mit klaren Film-Noir-Bezügen gelenkte Inszenierung sowie eine straffe Dramaturgie, die im letzten Drittel vor seelischen Abgründen nicht innehält, lassen in 90 Minuten Spieldauer keine Langeweile aufkommen. Vor allem die erste Hälfte des Films, die mit dem Femme-fatale-Image der Protagonistin Evelyn Dick zu spielen weiß, und Inspector Woods in Manier der hardboiled Detectives und Cops der Vierziger in Szene setzt, steht in der Tradition so mancher Retro-Noir-Filme in den USA der Neunziger. So erinnert in der Ausstattung vieles an Carl Franklins Teufel in Blau (USA 1995) oder Curtis Hansons L.A. Confidential (USA 1997), was wiederum nur Kompliment sein kann, denn diese zwei Neo Noirs waren diesbezüglich überragend.
 
Zugleich geht Torso - das Geheimnis der schwarzen Witwe nicht in die Falle, seine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, als simplen Krimanalfall oder Murder Mystery im Film-Noir-Gewand zu inszenieren. Im letzten Drittel machen die Regie und das Drehbuch nach Vorlage der Autorin Marjorie Freeman Campbell Ernst und zeichnen das komplexe Porträt einer Frau, die die Hölle zeitlebens in sich trug. Kathleen Robertson liefert eine beeiundruckende Vorstellung ab, die sich geruhsam steigert und das Publikum in ihren Bann zieht. Dass Filme der Art stets auch Zuschauer enttäuschen, hängt mit falschen Erwartungen zusammen. Torso – das Geheimnis der schwarzen Witwe, dessen reißerischer Zweittitel bei der deutschen DVD-Edition fehlt, ist kein Thriller amerikanischen Zuschnitts, wie es L.A. Condfidential war. Es ist auch kein TV-Krimi, dessen 90minütige Mörderjagd einen gemütlich Erdnüsse knabbern lässt. Zuletzt verdüstert sich der Himmel über Hamilton, Ontario, zusehends, weshalb der Terminus Film Noir das Drama in mehrfacher Hinsicht triftig beschreibt. Nicht weit von Cafe Society (USA 1995) oder Young Adam – Dunkle Leidenschaft (UK/FRA 2003) und für den geduldigen Cineasten sicher ein Geheimtipp.
 
Die deutsche DVD-Edition von Planet Media Home Entertainment (2003) bringt den Film ungekürzt im Originalformat, bildtechnisch topp, wahlweise deutschen oder englischen Ton, ohne Untertitel.
 

Neo Noir | 2002 | International | Alex Chapple | Callum Keith Rennie | Kathleen Robertson

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