Neo Noir
| USA
| 1995
| Walter Mosley
| Carl Franklin
| Denzel Washington
| Don Cheadle
| Tom Sizemore
| Jennifer Beals
Bewertung
****
Originaltitel
Devil In A Blue Dress
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1995
Darsteller
Denzel Washington, Tom Sizemore, Jennifer Beals, Don Cheadle, Mel Winkler
Regie
Carl Franklin
Farbe
Farbe
Laufzeit
97 min
Bildformat
Widescreen
© Sony Pictures Home Entertainment
Los Angeles, Kalifornien, im Jahr 1948: Der Kriegsveteran Ezekiel „Easy“ Rawlins (Denzel Washington) war Arbeiter in einer Flugzeugfabrik, bevor er vor einigen Wochen entlassen wurde. Als Farbiger aus Houston, Texas, hat er sich in der kalifornischen Metropole ein Auto und sogar ein eigenes Haus gekauft und pflegt einen guten Lebensstil. Er braucht dringend Geld, als ihm in der Bar seines Bekannten Joppy (Mel Winkler) ein gewisser DeWitt Albright (Tom Sizemore) einen Job anbietet. Easy soll für ihn im Nachtleben von Los Angeles eine Frau namens Daphne Monet (Jennifer Beals) aufspüren, die sich als Weiße gern in der Gesellschaft von Farbigen sehen lässt. Sie war mit dem Politiker Todd Carter (Terry Kinney) verlobt, einem Mann aus bestem Hause, der bei den Bürgemeisterwahlen seine Kandidatur überraschend zurückgezogen hat. Easy hat kein gutes Gefühl, für Albright zu arbeiten, doch er übernimmt den Auftrag. In einem Jazzclub trifft er seine Bekannten Coretta James (Lisa Niocole Carson) und Dupree Bouchard (Jernard Burks) und es stellt sich heraus, dass Coretta einiges über Daphne Monet zu berichten wüsste. Aber Coretta verfolgt in dieser Nacht eigene Pläne…
Die USA der Farbigen ist im klassischen Film Noir kaum existent, wie sie generell im Hollywoodfilm der Vierziger und Fünfziger keine Rolle spielt. Ausnahmen wie Stadt in Aufruhr (USA 1951) oder Der Hass ist blind (USA 1950), in denen die Thematik des Rassismus’ deutlich ausgeführt wurde, konnten sich in dem ab 1950 zunehmend rechtskonservativen politischen Klima des Kalten Krieges und in der McCarthy-Ära nicht länger behaupten. Demgegenüber hatten sich die Regisseure Edward Dmytryk und Elia Kazan für ihre Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in den USA - Kreuzverhör (USA 1947) und Tabu der Gerechten (USA 1948) - vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) verantworten müssen. Nach einem Roman von Walter Mosley schloss Carl Franklin 1995 mit seinem Neo Noir Teufel in Blau endlich die oben beschriebene Lücke. Mit einem ersklassigen Ensemble an grandiosen Schauplätzen in jenem Los Angeles der Nachkriegsjahre und mit einer Kameraarbeit, die sich stark an den klassischen Film Noir anlehnt, ist dabei einer der intelligentesten und subtilsten Neo Noirs seiner Zeit entstanden. Entsprechend waren viele Kritiker begeistert: “It's the film's glowing visual qualities, a striking performance by Denzel Washington and the elegant control Carl Franklin has over it all that create the most exotic crime entertainment of the season“, schrieb Kenneth Turan in der Los Angeles Times. Das Publikum jedoch verschmähte den ruhigen und auf seine Charaktere fokussierten Film und gab modischem Trash à la Pulp Fiction (USA 1994) den Vorzug.
Allerdings ist Teufel in Blau nicht der Klassiker, der er hätte werden können, und erreicht nicht in allen Registern jene Qualitäten, die zwei Jahre später Curtis Hansons L.A. Confidential (USA 1997) zum perfekten Neo Noir im Retrolook werden ließen. Seine Geschichte, die an Raymond Chandler denken lässt, beinhaltet mit ihrem überfrachteten Kriminalfall und dessen allzu bekannten Wendungen die Schwächen, die schon einen Film Noir wie Die blaue Dahlie (USA 1946) die Latte hatte reißen lassen. Das ist schade, denn die Zutaten sind famos, und in vielen Sequenzen ist Carl Franklins Neo Noir Teufel in Blau schlicht ein Genuss. Dass er ein solcher Flop wurde, traf ihn unverdient. Folglich lohnt sich das Wiederentdecken dieses Neo Noirs allemal ebenso, wie man sich klassische Film Noirs jenseits der Top Ten anschauen kann, ist doch Teufel in Blau stets ein Geheimtipp.
Hervorragende Edition als DVD von Sony Pictures Home Entertainment, ungekürzt und im Originalformat mit wahlweise 5 Tonspuren und 17 verschiedenen Untertiteln, dazu den US-Kinotrailer, einen Audiokommentar Carl Franklins und einiges mehr an Extras.