Voice Without A Shadow

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Kagenaki koe
Kategorie
Film Noir
Land
JPN
Erscheinungsjahr
1958
Darsteller

Yôko Minamida, Hideaki Nitani, Nobuo Kaneko, Toshio Takahara, Shinsuke Ashida

Regie
Seijun Suzuki
Farbe
s/w
Laufzeit
92 min
Bildformat
Widescreen

 


 

 

Tokio, Japan, an einem Abend im Oktober: In der Schaltstelle der Maicho-Tageszeitung nimmt die Telefonistin Ashiko Takahashi (Yôko Minamida) den hausinternen Anruf des Journalisten Hiroshi Ishikawa (Hideaki Nitani) entgegen, den sie zu seiner Überraschung an der Stimme erkennt, hat sie dafür doch ein gutes Gedächtnis. Ishikawa möchte mit Professor Makio Akabashi von der Universität Tokio verbunden werden. Ashiko sieht im Telefonverzeichnis nach und wählt die Nummer, bevor sie sich, als man dort den Hörer von der Gabel nimmt, für den späten Anruf enschuldigt. Sie fragt, ob es sich denn um die Residenz Professor Akaboshis handele, und sie muss ihre Frage wiederholen, denn erst herrscht Stille in der Leitung. Schließlich verneint jemand ihre Frage und entgegnet, dass sie mit einem Krematorium verbunden sei, was Akisho äußerst unhöflich findet. Schon hat der Mann aufgelegt, und sie sieht im Telefonbuch nach, wählt die Nummer erneut. Mit einem höhnischen Lachen entgegnet die gleiche Männerstimme, dass sie mit einem Kreamtorium verbunden sei, als Akisho auffällt, dass sie die Nummer der Pfandleihe von Senzo Akaboshi in Shimo-Kitazawa in Setagaya wählte, die direkt unterhalb der des Professors gelistet ist... Kurz darauf findet die Polizei den Inhaber der Pfandleihe vor Ort ermordet vor. In der Folge versucht man, mittels Anrufen von Verdächtigen und mithilfe von Ashiko Takahashi den Mörder zu identifizieren. Aber die Stimme jener Nacht ist nicht zu hören, und der Fall bleibt für drei Jahre unaufgeklärt…

 

“It’s classily produced (…), looking great in its black and white wide frame and performed solidly by all the players. Good stuff.” So schlussfolgert David Brook in seiner Rezension des Films für Blueprint: Review, und ich kann ihm nur zustimmen. Im Vergleich mit Seijun Suzukis bekannteren Klassikern des japanischen Post Noirs der 60er Jahre, etwa Tokyo Drifter (JPN 1966) oder Branded To Kill (JPN 1967), erscheint Voice Without A Shadow eher konventionell und bleibt im Rahmen dessen, was man von einem Film Noir nach US-amerikanischem Vorbild erwarten kann. Allerdings sorgt die zurückgenommene Gangart dafür, dass einige der Rollencharaktere mehr Luft zum Atmen bekommen und sich glaubwürdig entwickeln. Die Telefonstin Ashiko Takahashi heiratet im Lauf der drei Jahre, die im Anschluss an den Mord an Senzo Akaboshi vergehen, den gutmütigen und naiven Verlierer Shigeo Katani (Toshio Takahara). In dessen Umfeld taucht eines Abends der zwielichtige und ruppige Hamazaki (Jô Shishido) auf, und als Ashiko ihn kurz darauf am Telefon hört, erkennt sie die Stimme des Mörders wieder… Ashiko wird in der Darstellung durch Yôko Minamida zu einer so gepeinigten wie glaubwürdigen Figur dieser Kriminalgeschichte, und gleichermaßen ist das auch der Journalist Hiroshi Ishikawa, der sich einst in Ashiko verliebte, die ihre Stelle bei der Zeitung jedoch aufgab und Shigeo heiratete. Als letzterer in einem Mordfall zum Hauptverdächtigen wird, übernimmt Ishikawa die Rolle des Privatdetektivs. Trotz einer erdrückenden Indizienlage glaubt er nicht an die Annahmen der Behörden rund um den erfahrenen Police Inspector Hatanaka (Hiroshi Chô), welcher gleichermaßen Zweifel hegt. Schon bald ist alles so wirr und wild wie in einem Raymond-Chandler-Roman oder in der Verfilmung eines solchen, und mithilfe des Kameramanns Kazue Nagatsuka, mit dem Seijun Suzuki bis in die frühen 80er zusammenarbeitete, wird hieraus auch stilistisch ein waschechter Film Noir.

 

 

Mit seinem investigativen Journalisten als dem hartnäckigen Ermittler im Dienst der Wahrheit (und zu Diensten einer von ihm begehrten Frau) erinnert Voice Without A Shadow an Henry Hathgaways Kennort 777 (USA 1948), an Joseph M. Newman’s Abandoned (USA 1949) und an Lewis Allens Todesfalle von Chikago (USA 1949). In solchen Klassikern des US-amerikanischen Film Noirs hatten ebenfalls Zeitungsjournalisten den Private Eye der frühen Jahre als private Schnüffler abgelöst und bewährten sich nicht nur dank ihrer scharfen Feder sondern auch mit Fäusten und mit der Waffe in der Hand. Hideaki Nitani ist ein guter Darsteller und überzeugt in solcher Rolle so wie einst James Stewart, Alan Ladd oder Dennis O’Keefe. Aber es ist der gerade mal 24-jährige Jô Shishido als Ganove, dem man Aufmerksamkeit zollen sollte, wurde doch er in den kommenden 60er Jahren zu einem Star des japanischen Post Noirs und Yakuza-Thrillers. Alles in allem muss man diesem Film zuletzt keine vier Sterne geben. Demgegenüber fand ich ihn dramaturgisch fein umgesetzt und trotz seines übertriebenen Finales (für den japanischen B-Film der Zeit keinesfalls untypisch) über die gesamte Strecke unterhaltsam. 

 

Seijun Suzukis Voice Without a Shadow erschien in Großbritannien in einer Kombination mit Red Pier (JPN 1958) und The Rambling Guitarist (JPN 1959) auf Blu-ray disc (2016, codefree) via Arrow Video/MVD Entertainment Group in der 3-BD-Box Nikkatsu Diamond Guys Volume 1. Der Film ist ungekürzt und im Originalformat mit japanischem Originalton und mit englischen Untertiteln zu sehen, bild- und tontechnisch exzellent restauriert. Die Extras beinhalten die original Kinotrailer, Einführungen in die Filme von Filmjournalist und Buchautor Jasper Sharp sowie Werbematerial. Dazu gibt es ein 40-seitiges Booklet inklusive Stuart Galbraith IV's Aufsatz Voices Behind the Shadow, Mark Schillings Essay Tough Guy, Nice Girl, Hard Choice: Red Pier, sowie Tom Meses North by Northwest: The Timeless Adventures of a Rambling Guitarist plus  Produktionsnotizen. Eine vorbildlich gestaltete Edition!

 


 

Film Noir | 1958 | International | Seijun Suzuki | Hideaki Nitani | Hiroshi Kondô | Jô Shishido

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