I Was A Shoplifter

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
I Was A Shoplifter
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1950
Darsteller

Scott Brady, Mona Freeman, Andrea King, Anthony Curtis, Charles Drake

Regie
Charles Lamont
Farbe
s/w
Laufzeit
74 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 

Los Angeles, Kalifornien: Ein Sprecher weiß zu berichten, dass die US-amerikanische Volkswirtschaft im Jahr etwa 100 Millionen US-Dollar durch Ladendiebstähle einbüßt, dass von zehn Ladendieben neun Frauen und dass die nur 2 von 10 professionellen Ladendiebinnen für 80% des Gesamtverlusts verantwortlich seien. Dieses wiederum sei die Geschichte einer kleptomanisch veranlagten Amateurin… Faye Burton (Mona Freeman) steckt in einem Kaufhaus eine Keramikfigur in ihre Manteltasche und wird dabei von einer Verkäuferin (Donna Martell) beobachtet. Die fordert von einer Mitarbeiterin (Peggie Castle) der Telefonzentrale eine Ladendetektivin an und sofort macht sich Mrs. Armstrong auf den Weg in die Abteilung. Als sie mit einer Assistentin eintrifft, macht die Verkäuferin sie auf Faye Burton aufmerksam. Auch ein Kunde mit einem Paket unterm Arm (Scott Brady) beobachtet das Geschehen. Als Ms. Burton vor den Augen der drei Angestellten eine zweite Figur einsteckt, rempelt der Kunde namens Jeff Andrews die wieder in Bewegung befindliche Faye Burton wie zufällig an und flüstert, dass sie aufpassen solle. Vor einem Tresen, wo Glaskunst ausgestellt ist, macht er ihr klar, dass sie beim Diebstahl beobachtet wurde. Faye Burton bekommt es mit der Angst und will das Kaufhaus schnell verlassen. Noch auf der Treppe zur Straße wird sie von Mrs. Armstrong und ihrer Helferin geschnappt. Aber Jeff Andrews, der ihr hinterhereilte, wird von dem Sicherheitschef des Kaufhauses, Herb Klaxon (Charles Drake), ebenso als Ladendieb enttarnt und festgenommen…  

 

“Tries to make shoplifting the newest criminal racket, and it's a pretty bad plot set-up, which gets worse”, schreibt Punq für Letterboxd und bringt es allein damit auf den Punkt. Zu Beginn der McCarthy-Ära wimmelte es in den USA von solchen vom Film Noir der 40er Jahre inspirierten, mehr oder minder patriotischen Werken, die ihre Polizeibeamten im Auftrag der US-Regierung und deren Dienststellen zwecks Bekämpfung organisierter Kriminalität als Undercover-Agenten einschleuste. Zur Stärkung von Staatsräson und Linientreue hatten derlei Filme, die US-amerikanische Polizeiarbeit glorifizierten und nach Vorbildern der 30er Jahre waschechte Helden servierten, ab den späten 40ern Konjunktur. Anthony Manns Geheimagent T (USA 1947), William Keighleys Straße ohne Namen (USA 1948), William Castles Kokain (USA 1949) und Felix Jocaves‘ Homicide (USA 1949) folgten allesamt Strickmuster F – ein heroischer Staatsbeamter enttarnt eine von üblen Burschen geleitete Verbrecherorganisation und rettet womöglich noch eine zarte Schönheit, die sich wider Willen in deren Machenschaften verstrickte, in dem Fall die Bibliothekarin Faye Burton als kleptomanische Tochter aus großbürgerlichem Haushalt, nämlich dem eines Richters. Ja, es ist oben angedeutet, das Set-up trieft vor Klischees. Und die Umsetzung macht es nur schlimmer, denn Mona Freeman ist als Darstellerin schlicht eine Null. Ihre Ausgestaltung der Rolle, das Klein-Mädchen-Getue im Alter von 22 Jahren, wie Faye Burton im Film zugesprochen, vor allem aber ihre laienhafte Dramatik, als sie in einem Motel an der Pazifikküste von der Brandung des Ozeans in eine Nervenkrise getrieben wird und sich schließlich in die Fluten stürzt, hinterließ mich in Anbetracht ihrer Inkompetenz fassungslos. Scott Brady gibt den Tough Guy à la Alan Ladd: er missachtet Anweisungen von Vorgesetzten und verspottet die mexikanischen Kollegen in Tijuana, bevor er dank seiner selbstlosen Einsatzbereitschaft als Held der Stunde das Netzwerk sprengt und den Kopf der Bande enttarnt. Müßig zu erwähnen, dass die von ihm gerettete Faye Burton zuletzt in seinen Armen dahinschmilzt.

 

 

Apropos… Ein Film Noir? Im Grunde nur dem Anschein nach. Das trifft auf so manche der in der McCarthy-Ära durch Schlaufen der Zensur und Selbstzensur entkernte Filmproduktionen zu, die heutzutage nichtdestotrotz von findigen Marketingstrategen mit solchem Etikett auf den Home-Entertainment-Markt geschleust werden. Was bleibt also? Im Grunde unterhalten außer einigen Außenaufnahmen durch Kameramann Irving Glassberg in der Region von San Diego und Tijuana nur die Jungstars Rock Hudson und Tony Curtis, der hier als Anthony Curtis gelistet ist. Es ist nicht ohne Witz, die beiden zu Beginn ihrer Karrieren zu erleben; zudem macht Andrea King, eine nie richtig zu einem eigenen Profil gelangte und nichtsdestotrotz vielseitige Schauspielerin, das Beste aus ihrer Rolle. Sie ist für mich die einzige, die in Charles Lamonts Produktion für Universal-International Pictures so etwas wie ein schauspielerisches Talent an den Tag legt. Ich bin stets zurückhaltend, wenn es darum geht einen Film Noir oder Neo Noir als Meisterwerk zu klassifizieren. Ich halte mich ebenso zurück, wenn es ums Gegenteil geht. Mit Blick auf seine Dramaturgie, seine Handlungslogik, seine schauspielerischen Qualitäten und seine Auflösung ist I Was A Shoplifter jedoch nicht mehr und nicht weniger als ein Schrottfilm. 

 

In Sachen cleverer Vermarktung von Filmklassik ist der New Yorker Vertrieb Kino Lorber mit seiner Serie Kino Lorber Studio Classics seit Jahren ganz vorn. Unterm Titel Film Noir: The Dark Side Of Cinema werden seit Anfang 2020 in rasanter Taktung hochpreisige Box-Sets mit je 5 oder 3 Blu-ray-discs angeboten. Zu 90% kommen die Filme aus Archiven von Universal Pictures; inzwischen (2023) sind 17 solcher Box-Sets mit abnehmender Qualität der beinhalteten Werke und teils zweifelhafter Zugehörigkeit zum Kanon des Film Noirs auf dem Markt. I Was A Shoplifter ist Teil der 3-BD-Box Film Noir: The Dark Side Of Cinema XI (2023) in der für Kino Lorber bild- und tontechnisch typisch hochwertigen 2K-Restauration, ungekürzt im Originalformat mit original englischem Ton inklusive optional englischer Untertitel. Die anderen Filme in der Box sind Zoltán Kordas A Woman’s Vengeance (USA 1949), der auch einen Audiokommentar von Jason Ney beinhaltet, sowie Abner Bibermans Behind The High Wall (USA 1956), für die beide je auch die Kinotrailer beinhaltet sind.

 


Film Noir | 1950 | USA | Charles Lamont | Charles Drake | Nestor Paiva | Robert Gist | Rock Hudson | Scott Brady | Tony Curtis | Andrea King | Peggie Castle

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