Hugh Beaumont, Cheryl Walker, Lyle Talbot, George Meeker, Pierre Watkin
Es ist spät abends und dunkel, als Privatdetektiv Michael Shayne (Hugh Beaumont) mit seiner Sekretärin Phyllis Hamilton (Cheryl Walker) auf dem Weg in einen Nachtclub ist. Vom Beifahrersitz fordert sie ihn auf, endlich das Knabbern von Erdnüssen zu unterlassen, die Shayne ständig in sich hineinstopft, und merkt an, dass er das Bankett zur Berufsorientierung womöglich nicht hätte ausschlagen sollen. Doch Mike grinst und erklärt, dass es kein Typ fürs Sprücheklopfenn sei und schaltet das Autoradio ein. Dort ist die Stimme Police Captains Peter Rafferty (Ralph Dunn) zu hören, der sein Publikum aufklärt, inwieweit die Privatdetektive der Stadt zu den wahren Feinden der öffentlichen Ordnung gezählt werden müssten. Manche böten nichts weiter als eine Fassade, dahinter Gangster ihr Unwesen trieben, und besonders P.I. Michael Shayne sei ein solcher, der sich auf etwas gefasst machen dürfe, sobald die Polizei ihm erst was nachweisen könne. Phyllis ist empört, aber Mike winkt ab und erinnert sie daran, wie er Peter Rafferty im Fall Jones einst bloßgestellt hätte… Im Club Tally Ho drehen die Tanzpaare sich zu den Klängen eines Jazz-Orchesters, und Mike und Phyllis begeben sich schnurstracks an die Bar. Hinter seinem Tresen bückt der Barkeeper (Jack Chefe) sich und stellt ein Glas Milch vor Shayne, der für seine Begleiterin einen Wein bestellt. Kurz darauf taucht Journalist Tim Rourke (Richard Keene) bei ihnen auf und scherzt darüber, dass Michael Shayne seine reizende Begleiterin an einen so verruchten Ort führe…
In Michael Shayne: Private Detective (USA 1940), einer Produktion der Twentieth Century Fox Film Corporation, spielte Lloyd Nolan erstmals den Privatedetektiv aus Brett Hallidays Romanserie, die sein Autor 1939 begonnen hatte. Von den sieben Michael-Shayne-Filmen, die in den USA bis 1942 im Kino aufgeführt wurden, sind die meisten keine Film-Noir-Titel. Ihr komödiantischer Einschlag und eine unispirierte Kameraarbeit und Regie kennzeichnen sie bis heute als für die Zeit typisches Serienfutter. Bemerkenswert bleibt, dass nur der erste Film nach einem Roman Hallidays entstand, indessen die anderen zwar den Protagonisten beibehielten, demgegenüber die Geschichten von anderen Autoren kamen. Herbert I. Leeds‘ Time To Kill (USA 1942), das letzte Werk der Reihe, adaptierte Raymond Chandlers Philip-Marlowe-Roman The High Window (auf Deutsch 1961 als Das hohe Fenster) und war die erste Chandler-Verfilmung überhaupt. Vier Jahre später war der Zweite Weltkrieg beendet und der Film Noir ein Filmstil, der dank Dick Powell und Humphrey Bogart als jeweils Philip Marlowe das Kinopublikum der USA begeisterte. Der Private Eye wandelte sich vom Cop ohne Uniform zum Antihelden in US-Metropolen bei Nacht: ein von inneren Dämonen und mancher Femme fatale geplagter Ermittler in Grauzonen zwischen Recht und Unrecht. Mit Robert D. Webbs The Spider (USA 1945), Philip Fords The Mysterious Mr. Valentine (USA 1946) und William Castles Mysterious Intruder (USA 1946) folgten im Film Noir angesiedelte B-Produktionen, die vom Trend zu profitieren hofften. Im März 1946 hatte auch Sam Newfields Murder Is My Business (USA 1946) seine Premiere und stellte 3 ½ Jahre nach dem Ende der ersten Reihe mit Michael-Shayne-Filmen in solcher Rolle Hugh Beaumont als Lloyd Nolans Nachfolger vor. Schon mit der ersten Einstellung wird deutlich: Die Polizei ist dem Privatdetektiv nicht wohlgesonnen. Sie sieht in Michael Shayne nicht nur einen Rivalen sondern aufgrund seiner Kontakte in die Unterwelt sogar einen potentiellen Kriminellen, der seine zwielichtigen Geschäfte hinter einer Lizenz als P.I. zu verbergen sucht.
“I seem to remember that he was in the pen for being a swindler. He'd better remember that I was there for killin' the guy that double-crossed me.” Der Auftakt ist keinesfalls schlecht. Nach den ersten 15 Minuten lässt die Dramaturgie aber zusehends nach und es kommen reihenweise abgedroschene, komödiantische Einlagen zum Zug. Solche verwässern die Kriminalhandlung und erweisen sich als für die Zeit typische, offensichtliche Anbiederung an ein Massenpublikum. Auch die Schauspielkunst variiert stark, mit Virginia Christine in einer winzigen Rolle als bester Darstellerin, Hugh Beaumont als gewohnt mittelprächtig und mit Cheryl Walker unter dem gebotenen Level. Ralph Dunn wird als Police Captain der Mordkommission zur Witzfigur degradiert; die übrigen Figuren sind mehr oder minder Funktionsträger. Der Film entstand nach Brett Halidays Roman The Uncomplaining Corpses (EA 1940) und nicht nach seinem Murder Is My Business betitelten, späteren Michael-Shayne-Roman (EA 1944) und er ist als Kriminalfall clever eingefädelt. Der B-Film-Routinier Sam Newfield präsentiert das Ganze jedoch ohne Finesse und ohne Gespür für das Buch als fades Standard-Feature. So ist das Werk weder für den Film-Noir-Enthusiasten noch für Freunde der Filmklassik wirklich zu empfehlen.
Unter dem Titel The Complete PRC Michael Shayne Mystery Collection finden sich alle fünf der (jeweils etwas über einstündigen) von der Producers Releasing Corporation (PRC) 1946 und 1947 erstellten B-Filme mit Hugh Beaumont in der Rolle des Detektivs Michael Shayne auf einer einzigen DVD (2019) und zwar in der Silver Series von Classicflix. Die erscheint nur in den USA und bringt die Filme in einer soliden, allerdings keineswegs brillanten Bild- und Tonqualität ohne Untertitel und ohne Extras.