William Henry, Linda Stirling, Virginia Christine, Thomas E. Jackson, Barbara Wooddell
In der Dunkelheit des Abends kommt die auf dem Heimweg nach Johnstown befindliche Janet Spencer (Linda Stirling) durch einen geplatzten Reifen auf einsamer Landstraße unvermittelt zum Stehen. Im Pelz und auf hohen Pomps steigt sie aus ihrem Cabriolet und geht zu Fuß in Fahrtrichtung weiter. Ein Straßenschild zeigt an, dass es bis nach Johnstown noch 20 Meilen, bis nach Caston noch 3 Meilen seien. In dem Augenblick erblickt sie zur Seite der Straße die Werkshalle von Duane and Armstrong – Manufacturing Chemists, vor der stets ein Wagen parkt. Sie überquert den Parkplatz, geht die Rampe empor und öffnet schließlich die Eingangstür, welche sie unverschlossen findet. Die Halle liegt im Dunkeln, aber in dem gegenüber des Eingangs befindlichen Büro mit Glastür leuchtet das Licht einer Schreibtischlampe. Janet Spencer klopft ans Glas und im Inneren schreckt der in einem Laborkittel befindliche John Armstrong (Tristram Coffin) zusammen. Er steht am Schreibtisch; zu seinen Füßen liegt der Leichnam seines Seniorpartners Ralph Duane. Hastig zerrt Armstrong den Toten ins angrenzende Labor, dann öffnet er Janet Spencer die Tür. Sie müsse eine Werkstatt anrufen, da sie eine Panne habe, erläutert sie dem sichtlich nervösen Chemiker. Der führt sie zum Schreibtisch und erklärt die vorm Schreibtisch sichtbare Blutlache damit, dass er eine Chemikalie verschüttet habe. Sein Gast fragt nach einem Telefonbuch und John Armstrong reicht ihr eins. Daraufhin greift er, da er dringend einen Drink brauche, zur Whiskeyflasche…
"The Mysterious Mr. Valentine is a one-of-a-kind film, and certainly a valuable addition to the 1940s noir canon“, schreibt Wheeler Winston Dixon für Film Noir Of The Week. Obgleich letzteres richtig ist, kann ich mich seinem im Ganzen positiven Urteil nicht anschließen. Im gleichen Jahr hat allein Philip Ford für Republic Pictures zwei weitere Film Noirs mit je einem Privatdetektiv abgedreht, betitelt The Inner Circle (USA 1946) und The Last Crooked Mile (USA 1946). Das Powerty-Row Studio versuchte vom Trend zu profitieren, den die Paramount Pictures Corporation mit Murder, My Sweet (USA 1944) und Warner Bros. mit Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) und Tote schlafen fest (USA 1946) etabliert hatte. Der Privatdetektiv nach Romanen Dashiell Hammetts und Raymond Chandlers war zu einer Ikone des Film Noirs geworden und er lockte ein Publikum ins Kino. In Philip Fords B-Film bietet der in Johnstown ansässige Private Eye Steve Morgan (William Henry) der Lebedame Janet Spencer seine Dienste an, die im Mordfall Ralph Duane, den man wie einen Autounfall mit Fahrerflucht inszenierte, unter Verdacht gerät. Schon früh erkennen die Zuschauer, dass Drehbuchautor Milton Raison im Fahrwasser von Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) unterwegs ist. Das Mordmotiv im Fall Ralph Duane ist die doppelte Versicherungspolice bei einem Unfall, wie er dem Chemiker und Teilhaber im Sinne der Mordbuben zustieß. Letztere erpressen Janet Spencer obendrein, um zur Versicherungssume von 100.000 US-Dollar zusätzlich Geld rauszuschlagen. Die bedrohlichen Nachrichten sind mit “Mr. Valentine“ unterzeichnet, was dem Film seinen Titel gibt. Das Drehbuch fügt mit John Armstrongs Geliebter Lola Carson (Virginia Christine) noch das Flair einer verruchten Femme fatale hinzu, aber auch sie kann die im Ganzen lahme Geschichte nicht retten.
"You’re also educated and rich, probably designing your own hats. Me… I’m ignorant, poor and got a face only a mother could love.“ Der Humor ist oft zwiespältig, und die Inszenierung schafft es jenseits der dynamischen ersten 7 Minuten und trotz vieler Nachtszenen und solider Kameraarbeit seitens Alfred S. Kellers (The Last Crooked Mile, USA 1946) nicht, die Spannung und das Interesse am Ausgang des Films auf hohem Niveau zu halten. Der Grund liegt in einem für den Film Noir mit Prvatdetektiv seitens der B-Filmproduktion häufigen Fehler: Steve Morgan ist ein biederer Allerweltstyp, der nichts mit den weltweisen, zynischen und gebrochenen Antihelden eines Film Noirs à la Murder, My Sweet (USA 1944) gemein hat. Letztere leben in Los Angeles oder in San Francisco. Steve Morgan ist ein Bürger der Kleinstadt Johnstown, und so erleben die Zuschauer ihn auch. In letzter Konsequenz ist The Mysterious Mr. Valentine mit einer Laufzeit von unter einer Stunde nicht der schlechteste jener B-Filme seiner Zeit, zugleich aber nur eine lauwarme Kopie von weit besseren Werken der klassischen Ära des Film Noirs.
Wie auch bei anderen Film-Noir-Titeln aus dem Katalog der Republic Pictures Corporation gibt es bis heute (2023) weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Werks, welches Freunden des Film Noirs in diversen Online-Portalen in Form einer technisch akzeptablen Fassung mit Originalton ohne Untertitel, ungekürzt und im korrekten Bildformat zur Verfügung steht.