Jason Statham, Jennifer Lopez, Michael Chiklis, Nick Nolte, Wendell Pierce
Cleveland, Ohio: Auch an diesem Wochenende ist auf dem Ohio State Fair, einem riesigen und ständigen Vergnügungspark viel Betrieb. Ein Offizier (Wendell Pierce) vom Columbus Fire Department sitzt in seinem Dienstfahrzeug und fährt vor, als ein Priester (Jason Statham) hinter ihm hupt, damit er in eine Parklücke einbiegen kann. Der Priester löst für 10 US-Dollar ein Ticket und beobachtet, wie Angestellte des Parks und Polizeibeamte einen Sack mit Bargeld aus dem Kassenhäuschen in ein Polizeiauto laden. Indessen genießt August Hardwicke (Micah Hauptman) eine Miss-Wahl, bei der die hübsche Audrey Clark (Emily Church) auf dem Laufsteg zu den Favoritinnen zählt. In einer Parade laufen auch zwei Clowns (Michael Chiklis, Clifton Collins jr.) mit, - geschminkt, kostümiert und mit Perücken und Hüten ausstaffiert - von denen jeder ein riesiges Bündel jeweils roter oder grüner, mit Helium gefüllter Luftballons hinter sich herzieht. Sie werden von dem mit dem Geldsack beladenen Dienstwagen der State Troopers überholt, der durch ein stählernes Tor in die Einfahrt eines Bungalows schwenkt. Die Clowns biegen ums Eck zu einem Nebeneingang des Gebäudes, verstauen ihre Ballons und verhängen den Eingang mit einer Plane. Sie binden ihre Luftballons fest, zwängen sich in den Gang, der vom benachbarten Backsteinhaus begrenzt wird, und reißen am Sockel eine Außenverkleidung weg, die zu einem Hohlraum darunter führt. Einer der Clowns lässt das Bündel mit den grünen Luftballons emporsteigen…
“The line where 'Parker' changes from watchable neo-noir thriller to mediocre heist thriller can be drawn with the introduction of Jennifer Lopez's character”, bringt es Stephen E für Rotten Tomatoes mit einigem Scharfsinn auf den Punkt. Ja, die ersten 35 Minuten versprechen weit mehr, als der Rest des Films einlösen kann, und dafür trägt vor allem John J. McLaughlins Drehbuch die Verantwortung. Das ist erstaunlich, denn Parker beruht auf dem Roman Flashfire (EA 2000, auf Deutsch Irgendwann gibt jeder auf, EA 2010) von Donald E. Westlake und benennt im Film seinen Berufskriminellen erstmalig mit dessen richtigem Namen, unter dem er zwischen 1962 und 2008 in insgesamt 25 Kriminalromanen von Richard Stark aka Donals E. Westlake auftrat: Parker. Sein Schöpfer und das Debüt um diesen Antihelden, benannt The Hunter (EA 1962, auf Deutsch Jetzt sind wir quitt, EA 1968) markieren zugleich den Start des Neo Noirs als Filmstil der ausgehenden Sixties in den USA. Denn 1967 verfilmte der englische Regisseur John Boorman den Roman mit Lee Marvin und Angie Dickinson in Hauptrollen als Point Blank – Keiner darf überleben (USA 1967) und schuf einen stilbildenden Thriller der Extraklasse. Allerdings hieß der Protagonist im Film Walker, nicht Parker. Auch in den nachfolgenden 4 Filmen nach Büchern der Parker-Reihe, die bis 1999 entstanden, wurde der Name jeweils verändert. Jason Statham, ein britischer Schauspieler, der mit The Transporter (FRA/USA 2002) zu einem international gefragten Darsteller des Actionfilms wurde, zeigt als Parker Qualitäten, die weit über die üblichen Kampfeinlagen hinausgehen.
“Everyone steals, Leslie. Some people admit it to themselves, some don't. It's what human beings do.“ Parkers Prinzipien und seine daraus resultierende Philosophie wurzeln in einer Alltagsrealität, die einzig Egoismen kennt, obgleich alle das Gemeinwohl predigen. Jeder ist sich selbst der nächste, aber Parker tut, was er um seiner selbst willen tut, mit mehr Stil und einem Maß an Empathie, von dem er denkt, dass es seinen Mitmenschen gerecht wird. Er ist ein Berufsverbrecher und hat kein Problem damit, was schon in Point Blank – Keiner darf überleben (USA 1967) für Lee Marvins Walker galt, der als vom Leben geschundene Persönlichkeit den Zuschauern allerdings einen Spiegel vorhielt. Obgleich die beiden Werke, basierend auf dem ersten und auf dem zwanzigsten Buch der Parker-Serie, einen ähnlichen Einstieg wählen, schneidet der Film Parker schwächer ab. Wenn in der 35. Minute Leslie Rodgers (Jennifer Lopez) auf die Bühne tritt und in den folgenden beiden Dritteln des Films die zweite Geige spielt, ist es mit der Weltanschauung Parkers aka Westlakes so ziemlich vorbei. Leslie ist das wandelnde Klischee einer Immobilien-Maklerin und einer US-amerikanischen ex-Ehefrau aus einfachen Verhältnissen, die ach so gern ihr Kleinbürgertum gegen eine andere Hausnummer tauschte, so dass sie beizeiten kaum auszuhalten ist. Ihr Antrieb ist Sozialneid und Parker hat nichts besseres zu tun, als den auch noch zu füttern. Der Übergang vom Neo Noir zum Mainstreamthriller enttäuscht und sorgt für jene Art 08/15-Kino, das schon zur Zeit der Premiere des Films altbacken wirkte. Taylor Hackford (Gegen jede Chance, USA 1984) ist ein erfahrener und ein guter Regisseur und hält die Geschichte auf Kurs, ärgern muss man sich folglich nicht, aber für einen Freund des Neo Noirs im 21. Jahrhundert bietet dieses Werk keinen Mehrwert.
Die deutsche Constantin Film veröffentlichte eine jeweils exzellente BD- und auch DVD-Edition (2013) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und auch tontechnisch brillant, dazu mit dem original englischen Ton (unbedingt anzuraten) und auch mit der deutschen Kinosynchronisation, das Ganze leider ohne Untertitel. Als Extras gibt es ein Making Of, mehrere Audiokommentare, den original Kinotrailer sowie Intereviews mit Cast und Crew.