Decoy

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
****
Originaltitel
Decoy
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1957
Darsteller

Beverly Garland, Frank Campanella, Joseph Sullivan, Ed Holmes, Phyllis Newman

Regie
Teddy Sills, Stuart Rosenberg, Don Medford, Michael Gordon, Arthur H. Singer, David Alexander, Marc Daniels
Farbe
s/w
Laufzeit
1014 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Decoy-Poster-web1.jpg Decoy-Poster-web2.jpg Decoy-Poster-web3.jpgDecoy-Poster-web6.jpg

 

New York: Eine junge Frau (Beverly Garland) in einem enganliegenden Kleid mit schwarzen Handschuhen und mit einer Pelzstola um den Hals rennt aus einem Hotel auf die Brücke über einer Hauptstraße. Sie wirkt nervös, zündet sich eine Zigarette an und läuft zurück, als neben ihr eine Limousine hält und sie einsteigt. Der Wagen bringt sie zum Tatort eines Verbrechens. In einer Mietskaserne Manhattans wurde Mr. Lonski, ein Seemann der Handelsmarine, erdrosselt aufgefunden. Lieutenant Andy Andrews (Bruce Gordon) von der Mordkommission begrüßt die in Begleitung seines Kollegen Sam Donovan (Arch Johnson) eintreffende Unbekannte, die Patricia Jones heißt und eine Polizeibeamtin ist. Für eine Untersuchung des Drogendezernats war sie just als verdeckte Ermittlerin im Einsatz. Lt. Andrews lässt Donovan und Ms. Jones, Casey genannt, den Tathergang nachstellen, wobei die Polizistin den Mörder mimt… Im NYC Police Headquarter tritt Donovan kurz darauf in das Bureau of Policewomen und verlangt nach Casey Jones, denn Lieutenant Andrews hat sie zur Unterstützung angefordert. Der ermordete Lonski hatte wenige Tage vor seinem Tod einige Juwelen als gestohlen gemeldet. Inzwischen ist man auf Molly Orchid (Jo Anne Linville) aufmerksam geworden, die direkt gegenüber von Lonski wohnt und eine Armbanduhr aus dem Besitz des Toten in einer Pfandleihe hinterlegen wollte. Nach Mollys Verhör schlägt Lt. Andrews vor, dass Casey Jones baldmöglichst als neue Mieterin in die Wohnung des Ermordeten einzieht…

 

“The show only ran for a single season, 1957-1958, but it was (…) the first TV show filmed on location on the streets of New York and it has a real film noir feel”, schrieb Jennifer Nixon für die Northwest Arkansas Democrat Gazette anlässlich Veröffentlichung aller 39 der jeweils knapp halbstündigen Episoden von Decoy in einer exzellent editierten 3-DVD-Box (2017) der Film Chest Media Group. Zudem war es die erste TV-Serie mit einer weiblichen Hauptdarstellerin, die in den zwischen Oktober 1957 und Juli 1958 ausgestrahlten Folgen die einzig kontante Besetzung darstellt und ihre Kriminalfälle stets selbst löst. Patricia “Casey“ Jones‘ männliche Kollegen wechseln und bieten ihr lediglich hier und da Unterstützung an. Bemerkenswert ist, dass gerade auf dem Präsidium im Ton gegenüber Casey ein respektvoller Umgang vorherrscht und kein Sexismus zum Tragen kommt. Andererseits tritt die Polizeibeamtin, die sie ist – “We carry two things in common wherever we go - the shield, called a "pottsy", and a .32 revolver.“ – als “Decoy”, als ein Köder in Aktion, wenn sie entweder das Vertrauen anderer Frauen zu gewinnen oder männliche Tatverdächtige zu überführen hofft, wofür sie auch ihre weiblichen Reize einzusetzen bereits ist. Ihre Loyalität gegenüber den Herren, die ihre Vorgesetzten sind, ist im Rollenbild die größte Schwäche, demgegenüber Caseys Umgang mit Ganoven, sind diese erst überführt, selbstbewusst bleibt. Mir persönlich gefällt, dass viele ihrer Rollencharaktere diesseits der in Gut vs. Böse unterteilten, typischen Hollywoodklischees jener 50er Jahre angesiedelt sind. Oft ist Casey Jones sowohl als Polizistin als auch als Sozialarbeiterin gefordert, da ihre Einsätze sie in verschiedene gesellschaftliche Milieus führt, darin für die Städter das Überleben im Alltag kein Zuckerschlecken ist. Es sind die Glaubwürdigkeit solcher Nebenfiguren, die Metropole New York, eine exzellente Beverly Garland, Gaststars à la Peter Falk, Martin Balsam oder Diane Ladd sowie die von Jennifer Nixon erwähnte Kameraarbeit mit ihren Anleihen an den Stil des Film Noirs, die Decoy trotz sichtbar kleinen Budgets zu einer noch heute lohnenswerten TV-Serie werden ließen.

 

Decoy-still-web1.jpgDecoy-still-web2.jpgDecoy-still-web3.jpg

 

Demgegenüber ist diese TV-Produktion kein Meisterwerk, kein verkanntes und vollends aus dem Rahmen fallendes Juwel in der Historie des in jenen späten 50er Jahren verglühenden Film Noirs. Noch vor der ebenso in New York angesiedelten und auch sehenswerten Serie Johnny Staccato (USA 1959-1960) mit John Cassavetes als gleichnamigem Privatdetektiv oder der gleichfalls nur 37 Einzelfolgen um den Undercover-Cop Nick Stone (Mike Connors), betitelt Tightrope (USA 1959-1960), etablierte sich Decoy als seiner Zeit zumindest um 2 bis 3 Schritte vorauseilende Fernsehunterhaltung. Viele Drehbücher erweisen sich mit ihren Kriminalgeschichten jedoch als so banal, wie das auch bei späteren TV-Serien der Fall war. Zugleich ist selbst in der Kriminalliteratur oft nicht das Verbrechen jenes zentrale Element von Interesse oder Ursprung der Spannung sondern die darin oder damit verstrickten Personen – ihre Biografien und ihre Motive, ihre jeweils individuellen und ihre gemeinsamen Nöte. Genau hierin liegt die Stärke eines mit zahllosen Namen besetzten Teams von Autoren, Regisseuren und Produzenten. Unter ihnen waren Michael Gordon (Dein Leben in meiner Hand / Frau auf der Flucht, USA 1950) und Don Ettlinger (Hotel der Verlorenen, USA 1950) solche mit Wurzeln im Film Noir als Kinoproduktion, indessen Stuart Rosenberg (Unterwelt, USA 1961) seine Karriere noch vor sich hatte. Beverly Garland, die seit ihrem Debüt in Opfer der Unterwelt (USA 1949) auch in Film-Noir-Produktionen auf der großen Leinwand zu sehen gewesen war, sollte als Schauspielerin noch weitere 45 Jahre aktiv bleiben, leider fast ausschließlich in Nebenrollen weiterer Fernsehproduktionen.

 

In den USA erschien die TV-Serie Decoy als 3-DVD-Box (2017, RC 1) via Film Chest, Inc. und zwar in einer bild- und tontechnisch gut restaurierten Fassung, im Originalformat und ungekürzt, dazu mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und mit einem 16-seitigen Booklet, das detaillierte Infos zu jeder einzelnen der 39 Folgen, genaue Besetzungslisten und Produktionsnotizen, zwei Essays zur Serie und eine Bildergalerie mit Drehorten im New York der späten 50er Jahre bietet. Leider ist die Edition auf dem deutschen Markt nicht erhältlich.

 


Film Noir | 1957 | USA | Arthur H. Singer | David Alexander | Don Medford | Marc Daniels | Michael Gordon | Stuart Rosenberg | Albert Dekker | Bert Freed | Clifton James | Frank Campanella | John Kellogg | Martin Balsam | Peter Falk | Philip Sterling | Simon Oakland | Beverly Garland | Diane Ladd | Ellen Parker | Zohra Lampert

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.