Glenn Close, Jeff Bridges, Peter Coyote, Robert Loggia, Lance Henriksen
© Columbia Pictures Corporation
San Francisco, Kalifornien: Nach einem sonnigen Junitag zieht abends ein Gewitter herauf. Im Strandhaus des Ehepaars Page (Maria Mayenzet) und Jack Forrester (Jeff Bridges) am Baker Beach schleicht ein in Schwarz gekleideter und maskierter Mann die Treppe empor und findet seinen Weg ins Schlafzimmer, wo Page Forrester zu Bett liegt. Der Eindringling fesselt die Frau mit Händen und Füßen ans Bettgestell, setzt sich auf sie und reißt ihr Nachthemd vom Kragen abwärts entzwei, indessen er ein Jagdmesser zückt… Es regnet, als der Staatsanwalt Thomas Krasny (Peter Coyote) die Polizeisperre auf der Zufahrt zum Strandhaus passiert, vor dem Eingang parkt und ins Haus geht. Hier wird er von seinem Assistenten Greg Arnold (William Allen Young) in das obere Stockwerk geführt. Zuerst passieren sie das Zimmer, darin die Haushaltshilfe Consuela Martinez ermordet wurde und eben auf eine Bahre gelegt wird. Danach führt Arnold seinen Vorgesetzten zum Schlafzimmer, wo Krasny vom Türrahmen aus das Bett mit der Leiche und an der Wand das mit Blut geschriebene Wort “bitch“ sieht. Doch der Staatsanwalt muss sich abwenden, hat mit einem Würgereiz zu kämpfen und eilt die Stufen hinab. Auf der Treppe informiert ihn Dr. Goldman (Ben Hammer), dass der Tod der Frauen durch ein Messer mit einer gezackten Klinge herbeigeführt worden sei. Der Polizeibeamte Frank Martin (Lance Henriksen) teilt Krasny mit, dass Jack Forrester nach eigenen Angaben bewusstlos geschlagen worden sei und später die Leichen entdeckte…
“The screenplay, by Joe Eszterhas, does what it can to throw up a smokescreen, but the audience will probably be well ahead of the story's final resolution“, schrieb Janet Maslin für die New York Times und kommt damit auf einen der besonders störenden Aspekte des Thrillers zu sprechen, nämlich auf seine Vorhersehbarkeit. Sobald die Frage nach der Identität des Mörders gestellt und die Verteidigung des Angeklagten aufs Gleis gesetzt wird, weiß der aufmerksame Zuschauer bereits, wohin der Hase laufen wird. Dessen Hakenschlagen zugunsten der Handlungsentwicklung ist durchsichtig. Und die fehlende Chemie zwischen Glenn Close und Jeff Bridges und ihre nicht ansatzweise überzeugende Romantik haben zumindest mir schon in der ersten Hälfte das Interesse an den Rollencharakteren genommen. Richtig ärgerlich aber ist, dass sich der Drehbuchautor Joe Eszterhas nicht darum zukümmern scheint, dass mit der Enttarnung des Killers im Finale mehrere seiner Szenen und Auftritte zu Beginn des Films widersinnig oder geradewegs sinnlos anmuten. Um den Zuschauer zu blenden, vermittelt der Film ein Bild des Mörders, das dessen Ende Lügen straft, und entsprechend kommt man sich beim Abspann veräppelt vor. Im Übrigen erweist sich Hollywoods Drehbuchschublade mit ihrem vergilbten Etikett “Thriller“ in jenen 80er Jahren als mächtig verstaubt: Auf einen brutalen Mord folgt eine Verhaftung, dann ein langes, mit etwas Romantik und Enthüllungen gewürztes Gerichtsverfahren, schließlich ein (vermeintlich) schockierendes Finale, das beim oben erwähnten, aufmerksamen Zuschauer nur ein Gähnen hervorruft. Glenn Close und Peter Coyote zeigen sich engagiert, allerdings an der Grenze des Over-Actings, Jeff Bridges hingegen erweckt den Eindruck, als habe er als Millionenerbe Jack Forrester von Anbeginn auf Autopilot geschaltet. Der von mir in Neo Noirs à la Der Morgen danach (USA 1986) geschätzte Schauspieler agiert, als sei er nicht im Geringsten bei der Sache. Zu guter Letzt schafft auch Kameramann Matthew F. Leonetti (Strange Days, USA 1995) es nicht, die sichtbar gut gewählten Drehorte in San Francisco angemessen auf Zelluloid zu bannen. Das Messer präsentiert sich visuell über weite Strecken so fade wie ein x-beliebiger Fernsehfilm.
In den 90er Jahren waren in manchen Sparten des Kulturschaffens Publikum und Kritiker froh darum, dass die 80er Jahre vorüber waren. Richard Marquands Neo Noir nach Schema F ist für mich ein perfektes Beispiel, um aufzuzeigen, warum dem so war. Im Kielwasser des neuen Konservatismus‘, den das kommerzielle Kino als Spektakel, wie es von George Lucas und Stephen Spielberg betrieben wurde, nach sich zog, blieben Thriller und Kriminalfilme als standardisierte Unterhaltung auf der Strecke. Die besten Filme waren in jenen Jahren solche, die wie aus der Zeit gefallene Nachzügler jener New-Hollywood-Ära der 70er wirkten, etwa Ivan Passers Bis zum bitteren Ende (USA 1981) mit einem weit besseren Jeff Bridges, Rick Rosenthals Bad Boys (USA 1983) oder James Bridges‘ Mike’s Murder (USA 1984), nur waren diese kommerziell allesamt Flops. Demgegenüber erschienen Produktionen wie Brian G. Huttons Die erste Todsünde (USA 1980), Robert Bentons In der Stille der Nacht (USA 1982) oder Das Messer als Filme, die ein Alfred Hitchcock in den 40er oder 50er Jahren auf den Punkt hätte inszenieren können, die in den 80er Jahren jedoch altbacken wirkten. Schlicht albern ist in Richard Marquands Film ein Finale, das zum Zweck der Enttarnung des Mörders alle Prinzipien einer Handlungslogik außer acht und die Kontrahenten ganz und gar kopflos erscheinen lässt. Man wundert sich, dass die eklatanten Schwächen in Joe Eszterhas‘ Drehbuch vor Drehbeginn offenbar niemandem auffielen.
Es gibt eine deutsche DVD-Edition (2001) der Sony Pictures Home Entertainment mit dem Film in guter Bild- und Tonqiualität, dazu den englischen Originalton plus die Synchronisationen auf Deutsch, Italienisch, Französisch und Spanisch, optional Untertitel auf Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Hindi, Türkisch, Arabisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch, Isländisch, Portugiesisch, Griechisch, Hebräisch, Spanisch, Italienisch und Bulgarisch, einige Bildtafeln mit Infos zu den beiden Hauptdarstellern und zum Regisseur als Extra.