James Cagney, Madge Evans, Arthur Byron, Allen Jenkins, Dudley Digges
© Warner Bros.
Die Jugendlichen Jimmy Smith (Frankie Darro), Tommy Gorman (Charles E. Cane), Charlie Burns (George Offerman jr.), Izzy Horowitz (Sidney Miller), Johnny Stone (Raymond Borzage) und Tony Carmonotti bilden eine Gang. Sie treiben sich in den Straßen der Stadt herum und kassieren von betuchten Bürgern, die ihr Auto parken, jeweils 25 Cents, damit dem hübschen Gefährt auch nichts passiert… Wer nicht zahlt, muss damit rechnen, dass die Kühlerfigur fehlt, ein Seitenfester kaputtgeht oder einige Reifen platt sind. Doch heute verleitet Anführer Jimmy sie zu einem Überfall auf den Süßwaren- und Tabakladen von Frank Partalas. Letzterer will die Diebe aufhalten und wird von Jimmy rabiat zu Fall gebracht, so dass der Mann mit dem Kopf eine Glasvitrine durchschlägt und sich schwer verletzt. In ihrem Versteck warten die Jungs auf Tony, der ihnen davon berichtet, dass Partalas mit dem Krankenwagen abtransportiert worden sei und am Kopf geblutet habe. Charlie befürchtet, der Ladeninhaber könne sterben, aber Jimmy gibt vor, dass es ihm egal sei und verbietet seinen Jungs, das Thema nochmals anzuschneiden. Als Jimmy mit Izzy in einen Streit gerät, weil jener eine Kühlerfigur heimlich behielt anstatt mit der Gang zu teilen, schlägt Jimmy zu, aber im gleichen Augenblick sieht ein Streifenpolizist zum Kellerfenster herein und die Jungs, just mit dem Aufteilen der Beute aus Partalas Laden befasst, versuchen zu fliehen. Die Bematen sind jedoch schneller, als ihnen lieb sein kann und schnappen sich jeden einzelnen…
“Well, I’m telling you what I want, and I’m gonna get it!“ Obgleich der Filmfreund mit James Cagney und seinen Filmen in den 30er Jahren, als er mit The Public Enemy (USA 1931) zum Star wurde, die Rolle des Gangsters verbindet, blieb letztere eher die Ausnahme. Lediglich in Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (USA 1938) spielte Cagney nochmals den “bad guy“, demgegenüber er in The Mayor of Hell und in Picture Snatcher (USA 1933), in Lady Killer (USA 1933) oder in Die wilden Zwanziger (USA 1939) jeweils den (früher oder später) geläuterten oder gleich den ehemaligen Kriminellen mimte. Als Patsy Gargan ist Cagney zwar eingangs der Kopf einer Bande von bewaffneten Gaunern, die sich alle Arten des Betrugs versteht und politischen Akteuren Wählerstimmen verschafft, zugleich ist er voller Empathie und angetrieben von einem Sinn für Gerechtigkeit. Solche Widersprüchlichkeit könnte in einer gebrochenen, von Zweifeln und Zwiespalt heimgesuchten Persönlichkeit resultieren, tut sie aber nicht. Patsy Gargan ist voll und ganz der selbstbewusste prima Kerl von nebenan mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Als Anführer unter Gangstern wirkt er daher trotz seiner großen Klappe von Anbeginn an unglaubwürdig; “There's an interlude in which Cagney's character gets mixed up in some gangster doings, but none of it really fits“, schlussfolgert auch David Cornelius in seiner Besprechung des Werks für DVD Talk, die auf die Inkonsistenz eines Drehbuchs hinweist, demzufolge der Star des Films ohnehin erst nach 24 Minuten in Erscheinung tritt.
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Stärken des Werks sind die wenig bekannte Schauspielerin Madge Evans, die ab 1938 von der Kinoleinwand verschwand und erst im Fernsehen der 50er Jahre hin und wieder ein Gastspiel gab sowie die beteligten Jungstars, allen voran Frankie Darro als Jimmy Smith - Inbegriff des rebellierenden, zornigen Teenagers mit einem unbeugsamen Willen. The Mayor Of Hell ist ein Film der Pre-Code-Ära, als die Zensur durch die Production Code Administration (PCA), welche ab Juni 1934 mit dem sogenannten Hays-Code in Kraft trat und rasch an Gültigkeit und Einfluss gewann, auch drastischen und freizügigen Darstellungen noch nicht im Wege stand. Als ein Vorläufer all jener Film Noirs, die ihre Rollencharaktere hinter den Gitterstäben von Staatsgefängnissen zeigten, von Zelle R 17 (USA 1947) bis Eine Meile Angst (USA 1959), scheuen Regie und Kamera nicht vor Bildern zurück, die seinerzeit das Publikum sicher schockierten. Doch als bitter-dunkles Sozialdrama, das den Finger auf die Wunde von Missständen legt, ist der Film im Mittelteil allzu naiv und zwar dergestalt, dass er am Rande einer Selbstparodie rangiert. Wenn der liebestolle Partsy Gargan und die hübsche Krankenschwester Dorothy Griffith (Madge Evans) die jugendlichen Insassen der Besserungsanstalt Peakstown State Reformatory zur Selbstverwaltung erziehen und mit Geburtstagtorten verwöhnen, werden Skript und Film sich untreu. Die schon Ende der 30er Jahre ebenfalls vom Studio Warner Bros. inszenierten Remakes des Films, nämlich Lewis Seilers Crime School (USA 1938) und Ewald André Duponts und Lewis Seilers Hell’s Kitchen (USA 1939) brachten jeweils Humphrey Bogart und Ronald Reagan in der Rolle James Cagneys sowie die “Dead End Kids“ als Jugendbande. Beide Filme verwässerten den sozialkritischen Impetus und die harten Konflikte im Anstaltsleben jedoch zusehends und können im Vergleich mit The Mayor Of Hell noch weniger überzeugen.
Der Film erschien digital im Rahmen der 6-DVD-Box (2008) mit dem Titel Warner Bros. Pictures Gangsters Collection Vol. 3, damit also einzig in den USA, bild und tontechnisch erstklassig restauriert, dazu ungekürzt im Originalformat mit dem englischen Originalton und Untertiteln auf Englisch und Französisch, obendrein mit haufenweise Bonus-Material, unter anderem einen Audiokommentar vom Filmhistoriker Greg Mank.