Jodie Foster, Sterling K. Brown, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyree Henry
© Concorde Home Entertainment GmbH
Los Angeles am 21. Juni 2028: In der Stadt herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände, der Grund dafür sind die Geschäfte von Politikern mit den Trinkwasserrechten. Die Kämpfe zwischen Demonstranten und Polizei legen grundlegende Funktionen der Stadt lahm; die Situation gerät außer Kontrolle… Inmitten des Chaos‘ überfallen Sherman (Sterling K. Brown) und sein sein Bruder Lev (Brian Tyree Henry) mit ihren Kumpanen (Kenneth Choi) und P-22 (Josh Tillman) die Zentrale der Union Calafia Bank. Ihr Versuch den Tresor zu öffnen misslingt, und so nehmen sie den Bankangestellten alles ab, was diese besitzen. Einer von ihnen (Brandon Morales) trägt in der Jackettasche einen seltsamen Stift, den das Emblem eines Wolfskopfes ziert, und Lev nimmt ihn an sich. Als die vier ins Freie flüchten, geraten sie unversehens in Kampfhandlungen. Dabei wird P-22 getötet, zudem werden Buke und Lev verletzt, letzterer schwer. In seiner Not greift Sherman zum Telefon und ruft im Hotel Artemis an… Die Krankenschwester Jean Thomas (Jodie Foster) und ihre rechte Hand Everest (David Bautista), ein Hüne von einem Mann, betreiben seit 22 Jahren unter dem Decknamen Hotel Artemis inmitten von Los Angeles eine geheime Klinik für Kriminelle. Geldgeber und Initiator dieses besonderen Krankenhauses ist der Mobster Orian Franklin (Jeff Goldblum), in der Unterwelt als “Wolf King“ von L.A. berühmt und berüchtigt. Als Sherman, der für das Hotel eine Zulassung hat, bei Jeannie anruft, bereitet sie alles für dessen Ankunft vor…
“This is America. Eighty-five percent of what I fix is bullet holes.“ Das Regiedebüt des Drehbuchautoren Drew Pearce, der für Iron Man 3 (USA 2013) das Skript verfasste und für Mission: Impossible – Rogue Nation (USA 2015) die Vorlage lieferte, war 2018 ein kapitaler Flop an den internationalen Kinokassen. Dabei sind sowohl die Ausgangslage der Geschichte als auch die verschiedenen Rollencharaktere, die im Hotel aufeinander treffen, recht vielversprechend. Der dystopische Entwurf eines im bürgerkriegsähnlichen Chaos der nahen Zukunft versinkenden Los Angeles‘ ist nach dem Modell von Der Blade Runner (USA/UK/HK 1982) und dessen Fortführung in Blade Runner 2049 (USA/UK/HUN/CAN 2017) natürlich nicht originell. In der Choreographie der Action-Sequenzen zeigt sich der Einfluss des ost-asiatischen Neo Noirs à la Oldboy (KOR 2003), dessen Kameramann Chung-hoon Chung auch Hotel Artemis in die inzwischen überstrapazierte Bildästhetik einer vom Neonlicht erleuteten Megalopolis am Rande der Endzeit überträgt, voll von Referenzen an im Cyberpunk-Universum populäre Klassiker wie z.B. Ghost In The Shell (JPN 1995). Auch die Gangster sind aus der Drehbuchschublade Hollywoods. Sie folgen seit nunmehr 30 Jahren festgefahrenen Klischees, die sie den Zuschauern als ultra-coole, unverwundbare und ein bisschen tragisch-romantische Kampfmaschinen verkauft, als Comicfiguren also. Inmitten dieser Standards einer B-Produktion, die ihren Zuschauern großes Kino vorgaukelt, gibt es Jodie Foster als ältliche Krankenschwester Jean Thomas. Sie allein reißt den Film hin und wieder aus seiner Mittelmäßigkeit und verleiht ihm sogar einen gewissen Schauwert. Hotel Artemis ist nicht auf ganzer Linie eine Enttäuschung, bleibt in der Umsetzung jedoch weit hinter dem Potential seiner Idee und seiner Rollencharaktere zurück.
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Der Abspann läuft mit weißer Schrift auf schwarzem Grund exakt 8 Minuten und 10 Sekunden, so dass die reale Spielhandlung der deutschen DVD (knapp 91 Minuten) sich auf lediglich 82 Minuten und 30 Sekunden beschränkt, Der Abspann nimmt also fast 10% der Laufzeit ein. Allein das ist ein Indiz fürs zentrale Problem: Mehr gibt die Geschichte nicht her, vor allem, weil sie ihre Versprechen zu keinem Zeitpunkt einlöst. Das Finale ist ein eklatanter Schwachpunkt und beerdigt mit seiner 08/15-Action die letzte Chance, all die Wendungen der Erzählung konsequent zu bündeln und die dunkle Vergangenheit der Krankernschwester Jean Thomas und des mit ihr seit 22 Jahren verbandelten Gangsters Orian Franklin in einen zupackenden letzten Akt zu überführen. Nichts davon findet statt! Die Inkonsequenz geht soweit, dass sogar einige Figuren ins Nichts entlassen und ihre Bedeutung für die Handlungsentwicklung und deren Abschluss in Frage gestellt werden. So weckt das Ende im besonderen Maß Zweifel an der Kompetenz des Autors und Regisseurs, der die Möglichkeit für einen klugen, innovativen Neo Noir leichtfertig und unwiderruflich vertändelt.
Erstklassige BD und DVD (2018) der Concorde Home Entertainment GmbH mit dem Film bild- und tontechhnisch topp, ungekürzt und im Originalformat, dazu die original englische Tonspur und eine deutsche Synchronisation, optional englische oder deutsche Untertitel, als Extras gibt es mehrere Interviews mit Darstellern und dem Regisseur sowie den deutschen und auch den US-amerikanischen Kinotrailer.