Blade Runner 2049

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Bewertung
****
Originaltitel
Blade Runner 2049
Kategorie
Neo Noir
Land
USA/UK/HUN/CAN
Erscheinungsjahr
2017
Darsteller

Ryan Gosling, Harrison Ford, Robin Wright, Mark Arnold, Vilma Szésci

Regie
Denis Villeneuve
Farbe
Farbe
Laufzeit
164 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Sony Pictures Home Entertainment

Los Angeles, Kalifornien, im Jahr 2049: Seitdem Mitte der 20er Jahre das Ökosystem kollabierte und Tiere und Pflanzen starben, hat Niander Wallace (Jared Leto) die Menschen dank seiner Zucht proteinreicher Larven vor einer Hungersnot bewahrt. Wallace übernahm die bankrotte Tyrell Corporation, die die Replikanten der Serie Nexus 8 produziert hatten, bevor sie rebellierten und verboten wurden. Heutige Replikanten sind Arbeitssklaven mit einer programmierten Lebenszeit. Aber stets gibt es Nexus-8-Modelle mit einer unbefristeten Lebensdauer, die von Spezialisten des Los Angeles Police Departments gejagt werden. Einer ist Officer K (Ryan Gosling), der in seinem “Spinner“ jenseits der Stadtgrenze zu einer der Protein-Farmen in der kargen, mondähnlichen Landschaft im Staub und im Smog unterwegs ist. Als er neben einem abgestorbenen Baum auf der Farm von Sapper Morton (David Bautista) landet, löst sich die Überwachungsdrohne aus dem Spinner und steigt hoch. K betritt das Wohngebäude, wo in einer altertümlichen Küche auf der Flamme eines Gasherds ein Kochtopf steht. Morton kommt herein und zieht mit Bedacht seine Nickelbrille auf. Officer K ist ein Blade Runner, von Lieutenant Joshi (Robin Wright) beauftragt, den im Verborgenen lebenden Morton „in den Ruhezustand“ zu versetzen – ergo, ihn zu töten. Beide wissen das, es kommt zum Kampf und K kann Morton überwältigen. Aber bevor jener stirbt, erkennt K, dass Sapper Morton der Hüter eines Geheimnisses ist, dessen Ursprung 30 Jahre in der Vergangenheit liegt…

 

Dass die mit Spannung erwartete Fortsetzung von Ridley Scotts Der Blade Runner (USA/HK/UK 1982) es nicht allen Freunden des Kultfilms recht machen würde, war von Anbeginn klar. Das Ungewöhnliche ist, dass hier das Sequel dem Original erst nach 35 Jahren folgte, und mit Fortsetzungen eines an der Kinokasse erfolgreichen Films ist es eh immer so eine Sache. In den meisten Fällen reicht das Sequel nicht an seinen Vorgänger heran, dem es vor allem nachfolgt, um mit dem im Zuschauer implementierten Kosmos einer ersten Geschichte ein zweites Mal viel Geld zu verdienen. Auch andere Risiken können einen Erfolg verhindern. French Connection II (USA 1975) folgte vier Jahre nach The French Connection / Brennpunkt Brooklyn (USA 1971), und wenngleich John Frankenheimers Sequel großartig war, hatte das Publikum kein Interesse mehr daran. Der Blade Runner war bei seiner Erstaufführung zudem kommerziell ein Flop. Denn obwohl mit der Krieg-der-Sterne-Trilogie (USA 1977-1983) oder E.T. – Der Außerirdische (USA 1982) aufwändige Science-Fiction-Produktionen Hochkonjunktur hatten und Harrison Ford als Indiana Jones mit Jäger des verlorenen Schatzes (USA 1981) zum Filmstar avanciert war, erwies sich Ridley Scotts Zukunftsvision nach Philip K. Dicks Roman Träumen Roboter von elektrischen Schafen (EA 1968), ein Hybrid aus Science Fiction und Film Noir, als zu düster und zu komplex für ein Massenpublikum. Erst über die Jahrzehnte und dank neuer Schnittfassungen - Director’s Cut (1992) und Final Cut (2007) - wurde Der Blade Runner zu einem der weltweit einflussreichsten und erfolgreichsten Kultfilme der Kinogeschichte.

 

“Denis Villeneuve überrascht(…) mit narrativen Wendungen, und er hat seine dunkle Zukunftsvision jenseits der heute modern gewordenen Transhumanität weitergedacht“, schrieb Anke Westphal für die Stuttgarter Zeitung über Blade Runner 2049, und so sehe ich es auch. Vieles hätte man falsch machen können auf dem schmalen Grat zwischen Hommage und eigenständigem Transfer in eine exakt 30 Jahre vom Zeitpunkt der Ursprungshandlung entfernte Zukunft der Erzählung. Aber die Autoren Hampton Fancher und Michael Green sowie auch Regisseur Denis Villeneuve (Prisoners, USA 2013) beweisen in Blade Runner 2049 enorm viel Gespür und Intelligenz in der Übernahme von Rollencharakteren, Motiven und Themen der Vorgängerfilms. Natürlich ist das Werk ein Rausch der Bilder und natürlich zielt seine effektvolle Inszenierung auf den Erfolg an der Kinokasse. Aber Kameramann Roger Deakins‘ Visionen sind derart stimmig ans Original angepasst, seine Bildsprache ebenso ausdrucksstark wie feinsinnig, dass auch hier die Klischeefalle vermieden wird. Die Geschichte ist einmal mehr, wie die des ersten Films, Neo Noir par excellence und knüpft an die im Cyberpunk betitelten Universum als Tech Noir bezeichneten Filme à la Ghost In The Shell (JPN 1995), Gattaca (USA 1997) oder Renaissance (FRA/UK/LUX 2006) an. Wer als Freund des Film Noirs auch Der Blade Runner schätzt, sollte sich nicht scheuen, dessen Fortsetzung eine Chance einzuräumen. Als ein Blockbuster gehört er zu den seltenen Beispielen, die eine ebenso spannende wie von zentralen Zukunftsfragen mehr als gestreifte Erzählung in eine epische Filmhandlung transformieren und dem eigenen Anspruch (fast) durchgehend gerecht werden.

 

Bild- und tontechnisch selbstredend erstklassive BD- und DVD-Editionen (2018) via Sony Pictures Home Entertainment, allerdings derart viele verschiedene und zwar in mehr Sonderausstattungen, – 4K Ultra-HD Blu-ray oder Limited Blu-Ray Steelbook Edition + Bonus-Disc oder 3D Blu-ray, etc. pp. -  als ich sie hier im Detail auflisten kann. Stets ungekürzt im Originalformat, dazu Tonspuren auf Deutsch, Englisch, Französisch und optional Untertitel auf Deutsch, Türkisch, Niederländisch, Englisch, Französisch, Arabisch, als Extras den Kinotrailer, das 22minütige Featurette Die Entstehung der Blade-Runner-Welt, die als Prolog zusammengefassten Kurzfilme 2022: Blackout, 2036: Nexus Dawn und 2048: Nowhere to Run sowie das Featurette mit dem Titel Blade Runner für Anfänger. Als editorische Gesamtleistung kaum zu überbieten.

 


Neo Noir | 2017 | USA | Denis Villeneuve | Roger Deakins | Edward James Olmos | Harrison Ford | Jared Leto | Ryan Gosling | Robin Wright | Sean Young

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