Heath Ledger, Bryan Brown, Rose Byrne, Susie Porter, Steve Vidler
Inmitten der australischen Wildnis muss Jimmy (Heath Ledger) um sein Leben fürchten. Vom Gangster Pando (Bryan Brown) und von dessen Spießgesellen Acko (David Field), Wally (Tom Long) und Eddie (Tony Forrow) wird er in ihrer Mitte durch die finstere Sommernacht geführt. Die Telefonnummer von Robert Fletcher in Botney wollen sie wissen, doch Jimmy ist seiner Erregung kaum in der Lage, sie ihnen zu nennen. Mit seinem Mobiltelefon ruft Eddie bei der Auskunft an, doch in Botney gibt es keinen Mann, der zu Jimmys Angaben passt. So richtet Pando die Pistole auf Jimmy und drückt ab… Tief unter der Erde gräbt eine Leiche (Steve Vidler) sich ihren Weg zurück ins Freie. Niemand sei ganz böse, sagt der Mann mit einem Einschussloch auf der Wange, der dem jüngeren Jimmy in Gestalt und Kleidung ähnelt, und niemand sei durchweg gut, so sähen es die Chinesen. Und wer bei einem Dichter früherer Zeiten sein Schicksalslos gespiegelt fände, verstände im Nu, dass jeder eine zweite Chance verdient… Beim Boxkampf gegen Kiwi Bob (Dale Kalnins) sah es für Jimmy anfangs nicht gut aus, doch dann schlug der junge Amateur seinen Gegner mit einem Kinnhaken k.o. In Sydneys Rotlichtviertel stand Jimmy mit seinem Kollegen Les (Kiri Paramore) vor einem Sexclub und lockte die Scharen der Touristen herbei, die in schwüler Nacht über die Meile der Verheißungen flanierten. Plötzlich tauchte Rocket (Matthew Wilkinson) mit seiner Schwester Alex (Rose Byrne) auf und nichts war für Jimmy, was es zuvor gewesen war…
Das ist kein schlechter Film, das ist kein übles Drehbuch und die exzellenten Darstellungen von Heath Ledger und Bryan Brown gestalten dessen Geschichte auch von A bis Z kurzweilig. Doch leider sieht man Two Hands seine Vorbilder allzu sehr an. Der Neo Noir hatte in den USA der 90er Jahre Hochkonjunktur und gebar ein Kino der gnadenlosen Coolness und der coolen Gnadenlosigkeit, befeuert vom Zeitgeist der Subkultur in Mode und Musik. Quentin Tarantino, John Dahl und Oliver Stone waren seine Regisseure. Patricia Arquette, Dennis Hopper, Billy Bob Thornton und Sean Penn hießen die Schauspieler. The Hot Spot – Spiel mit dem Feuer (USA 1990), Red Rock West (USA 1993), True Romance (USA 1993) oder U-Turn – Kein Weg zurück (FRA/USA 1997) zeigen jeweils bei der Ausgangslage oder im Verlauf ihrer Handlung auffällige Parallelen zur Geschichte, die uns Gregor Jordan in Two Hands auftischt. Auch die seinerzeit erfolgreiche bundesdeutsche Produktion Lola rennt (GER 1998) scheint mir ihre Spuren hinterlassen zu haben. Ein Mann auf der Flucht, der bei den falschen Leuten aus Leichtsinn immense Schulden hat und jetzt sein Leben in Gefahr weiß, indessen es eine Frau gibt, für die zu leben sich mehr als lohnte… Dieser australische Neo Noir mit seinem biestig schwarzen Humor und seinen holzschnitzartigen Charakteren sucht die Nähe zu einem Kino der lässigen Weltverachtung und dessen dem Rock’n’Roll und der Freiheit von jeglichem Zwang der Bürgergesellschaft verpflichteten Geist. Das gelingt ihm einerseits, und in einzelnen Szenen beweist er gar Gespür und Empathie für seine Rollencharaktere. Im Ganzen ist das Ergebnis jedoch nur ein weiterer allzu typischer Film seiner Zeit. Dass er in Australien spielt und von dort zu einem internationalen Publikum fand, macht ihn nicht besser und nicht schlechter als den Durchschnitt der oben genannten Produktionen. Denn über den Durchschnitt kommt er leider nicht hinaus.
© Sunfilm Entertainment GmbH
Ich formuliere mit Absicht ein „leider“, denn Two Hands gehört zu jenen australischen Filmwerken, die ich in mancher Hinsicht als sympathisch und versiert erachte. Man merkt, in welchem Maß sein Schöpfer Herzblut und Hirnschmalz investierte, um dem eigenen Anspruch und dem seiner Vorbilder gerecht zu werden. Aber fast scheint es, dass der australische Neo Noir jener Jahre schlicht Zeit benötigte, um zu wachsen und zu gedeihen. Auch Chris Thomsons The Empty Beach (AUS 1985) oder Samantha Langs Die Affenmaske (AUS 2000) sind Filme aus Australien, die im Hinblick auf ihre Autoren und Regisseure ein gehöriges Engagement und die dazugehörige Sorgfalt aufweisen und doch nicht halten können, was sie versprechen. Mir war jeweils daran gelegen ihnen etwas abzuringen. Am Ende musste ich mir eingestehen, dass sie summa summarum nicht von Relevanz sind. Two Hands nimmt heutigentags für viele eine Sonderstellung ein, weil der später auch in Hollywood erfolgreiche Heath Ledger darin eine Hauptrolle spielt. Ledger starb 2008 im Alter von lediglich 28 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Popularität unter tragischen Umständen. Neben Paul Walker und Anton Yelchin zählt er zu jenen, die deutlich zu früh von jener Bühne abtraten, darauf sie mehr als nur eine Rolle eindrucksvoll beherrschten.
Sehr gute deutsche DVD-Edition (2001) der Sunfilm Entertainment GmbH mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, die original englische Tonspur (das australische Englisch ist für Ungeübte nicht leicht zu verstehen) und dazu eine deutsche Synchronisation, das Ganze leider ohne Extras.