Bryan Brown, Anna Maria Monticelli, Ray Barrett, John Wood, Belinda Giblin
Sydney, Australien: Marion Singer (Belinda Giblin) steht am Fenster ihrer Luxusvilla und blickt aufs Meer, als sich ihr Mann John (Barry Leane) zu einem Geschäftstermin verabschiedet. Tatsächlich fährt John Singer mit seinem Porsche 928 in den Yachthafen, wo er sich mit seiner Geliebten Sandy Modesto (Sally Cooper) verabredet hat. Zu seiner Überrachung trifft er dort seinen Geschäftspartner MacLeary (Ray Barrett) und zwei seiner Spießgesellen, die ihn auf Singers eigener Yacht zu einem Segeltörn einladen… Zwei Jahre später: An einem Sommertag begrüßt Marion Singer den Privatdetektiv Gliff Hardy (Bryan Brown) auf der Sonnenterrasse eines Restaurants am Strand. Mrs. Singer unterrichtet Cliff Hardy darüber, wie ihr Ehemahnn verschwand. Seine Yacht sei angespült worden und in der Kabine habe man eine Notiz gefunden, darin John Singer wegen einer Krebsdiagnose Selbstmord angekündigt habe. Eine Leiche sei nie gefunden worden, stattdessen habe sie nun einen anonymen Hinweis erhalten, dass John Singer am Leben sei. Sie wolle eine seriöse Untersuchung dessen und würde ihn gut bezahlen… Hardy fahndet in der städtischen Bibliothek nach Zeitungsartikeln über den Vorfall und wird auf zwei von Bruce Henneberry (Nick Tate) verfasste Berichte zu Singers Verschwinden und zu seinen dubiosen Geschäften aufmerksam. Eine Angestellte (Deborah Kennedy), die Hardy kennt, gewährt ihm Zugang zum Archiv der Bibliothek, aber im Aktenschrank fehlt ausgerechnet jener Ordner über Singer…
”Some of those faces are too important to have names attached to... especially in this town. Get it?” Zwischen 1980 und 2017 schrieb der australische Autor Peter Corris über 40 Bücher mit Romanen und Erzählungen über den in Sydney ansässigen Privatdetektiv Cliff Hardy; lediglich zwei davon erschienen auf Deutsch. The Empty Beach (EA 1982) war der vierte Roman in der Serie und wurde 1985 von TV-Regisseur Chris Thomson mit Bryan Brown in der Hauptrolle verfilmt. Unter dem Titel Ein Toter weiß zuviel lief das Werk im deutschen Fernsehen, als The Empty Beach gab es auch hierzulande eine VHS-Videokassette via Sony Home Entertainment. An den Kinokassen des Jahres 1985 war dieser Neo Noir auch in der eigenen Heimat ein Flop. Selbst Peter Corris konnte der Verfilmung nichts abgewinnen, lobte jedoch die Darstellung Cliff Hardys durch Brown. Wenn man den Film über 30 Jahre später anschaut, wird einem klar, dass er sogar in der Zeit seiner Entstehung etwas altbacken gewirkt haben mag. Micht erinnert er an Gordon Douglas‘ gleichfalls unausgegorene Filme über Marvin H. Alberts Privatdetektiv Tony Rome mit Frank Sinatra, von denen vor allem der als Der Schnüffler (USA 1967) bekannte erste atmosphärische Parallelen zu The Empty Beach aufweist. Tatsächlich ist Bryan Brown als der geschiedene und weltweise zynische Spätdreißiger Cliff Hardy, der mit dem Callgirl Hildegard (Kery Mack) in einer Wohngemeinschaft lebt, eine gute Ergänzung zum Kanon der Privatdetektive, die den Film Noir und den Neo Noir bevölkern. Aber Hildegard ist nicht die einzige Figur, die auf halber Strecke aus dem Film verschwindet, noch bevor wir ihrer richtig habhaft werden. Trotz einer flotten Dramaturgie und einiger (leider auch fernsehtypischer) Action-Sequenzen vergibt Thomson einige Spannungsmomente, weil er nicht dicht genug an seinen Figuren bleibt und die Schnittfolge zu Teilen hastig und verwirrend anmutet.
Wie so manche Buchverfilmung, die eine lange Handlung in die knapp 90 Minuten eines Spielfilms quetscht, gibt es auch in The Empty Beach zu viele Koinzidenzen. Plötzlich taucht irgendwer zur richtigen Zeit am richtigen Ort wieder auf und unser Detektiv ist einen Schritt weiter. Zudem ist der Plot von The Empty Beach mit seiner Referenz an Raymond Chandler & Co. gehörig überfrachtet, weshalb man sich manches mit Mühe zusammen reimen muss. Sogar das im Grunde schockierende Ende und die Enttarnung der wahren Femme fatale behandeln Thomson und sein Drehbuchautor Keith Dewhurst viel zu beiläufig. Es hätte dem Film um einiges mehr zugute kommen können. Im Ganzen ist The Empty Beach ein kompetent inszenierter und kurzweiliger früher Neo Noir aus Australien, der trotz seiner Schwächen eine Neuentdeckung und eine Veröffentlichung als BD und als DVD verdient hätte. In einer Liga mit Philip Noyces brillantem In der Hitze des Zorns (AUS 1982) spielt er allerdings nicht. Bryan Brown trat im gleichen Jahr noch in dem britischen Neo Noir Parker (UK 1985) in Erscheinung, der ebenso wie The Empty Beach längst in Vergessenheit geraten ist. Von Peter Corris wurde nach dem Flop dieser Erstverfilmung bis dato kein weiterer Roman seiner Cliff-Hardy-Reihe adaptiert.
Es gibt weltweit bis heute keine BD oder DVD von diesem australischen Neo Noir, doch kursieren im Internet einige Kopien der VHS-Fassung in unterdurchschnittlicher Qualität, stets auf Englisch und ohne Untertitel.