Van Heflin, Marsha Hunt, Lee Bowman, Samuel L. Hinds, Cliff Clark
© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.
Im Anschluss an die Wahlen hat die Stadt Chatsburg mit Bürgermeister Richard Daniels (Samuel L. Hinds) und mit Generalstaatsanwalt Hunter J. Turnley eine Führung, die sich dem Kampf wider das organisierte Verbrechen verschrieben hat. Zu den Gratulanten Daniels‘ zählt dessen rechte Hand in juristischen Fragen, Gerald Ladimer (Lee Bowman). Letzterer hat in der Stadtregierung noch keine genaue Funktion, aber Daniels verspricht seinem Zögling, sich darüber Gedanken zu machen. Noch in der Nacht nach dem Wahlerfolg trifft sich Gerald Ladimer hingegen mit dem Gangster Matty (John Litel), dessen Agent er in Wahrheit ist. Matty bezahlt ihn, um auf die Führungsriege der Stadt Einfluss zu nehmen. Dafür sollte vor allem Hunter J. Turnley von der Bildfläche verschwinden und Matty sichert Ladimer zu, sich des Störenfrieds in Kürze anzunehmen. Kurz darauf finden zwei Angler die Leiche Turnleys am Ufer eines Sees außerhalb der Stadt, die Hände auf dem Rücken verschnürt und den Kopf unter Wasser… Gerald Ladimer, der während des Wahlkampfs für Richard Daniels eine Rundfunksendung moderierte, prangert den Mord im Radio als einen schockierenden Affront wider die gewählte Stadtregierung an. Vor dem Studio tummeln sich Reporter, die mehr erfahren wollen, doch Ladimer sagt ihnen nur, dass er sich mit Gordon McKay (Van Heflin) von der Polizei treffen wolle. McKay ist Spezialist der Spurensicherung und er arbeitet mit seiner Assisstentin Jane Mitchell (Marsha Hunt) in seinem Labor bereits an dem Mordfall Turnley...
"Debut director Fred Zinnemann’s finely honed, tensely atmospheric 1942 film noir (…) stars Van Heflin, who gives a nifty turn in an early star role as (…) a police forensic expert”, schreibt Derek Winnert in seiner kurzen Besprechung des Films und fokussiert sich auf einige wesentliche Fakten. Der österreichische Auswanderer Fred Zinnemann (Menschen am Sonntag, GER 1930) erhielt nach vielen Kurzfilmen für Metro-Goldwyn-Mayer Studios, die er als Regisseur ab 1936 inszeniert hatte, mit Der Gentleman-Killer seine erste Gelegenheit, einen Spielfilm zu drehen. Die B-Produktion hatte im April 1942 in den USA Premiere, war leidlich erfolgreich, ebenso Zinnemanns zweiter, obgleich schwächerer B-Thriller Eyes In The Night (USA 1942), der im Oktober seine Uraufführung hatte. Im Zuge seiner späteren A-Produktionen, denen er so deutlich seinen Stempel aufprägte, gerieten die Frühwerke Zinnemanns trotz guter Besetzung in Vergessenheit. Van Heflin und Marsha Hunt sind erstklassig in diesem leichtgewichtigen Film Noir, der für MGM in Nachfolge von Johnny Apollo (USA 1941) und Der Tote lebt (USA 1941) – ebenso mit Van Heflin – eher ungewöhnlich war. Die Autoren John C. Higgins (Border Incident, USA 1949) und Allen Rivkin (Tension, USA 1949) liefern ein flottes Skript, das über die Strecke von 75 Minuten nicht locker lässt und sowohl die Dreiecksgeschichte zwischen Heflin, Hunt und Bowman gut im Blick behält als auch eine Handlung, die sich wie die Gangsterdramen von Warner Bros. um das organisierte Verbrechen und korrupte Staatsdiener rankt. Aber die Film-Noir-Charakteristik des Werks, wenn etwa Eddie Wright (Eddie Quillan), der verheiratete Inhaber eines Diners, in eine Falle gelockt wird und wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft gerät, genau sie wird kurz und knapp gehalten.
"Just bury me with one of your swell hamburgers on my chest.” Es ist offensichtlich, warum soviel Potential verschenkt und eine tendenziell abgründige Geschichte mit einigem Aufwand an der Oberfläche gehalten wird. Dem Studio fehlte wie schon bei Johnny Apollo schlicht die Courage, einen implizit beinhalteten Film Noir zur Entfaltung kommen zu lassen, wie das im gleichen Jahr bei der Paramount Pictures Corporation mit Der gläserne Schlüssel (USA 1942) und Die Narbenhand (USA 1942) vollauf gelang. Die Dunkelheit des Stoffs wird hier häufig von der Romantik zwischen Don McKay und Jane Mitchell kontrastiert, die trotz der exzellenten Chemie der Darsteller immer einen High-School-Charme zur Schau trägt. Der Gentleman-Killer ist nicht Fisch und nicht Fleisch, zumal jener Killer des Filmtitels die am wenigsten spannende Figur der Erzählung und von Anbeginn bekannt ist. Zinnemanns Debüt hätte um ein vielfaches besser ausfallen können, hätte man den beteiligten Kräften mehr Leine gelassen und den Tonfall und die Dramatik des Skripts zur Geltung gebracht. So bleibt der Film eine Randnotiz in einer Reihe von Karriereverläufen; insbesondere Van Heflin und Fred Zinnemann blieben über Jahrzehnte relevante Größen im Filmgeschäft. Indessen bekam Marsha Hunt, als sie sich der geforderten Denunziation durch das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) verweigerte, in der McCarthy-Ära ab 1949 kaum noch Rollen angeboten. Der Gentleman-Killer lief im Januar 2005 auf dem Filmfestival Noir City 5 der Film Noir Foundation, San Francisco, und die inzwischen 100jährige Marsha Hunt ist seither ein regelmäßiger Gaststar des jährlichen Ereignisses.
Unterm Titel Delitto al Microscopio gibt es eine italienische DVD (2015) der Sinister Film mit dem Werk selbst ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent, dazu den Originalton und eine italienische Synchronisation, optional italienische Untertitel und den Kinotrailer als Extra.