Keith Carradine, Shelley Duvall, John Schuck, Bert Remsen, Louise Fletcher
© United Artists
Der Bundesstaat Mississippi im Jahr 1936: Nachdem sie sich als Gefangene des Vertrauens einige Privilegien erkämpft haben, nutzen die Häftlinge Bowie (Keith Carradine), Chicamaw (John Schuck) und T-Dub (Bert Remsen) die Gunst der Stunde, um mit Hilfe des Gefängnischauffeurs Jasbo (John Roper) aus dem Mississippi State Penitentiary zu entkommen. Erst zwingen sie den von ihnen mit vorgehaltener Waffe entführten Jasbo zum Singen, doch als sie einen platten Reifen haben, lassen sie ihn allein im Auto zurück und fliehen zu Fuß weiter. Sie finden Zuflucht vor dem Regen und Unterschlupf für die Nacht in einem leerstehenden Lagerhaus, aber am nächsten Morgen hören sie Leute näherkommen und müssen Hals über Kopf fliehen. Dabei lässt Bowie seine Schuhe zurück und kann nicht mit den anderen mithalten, obwohl T-Dub durch ein steifes Bein eh in seinem Tempo eingeschränkt ist. Bowie bleibt an einer Bahnlinie allein zurück, doch als Dee Mobley (Tom Skerritt) auf der Suche nach ihm mit seinem ollen Laster vorbeifährt, duckt er sich, um nicht bemerkt zu werden. Über die Nacht wärmt er sich an einem herumstromernden Hund, mit dem zusammen er am nächsten Morgen Mobleys Autowerkstatt in Hermansville erreicht, wo sich die drei verabredet hatten. Bowie erkennt den Wagen, in dem ihn Mobley am Vorabend suchte, nachdem T-Dub und Chicamaw eingetroffen waren und ihn darum gebeten hatten. Und er trifft auf Dee Mobleys Tochter Keechie (Shelley Duvall), die ihm recht ungewöhnlich scheint…
Thieves Like Us ist einer von den bis heute kaum bekannten Filmen seines berühmten Regiseurs. In Deutschland lief er seinerzeit nicht im Kino, obwohl er einiges an Zeitgeist der Mittsiebziger repräsentiert, spielt er auch während der Zeit der Weltwirtschaftskrise, Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es ist die zweite Verfilmung des gleichnamigen Romans (EA 1937) von Edward Anderson. Deren erste war der gleichfalls ignorierte und heutzutage viel beachtete Film Noir Im Schatten der Nacht (USA 1948) von Nicholas Ray. Robert Altmans Adaption ist anders als diejenige Rays und doch ein gleichermaßen leidenschaftlich gespieltes und über die gesamte Laufzeit intensiv beklemmendes Portrait der Rollencharaktere und ihrer Zeit. Was hier wunderbar gelingt, ist die Art und Weise, wie sein Regisseur die historische Dimension zum Leben erweckt, die an keiner Stelle wie eine blank polierte Museumsbühne daherkommt, was schon damals ein Problem mancher Retro Noirs darstellte und es heute noch ist. Bei Thieves Like Us vergisst der Zuschauer beizeiten, dass er einen Film der 70er Jahre sieht, derart glaubwürdig und authentisch vermittelt die Inszenierung einen Einblick in längst vergangene Zeiten, ob sie nun der Wahrheit entspricht oder nicht - der Zuschauer sieht sich von Drehorten, Ausstattung, Schauspielern und Dramaturgie gefangen. Eine Besonderheit ist dabei der Einbezug von Radioprogrammen, von Hörspielen über Detektive und Gangster, die sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch das Filmgeschehen zu kommentieren scheinen und zusätzlich Räume für Assoziationen öffnen.
“The excellent screenplay (…) excels in capturing in detail the period atmosphere and in an intelligent way it conveys how the hapless but somewhat likable outsider convicts self-destruct”, schlussfolgert Dennis Schwartz für Ozu’s World Movie Reviews und trifft seinerseits einen relevanten Aspekt dieses fast meisterhaften Films von einem außergewöhnlichen, obgleich nicht immer glücklichen Regisseur der mit “New Hollywood“ betitelten Ära jener frühen 70er. Nachdem Robert Altman das Schwierigste hier im Grunde gelingt, nämlich eine Reihe fein gepinselter Rollencharaktere über die Strecke des Films glaubwürdig auf ihren Schicksalpfaden zu begleiten, enttäuscht ein Finale, das im Kontext allzu gewöhnlich erscheint und vom Zuschauzer fast zwangsläufig als inadäquat erlebt wird. Nicht aufgrund seiner Härte und Konsequenz, das keineswegs, aber durch die fast klischeehafte Ankoppelung an ein Dutzend Filme ähnlicher Art, von denen einzig Arthur Penns Bonnie und Clyde (USA 1967) das volle Gewicht seiner Inszenierung als Qualität geltend machen kann. Es ist wie mit einem Duell im Western oder einer Autoverfolgung im Action-Thriller - jenes Risiko, das Niveau des andernorts Erreichten zu unterschreiten, bleibt ein Damoklesschwert. Dennoch ist Thieves Like Us, seinerzeit ein Flop an den internationalen Kinokassen, nicht nur für die Freunde des Neo Noirs eine Bereicherung und ein weiteres Referenzwerk seines ebenso ambitionierten wie vielseitigen Regisseurs.
Sehr gute DVD-Edition (2005) der MGM Home Entertainment Deutschland GmbH mit dem Film ungekürzt im Oroiginalformat, bild- und tontechnisch sauber restauriert, dazu Tonspuren auf Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Französisch sowie optional Untertitel auf Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Finnisch und Französisch, das Ganze ohne Extras.