Don Castle, Elyse Knox, Regis Toomey, Charles D. Brown, Rory Mallinson
New York: Im State Penitantiary treten die Gefangenen zurück in ihre Zellen, doch in der einen mit der Nr. 5 für die Todeskandidaten sieht Thomas J. Quinn (Don Castle) seinem letzten Abendessen entgegen. Auch in den anderen vier Zellen der Reihe zählen vier Männer (John Doucette, Dan White, Matty Fain, Bill Walker) die Tage bis zu ihrem Ableben. Da tritt der Wärter (Ray Teal) mit einem Tablett in den Gang und bringt es Quinn in die Zelle, doch jener verweigert diese letzte Mahlzeit. Nur noch drei Stunden trennen Tom Quinn von seiner auf Mitternacht festgesetzten Exekution. Jetzt deklamieren die anderen in ihren Zellen, dass sie gern wüssten, wie er es zum Todeskandidaten für den elektrischen Stuhl gebracht habe. Doch nur eine innere Stimme greift in der Zeit weit zurück… Ende Juli war es in New York schier unerträglich heiß. Eines Nachts wartete Tom Quinn verzweifelt auf seine in der Tanzschule angestellte Ehefrau Anne (Elyse Knox), die Abend für Abend für die ansonsten arbeitslosen Berufstänzer ein schmales Einkommen erwirtschaftete. Auch heute hatte sie von einem Tanzpartner (Regis Toomey), den sie selbst “Santa Claus“ nannte, eine 5-Dollar-Note Trinkgeld bekommen. Tom war eifersüchtig und aufgrund seiner Erfolglosigkeit auch frustriert Als in der Dunkelheit obendrein die Katzen im Hof ihr Konzert anstimmten, warf er mit seinen Schuhen nach ihnen. Aber das waren nicht mehr die alten Schuhe, die Anne am Tag zuvor aussortiert hatte, es waren seine noch neuen und einzigen Tanzschuhe...
”I’m beginning to think New York’s run out… Dead as Wall Street on a Saturday night.“ Es ist der gleichnamige Roman (EA 1943) seines immer zuverlässigen Autors Cornell Woolrich, der das Werk trägt und zu einer Perle unter den Powerty-Row-Produktionen des Film Noirs jener Spätvierziger werden lässt. Die Studio-Sets sind schäbig, die Schauspieler teils zweitklassig, das Ende vorhersehbar, und doch hinterlässt dieser B-Film einen Eindruck, den der Zuschasuer nicht so ohne weiteres anschütteln kann. Längst nicht jede Cornell-Woolrich-Verfilmung ist eine gelungene, mit John Farrows Die Nacht hat tausend Augen (USA 1948) als definitivem Tiefpunkt, insofern die Romanvorlage im Film vollends verfälscht und verstümmelt erscheint. Von Todeszelle Nr. 5 hatte ich mir wenig versprochen und wurde sowohl von der stringenten Dramaturgie als auch von der Leistung des sonst unauffälligen Regis Toomey angenehm überrascht. Die Erzählung bewegt sich thematisch im Fahrwasser von H. Bruce Humberstones I Wake Up Screaming / Hot Spot (USA 1941) und Robert Siodmaks Zeuge gesucht (USA 1948), vereint quasi Handlungselemente solcher Klassiker des Film Noirs. Nun bassiert Zeuge gesucht ebenso auf einem Roman Cornell Woolrichs, so einige Parallelen in der Handlungsentwicklung sind offensichtlich. Auch veröffentlichte Woolrich beide Bücher ursprünglich unter dem Pseudonym William Irish. Indessen jeweils der heimliche Geliebte bzw. der Ehemann unschuldig zum Tode verurteilt wird, versucht die Frau seines Lebens den wahren Schuldigen in einem Mordfall aufzuspüren. Obgleich in beiden Fällen gemäß Hollywoods Production Code das Ende absehbar ist, verstehen sich sowohl Robert Siodmak als auch William Nigh darauf, die tiefschwarze Weltsicht des Autors auf die Leinwand zu transferieren. Für I Wake Up Screaming / Hot Spot hatte Steve Fisher die Romanvorlage (EA 1941) geschrieben, sieben Jahre später war er auch Verfasser des Drehbuchs von Todeszelle Nr. 5.
Unter Freunden des B-Films genießt Todeszelle Nr. 5 bis heute einen guten Ruf. De facto ist das Problem des Films, dass er inzwischen praktisch nicht verfügbar ist, demgegenüber er mit Blick auf Form und Inhalt kaum Mängel aufweist. Erst zum Ende hin stolpert der Handlungsverlauf, wenn die Auflösung des Rätsels und der Schlussteil des Films sich allzu abrupt nach Schema F vollziehen. Don Castle sieht Clark Gable ähnlich und Elyse Knox erinnert an Lizabeth Scott, doch beiden ist die Begrenztheit ihrer darstellerischen Qualitäten leider deutlich anzumerken. Das wird nicht unbedingt zu einem Ärgernis, zumal Regis Toomey eine exzellente und subtil ausblancierte Leistung bietet. Dennoch bleibt bedauerlich, dass William Nigh und der Produktion im Ganzen nicht bessere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Alles in allem ist Todeszelle Nr. 5 für den Freund des klassischen Film Noirs jedoch eine lohnenswerte Entdeckung.
Einzig und allein in den USA wurde das Werk in einer restaurierten Fassung via Warner Archive Collection als Blu-ray-Disc (2021) veröffentlicht, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch sehr gut und mit der original englischen Tonspur ohne Unteritel und ohne Extras. In Deutschland, wo in Streamingportalen und im Einzelhandel internationale Filmklassik nahezu ausgeklammert wird, ist die Edition leider nicht greifbar und steht dem Cineasten damit nicht zur Verfügung.