Ethan Hawke, Uma Thurman, Jude Law, Gore Vidal, Alan Arkin
Jerome Eugene Morrow (Ethan Hawke) ist Mitglied einer Elite von Ingenieuren des Raumfahrtprogramms Gattaca. Täglich wird mittels Blut- und Urintests die genetische Perfektion dieser Auserwählten überprüft. Und dennoch ist Jerome Morrow nicht der, für den ihn alle halten… In einer nahen Zukunft ist Vincent Freeman (Mason Gamble) ein Kind, das von seinen Eltern Antonio (Elias Koteas) und Marie Freeman (Jayne Brook) auf natürlichem Weg gezeugt und geboren wurde. Solche Kinder werden im Zeitalter der genetischen Kontrolle inoffiziell „Gotteskinder“ genannt, bilden aufgrund ihrer vorhersehbaren physischen Defekte und deren absehbarer Spätfolgen zugleich eine neue Unterschicht. Schon bei der Geburt wurde Vincent ein Herzfehler und eine Lebenserwartung von höchstens 30 Jahren attestiert. Sein Bruder Anton (Vincent Nielsen) wird in einem medizinischen Programm mittels genetischer Selektion und künstlicher Befruchtung gezeugt. Er ist physisch perfekt und an seinem achten Geburtstag bereits größer als der zehnjährige Vincent. Als Teenager träumt Vincent (Chad Christ) davon, bei Gattaca ausgebildet zu werden, um als Mitglied der Crew eines Raumschiffs einen Himmelskörper des Sonnensystems anfliegen und untersuchen können. Anton und Vincent schwimmen häufig im Wettstreit hinaus ins offene Meer, um zu sehen, wer länger durchhält und den Mut aufbringt, so weit wie möglich hinaus zu kommen. Stets gewinnt Anton. Bis sich eines Tages das Blatt überraschend wendet…
“Gattaca (…) has no starships or replicants or robots. Its aesthetic has more in common with a 1950’s film noir than its contemporaries”, schreibt Carlyle Edmundsen für Cut Print Film und trifft den Nagel auf den Kopf. Andrew Niccols Debüt lässt sein Science-Fiction-Szenario wie eine Parallelwelt aussehen, darin das Übermorgen als Verschmelzung der historischen Ästhetik und jener Zukunftsvisionen der 50er Jahre erscheint. Es ist erschreckend zu sehen, inwieweit Gattaca knapp 20 Jahre nach seiner Premiere genau dadurch zeitlos bleibt, indem es die Moden und Stile seines eigenen Zeitalters als Tünche enttarnt, darunter der reaktionär zwanghafte Charakter einer Fortschrittsidee, die einst George Orwell zu seinem Roman 1984 (EA 1949) inspirierte, als beherrschende politische und ökonomische Kraft unbeirrt die Welt gestaltet. Doch ist es nicht der rohe Polizeistaat, dessen primitive Herrschaft sich nur durch allumfassende Kontrolle aufrechterhalten lässt. Die Herrschaftsform in Gattaca ist subtiler. Es ist die scheinbar unumstößliche Wahrheit der naturwissenschaftlichen Forschung, ihr Einblick (und Eingriff) ins Handbuch der Natur, den die Humangenetik für sich beansprucht, der das Leben im Ganzen und für jeden Einzelnen vorschreibt. So gilt Diskriminierung zwar offiziell als falsch, doch zugleich entscheidet das eigene Erbgut, welches makellos sein muss, über alle Chancen und Möglichkeiten auf dem eigenen Lebensweg. Mit einem Herzfehler und seiner Kurzsichtigkeit gehört Vincent Freeman von Geburt an zu den “In-Validen“, wie die “Gotteskinder“ in der Amtssprache bezeichnet werden.
“I don't even know who you are.” - “I'm the same person I was yesterday.” Es ist nicht allein seine Anlehnung an die Bildsprache des Film Noirs, welche die Aufnahme Gattacas in dieses Portal legitimiert. Es ist nicht allein die Erzählerstimme aus dem Off, die durch die Filmhandlung leitet. Und es nicht nur das Stilmittel der Rückblende. In Gattaca wird die Suche nach der einen wahren Identität um den Preis einer falschen zum alles beherrschenden Thema, das Vincent Freeman nicht nur der Liebe zu Irene (Uma Thurman) in die Arme treibt sondern auch zur Flucht vor Detective Hugo (Alan Arkin) zwingt, der ihm als Ermittler in einem Mordfall auf die Schliche kommt. Schon bald wird hier das innere Band sichtbar, insofern der klassische Film Noir solchen Verlust an gesellschaftlicher Identität zu einem Generalthema erkor und seine Antihelden als Flüchtige und Flüchtlinge zeigte, denen eine paranoide Exekutive ihren Status des Außenseiters entreißen und sie über den Rand der Legalität jagen will. Die Jagd auf das Phantom eines “In-Validen“, der sich hinter der Fassade einer makellosen Identität verborgen hält, macht Gattaca zu einem ebenso faszinierenden wie zeitlosen Neo Noir. Es ist nicht abwegig, darin eine quasi umgekehrte Variation von Ridley Scotts Der Blade Runner (USA/HK/UK 1982) zu erkennen, ebenso eine Melange aus Science Fiction und Film Noir. Die Leistungen der 1997 jungen Darsteller Ethan Hawke, Uma Thurman, und Jude Law erweisen sich in der Balance mit den Hollywood-Veteranen Ernest Borgnine, Gore Vidal und Alan Arkin als nahezu perfekt. Andrew Niccol gelingt es, seine Geschichte ebenso facettenreich auszuloten wie mit Spannung auf ein Finale zulaufen zu lassen, das adäquat und auch konsequent anmutet. Empfehlenswert!
Sehr gute BD- und DVD-Ausgaben (2008) der Sony Pictures Home Entertainment mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu die original englische sowie auch eine deutsche und französische Tonspur, Untertitel auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Französisch, Griechisch und Türkisch, geschnittene Szenen, ein Making of und der Kinotrailer als Extras.