Casbah - Verbotene Gassen

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Casbah
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1948
Darsteller

Yvonne de Carlo, Tony Martin, Peter Lorre, Märta Torén, Hugo Haas

Regie
John Berry
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Vollbild

 


 

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© Universal-International Pictures Inc.  © Verlag für Filmschriften Christian Unucka

Der Reiseführer Omar (Hugo Haas) begleitet eine Gruppe internationaler Touristen in die Kasbah, jene legendäre Altstadt von Algier, der Hauptstadt Algeriens. Das ist reizvoll und auch ein wenig gefährlich, insofern instruiert Omar seine Gruppe nicht unerlaubt zu fotografieren. Der aus Frankreich kommende Carlo (Douglas Dick) erkundigt sich bei Omar nach Inez’ Tobacco Shop und Omar wird misstrauisch. Als Carlo sich allein auf die Suche begibt, gibt jener einem jungen Burschen ein Zeichen dem Fremden zu folgen… Im Hauptquartier der Polizei von Algier ist die Stimmung schlecht. Seit drei Monaten ist der aus Paris stammende Louvain (Thomas Gomez) neuer Polizeichef, doch jetzt wird er durch ein Schreiben aus der Heimat unter Druck gesetzt. Stets ist Pépé le Moko (Tony Martin), der legendäre französischstämmige Gangster der Kasbah, auf freiem Fuß. Inspektor Slimane (Peter Lorre), dem die Kasbah als Distrikt zugeteilt ist, trifft Pépé le Moko fast täglich, hat heute sogar mit ihm zu Mittag gespeist. Wie jeder Polzist in Algier weiß auch Slimane, dass niemand den vom Volk verehrten Gangster aus diesen Gassen heraus ins Freie bringen könnte, denn in der Kasbah herrschen andere Gesetze… Indessen findet Carlos Inez’ Laden und tritt ein, wo er sich ohne zu fragen etwas zu trinken nimmt und nach einer Bedienung ruft. Aus dem ersten Stock kommt Inez (Yvonne de Carlo) hinunter und macht keinen Hehl daraus, dass sie weder Carlos’ Benehmen noch den Kerl selbst besonders sympathisch findet…

 

John Berrys dritte Verfilmung des Romans Pépé le Moko (EA 1931) aus der Feder von Henri La Barthe, veröffentlicht unterm Pseudonym Détective Ashelbé, ist keinesfalls schlecht. Sie ist leider auch nicht so gut, wie sie hätte sein können, denn so vieles, was hier im Detail geradezu wunderbar gelungen ist, fügt sich im Ganzen nicht zu einem Werk, das Julien Duviviers Erstverfilmung Pépé le Moko - Im Dunkel von Algier (FRA 1937) - seinerzeit u.a. mit Henri La Barthe selbst als Autor des Drehbuchs - das Wasser reichen könnte. Sicher ist Peter Lorre als Inspektor Slimane schlicht großartig, Yvonne de Carlo ist als Inez exzellent besetzt, und Tony Martin ist als Pépé le Moko, nach Jean Gabin (1937) und Charles Boyer (1938) in der gleichen Rolle ein schwieriges Erbe, um Längen besser, als viele Kritiker einen glauben lassen wollen. John Berrys Dramaturgie ist in Anlehnung ans Original stimmig. Vor allem zeigt er in einzelnen Sequenzen eine meisterhaft sichere Hand für die Inszenierung, so etwa bei den Tanzeinlagen der wunderbaren Katherine Dunham als Nachtclubbesitzerin Odette, deren Gruppe von Tänzerinnen die Jazzlegende Eartha Kitt in ihrem Filmdebüt beinhaltet. In ihren Nebenrollen können auch Virginia Gregg, Hugo Haas und Douglas Dick voll überzeugen. Sie runden als Einheimische, Exilanten und Zaungäste das schillernde orientalische Ensemble in ähnlicher Weise, wie es zuvor schon in Michaerl Curtiz’ Casablanca (USA 1942) zu bewundern war. Im Gegenatz zu Duviviers Pépé le Moko - Im Dunkel von Algier, der großteils in Algier gedreht wurde, ist Casbah - Verbotene Gassen ein Studiofilm, schneidet dabei aber gut ab, denn die Bauten und die Kameraarbeit kreieren eine verblüffende Glaubwürdigkeit.

 

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© Universal-International Pictures Inc.

Die Schwächen des Werks liegen andernorts, etwa bei Märta Torén Gaby, die nicht ansatzweise die unterkühlte Femme fatale einer Mireille Balin in der Fassung von Julien Duvivier sein darf. Als lediglich etwas verwöhnte Göre, die Tony Martin als Pépé le Moko in Minutenschnelle von ihrem reichen Verlobten Claude (Herbert Rudley) loseisen kann, bietet sie keinen hinreichenden Grund für den cleveren Gangsterkönig, sich nach einem Leben außerhalb der Casbah zu verzehren. An dieser neuralgischen Stelle wirkt Berrys Adaption holprig, denn genau hier war Jean Gabins Verzweiflung als Mann im goldenen Käfig um vieles eindringlicher und damit Dreh- und Angelpunkt des Dramas. Die Beziehungsebene von Tony Martin und Märta  Torén ist harmlos romantisch - sein Flirt mit einer Touristin, die zwar Juwelen aber kaum Charakter zeigt. Im Gegenzug hatte sie bei Julien Duvivier eine Dimension, die den entflammten Gabin verzehrte, der uns daran teilhaben und verstehen ließ, dass er solcher Kraft gegenüber machtlos war. Im Übrigen ist Inez in der Verkörperung von Yvonne de Carlo eine völlig andere Gestalt als die hoffnungslos devote Figur gleichen Namens in der Darstellung durch die herbe Line Noro an der Seite Gabins. Yvonne de Carlos Inez stiehlt Märta Toréns Gaby die Schau, die wiederum beide nebst dem gesamten Ensemble von Peter Lorre an die Wand gespielt werden. All das erzeugt ein Ungleichgewicht, weshalb Henri La Barthes dunkles Drama schließlich Schlagseite kriegt und auch die Schlager- und Jazzeinlagen von Harold Arlen (Blues In The Night, USA 1941) und Leo Robin eigentümlich fehl am Platz wirken. Casbah - Verbotene Gassen floppte seinerzeit, ist aber heutigentags in der herausragenden DVD-Edition der Koch Media GmbH für Cineasten ein obskurer Genuss, denn längst nicht alles ist hier misslungen, keineswegs.

                                                                                  

Exzellente DVD-Edition der Koch Media GmbH in deren Film Noir Collection mit dem Film in der 82minütigen deutschen Kino- und in der US-Langfassung (89 Minuten), somit auch ungekürzt und natürlich im Originalformat, Tonspuren auf Deutsch und Englisch, optional englische Untertitel, das Ganze bild- und tontechnisch hervorragend restauriert im wunderbaren Digipack mit eingeklebtem, 12seitigem Booklet, das einen filmhistorisch detailgenauen Essay Frank Arnolds und Standfotos als Extras bietet. Fazit: Besser geht es nicht, editorisch mal wieder eine Meisterleistung, wie sie bei deutschen Filmvertrieben dieser Tage geradezu einmalig ist.

 


Film Noir | 1948 | USA | John Berry | Henri La Barthe | Douglas Dick | Houseley Stevenson | Hugo Haas | Peter Lorre | Thomas Gomez | Märta Torén | Virginia Gregg | Yvonne De Carlo

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