Tom Wilkinson, Joel Edgerton, Jai Courtney, Melissa George, Sarah Roberts
Sydney, Australien: Auf der Spur eines Drogenkartells dringt Police Detective Malcolm Toohey (Joel Edgerton) mit seinem Team in eine Lagerhalle ein. Ein asiatischer Arbeiter (Glenn Chow) ignoriert Tooheys Aufforderung sich zu ergeben und flieht in die Tiefen der Halle. Mal Toohey nimmt die Verfolgung auf, aber plötzlich schießt der Flüchtige. Der Detective wird getroffen und geht zu Boden. Glücklicherweise trug er eine kugelsichere Weste, so dass der Trefffer nur eine Druckstelle hinterlassen hat. Doch der Schock ist dem Polizeibeamten anzumerken, als er dem inzwischen Überwältigten mit der Faust ins Gesicht schlägt… Um 5 Uhr morgens erhält Sarah Morley (Lizzie Schebesta) unerwartet Besuch von Detective Carl Summer (Tom Wilikinson) und dessen Kollegen Detective Jim Melic (Jai Courtney), die sich auf der Suche nach Sarahs wegen Kindesmissbrauchs vorbestraftem Ehemann Victor (Brendan Donoghue) befinden. Victor Morley ist zwar entlassen, steht jedoch erneut unter Verdacht und Summer vermutet, dass der Flüchtige zu Sarah und ihrer gemeinsamen Tochter Kontakt hält. Er informiert Sarah, dass man Victor nördlich von Sydney in Newcastle gesehen habe und erhält unter einem Vorwand ihre Fingerabdrücke. Sarah bleibt unbeeindruckt und die Polizisten rücken wieder ab. Indessen feiert Mal Toohey mit seinen Kollegen in einer Bar den Erfolg der Operation bei einigen Bieren und der Segeant (Jack O’Rourke) hält sogar eine feurige Ansprache, bevor Toohey in sein Auto steigt…
“Time... time and the world swallows events. And it's sad but that's how it is.” Dieser australische Neo Noir beruht auf einem für seine Thematik dezidiert unaufgeregten, nüchternen und couragierten Drehbuch aus der Feder von Joel Edgerton. Mit seinem Bruder Nash Edgerton als Regisseur hat er u.a. als Autor vund Darsteller auch an dem Neo Noir The Square - Ein tödlicher Plan (AUS 2008) mitgewirkt, der für das aktuelle australische Neo-Noir-Kino fast so etwas wie eine Initialzündung war. In Felony streift Egherton als Malcolm Toohey nachts versehentlich den neunjährigen William Sarkuda (Axel Nookadu) auf einem Fahrrad, der unglücklich stürzt und ins Koma fällt. Toohey, der ein paar Bier getrunken hat, leugnet seine Beteiligung und gibt spontan an, er habe den Jungen schon auf der Straße liegend gefunden. Solche Ausgangslage nutzen Edgerton und Saville für einen ruhigen Film, dessen erste zwei Drittel ein so bedrückend realistisches wie intensives Erzählkino darstellen. Es zeichnet sich vor allem durch die exzellenten Leistungen der drei männlichen Hauptdarsteller aus, mit Tom Wikinson als nochmals einer Nasenlänge voran - sein Detective Carl Summer ist eine wunderbar schillernde Figur, die sich aus dem Korsett seiner vielen Vorgänger im Genrekino tatsächlich zu befreien vermag. Auch die übrigen Darsteller sind gut gewählt und das geruhsame Tempo - der als Thriller vermarktete Film enttäuschte gerade hierzulande sein Publikum - bringen exakt die Zähigkeit zum Tragen, die der Thematik einzig gerecht wird. Doch im letzten Drittel versucht der Film, seine Zuschauer durch einige Wendungen zu verblüffen und damit dem Dogma eines herkömmlichen Finales zu entsprechen, und das glückt ihm bestenfalls teilweise.
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“The first 50 minutes of Felony is gripping (…) but for me (…) some of the key confrontations which rear up later in the film don't work” schreibt Chris Greenwood für A Sliver of Film und mir erging es exakt genauso. Dass Jim Melic an Williams Mutter Ankhila Sarduka (Sarah Roberts) mehr als ein profesionelles Interesse hat, dass Malcolms Frau Julie (Melissa George) mit einem geradewegs irritierenden Ratschlag aufwartet, diese und andere Wendungen, die nicht verraten werden dürfen, sind für die Handlungsentwicklung einafch zuviel des Guten. Alles in allem bleibt jedoch ein Film, der nach dem Ende im Zuschauer nachwirkt, und das allein können auch im Independentkino längst nicht alle Werke für sich verbuchen. Mit Blick auf den aktuellen Stand des australischen Neo Noirs ist Felony jedoch enttäuschend, denn hier steht nach David Michôds grandiosem Königreich des Verbrechens (AUS 2010) das nächste Meisterstück nach wie vor aus. Das Filmschaffen in Australien beweist fast immer, dass es weder an Talenten noch an Ideen oder am Handwerk mangelt, doch zu selten kommen die Filme mit ihrem Handlungsverlauf auf den Punkt. Längst arbeiten Guy Pearce, Nash und Joel Edgerton, Melissa George oder Ben Mendelssohn auch in den USA, und dennoch darf man gespannt sein, inwieweit sich das Neo-Noir-Kino des fünften Kontinents in naher Zukunft emanzipieren und entwickeln wird.
Gute deutsche BD- und DVD-Editonen (2015) der Universum Film GmbH mit dem Film im Originalformat inklusive der englischen und einer deutschen Tonspur, optional deutsche Untertitel und den Kinotrailer als Extra. Die korrekte Laufzeit des Films ist leider nicht zu ernitteln. Sie wird online international mit 116 oder 105 Minuten, in Deutschland mit 105, 94 oder 90 Minuten angegeben. Die deutsche DVD hat eine Laufzeit von 90 Minuten, aber die BD hat laut Amazon.de angeblich 94 Minuten Spielzeit. Dass der Film derart signifikant gekürzt wurde, erscheint mir abstrus, möglicherweise ist es aber so.