James Cagney, George Raft, Jane Bryan, George Bancroft, Maxie Rosenbloom
© Warner Bros.
In einer verregneten Nacht wartet der Reporter Frank Ross (James Cagney) außerhalb der Banton Construction Company. Davor wirbt ein großes Wahlplakat für den Staatsanwalt der Stadt, Jesse Hanley (Thurston Hall), als deren zukünfigem Gouverneur. Nachdem ein Wagen das bewachte Tor passierte, steigt Ross heimlich über die Werksmauer und kann durch ein Fenster beobachten, wie Hanley und sein Assistent J. W. Grayce (Victor Jory) mit einigen Helfern die Buchhaltung im Ofen verbrennen. Ross verpasst dem Wachmann am Tor (Max Hoffmann jr.) einen Kinnhaken und eilt davon… Am nächsten Morgen hat Ross mit seiner Kollegin Joyce Conover (Jan Bryan), zugleich seine Verlobte, und Bill Mason (William A. Davidson) eine Besprechung in Mr. Pattersons (Selmer Jackson) Büro, beim Chefredakteur von The Banton Record. In dessen Morgenausgabe brachte Frank Ross heute den Korruptionsskandal um Hanleys Baufirma auf die Titelseite. Da ruft Hanley an und droht Patterson mit rechtlichen Konsquenzen, sollte die Zeitung ihre Nachricht nicht als Falschmeldung deklarieren. Die Drohung überzeugt Patterson, dass Ross recht hat, und in der Abendausgabe bringt die Zeitung die Nachricht übers nächtliche Verbrennen der Bilanzen. Doch als Ross spät abends aus dem Büro auf die Straße tritt, wartet dort Shake Edwards (Abner Biberman) und gibt mehreren ums Eck versteckten Ganoven unter Leitung von “Polecat“ Carlisle (Alan Baxter) ein Zeichen. Im Nu sind sie heran, drängen Ross in einen Wagen und jagen davon. Sie schlagen ihn bewusstlos, setzen ihn hinters Steuer und übergießen ihn mit Whiskey…
“I don't love life much, but I don't hate it enough to stick my head in front of a screw's bullet.” Mit diesem Gangsterepos unter der Regie William Keighleys kehrte Warner Bros. zur Form der Frühdreißiger zurück und eilte zugleich dem Film Noir der Vierziger entgegen. In der Hauptrolle spielt James Cagney, einer der besten Darsteller des Studios, von Jane Bryan, George Bancroft und Stanley Ridges kompetent unterstützt, durch die Kameraarbeit Arthur Edesons kongenial in Szene gesetzt und dramaturgisch auch mit der für Cagney typischen Energie auf die Schiene gebracht. Vor allem erweist sich die Adaption der gleichnamigen Romanvorlage (EA 1938) aus der Feder Jerome Odlums als eine tragfähige, spannende und überzeugende Geschichte, die sowohl den dramatischen Verwicklungen als auch den Rollencharakteren die nötige Aufmerksamkeit zukommen lässt. Dass die Motiviation des Gangsters Stacey (George Raft) zu guter Letzt eben nicht mehr glaubwürdig und sogar ein wenig absurd erscheint, komplementär zu dem, was bei San Quentin (USA 1937) einfach lachhaft ist, kann den positiven Gesamtdeindruck nicht beschädigen. Zu meinem Erstaunen zeigt sich George Raft an der Seite James Cagneys kompetent und engagiert. Während der Vierziger war Raft, ein bis Mitte der 50er in Hauptrollen agierender Schauspieler, im freien Fall begriffen. Fast jeder Film mit ihm war nochmals schlechter als der vorherige und zwar mit Raft jeweils hölzern und steif. Davon kann hier keine Rede sein. Each Dawn I Die ist im Ganzen ein packendes Gefängnisdrama mit einigen den Film Noir in Stil und Themen bereits einleitenden Aspekten. Es ist offensichtlich, dass Jules Dassin sich vor dem Dreh seines großartigen Zelle R 17 (USA 1947) diesen Film Keighleys angeschaut haben dürfte.
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“You're a blind, stupid, selfish, contemptible, tinhorn crook.” Jane Bryan, die solche Zeilen zum Besten gibt, heiratete ein Jahr später den Industriellen Justin Dart und trat nie wieder in Filmen auf. George Bancroft, in Klassikern wie Unterwelt (USA 1927) oder Blood Money (USA 1933) Hauptdarsteller, beendete seine Karriere schon 1942. Stanley Ridges erwies sich in mehreren Film Noirs als guter Nebendarsteller, starb jedoch 1951 mit nur 60 Jahren. Und der hier 39jährige James Cagney brachte es im Gegensatz zu seinen Kollegen bei Warner Bros. - Edward G. Robinson und Humphrey Bogart - zu Beginn der Vierziger nicht zuwege, den Sprung in den Film Noir zu vollziehen. Cagney war ein Star des Gangsterfilms, die Inkarnation des “Tough Guys“ der 30er Jahre schlechthin. Doch nach Die wilden Zwanziger (USA 1939) trat Cagney, der Warner Bros. 1942 verließ, für 10 Jahre nurmehr in Komödien, Musicals und Kriegsfilmen auf, die bestenfalls mittelprächtig waren und seinen Ruf als Filmstar international verblassen ließen. Erst 1949 kehrte er unter der Regie Raouls Walshs für sein altes Studio Warner Bros. mit Sprung in den Tod / Maschinenpistolen (USA 1949) zum Film Noir zurück und zeigte in diesem Werk eine seiner besten darstellerischen Leistungen überhaupt. Und so ist Each Dawn I Die ein Ausnahmefilm an der Schwelle zu einer Zeit, die jedwede Rückbesinnung auf derlei “bessere“ 30er Jahre in weite Ferne verschob.
Bild- und tontechnisch erstklassige US-DVD (2006) von Warner Bros. mit dem Film ungekürzt und inklusive der englischen Tonspur plus Untertitel auf Französisch und Spanisch sowie folgende Extras: einen Audiokommentar des Filmhistorikers Haden Guest, den Cartoon Each Dawn I Crow, eine Radiosendung mit Franchot Tone und George Raft, das Featurette Stool Pigeons and Pine Overcoats: The Language of Gangster Films, die Warner Nights of The Movies 1939 mit allerlei Kleinkram und und den original US-Kinotrailer. Die spanische DVD mit dem Titel Muero Cada Amanecer und damit dem Regionalcode 2 beinhaltet den englischen Originalton und spanische Untertitel, liegt uns aber nicht vor.