Kevin McCarthy, Dana Wynter, Larry Gates, King Donovan, Carolyn Jones
In einem Polizeiwagen rast der Psychiater Dr. Hill (Whit Bissell) nachts ins städtische Krankenhaus, nachdem ihn ein Notruf des Bereitschaftsarztes Dr. Harvey Bassett (Richard Deacon) erreichte. Von zwei Polizisten wird dort ein Mann (Kevin McCarthy) festgehalten, der in Rage ist und sich Dr. Hill nun selbst als Mediziner, als Dr. Miles J. Bennell vorstellt. Hill nötigt den erschöpften Mann auf einem Sofa Platz zu nehmen und ihm seine Geschichte zu erzählen… Es begann am letzten Donnerstag, berichtet Bennell, nachdem er durch ein Telefonat mit seiner Arzthelferin Sally Withers (Jean Willes) vorzeitig von einem Medizinerkongress abberufen worden war und per Zug in seine Heimatstadt Santa Mira, Kalifornien, zurückkehrte. Sally holte ihm vom Bahnhof ab und berichtete, Dutzende von Patienten hätten ihn sprechen, aber merkwürdigerweise niemand den Grund seines Besuchs preisgeben oder seine Vertretung Dr. Ed Pursey (Everett Glass) konsultieren wollen. So erfuhr Bennell auch, dass seine Jugendliebe Becky Driscoll (Dana Wynter), die wegen ihrer Heirat nach London ausgewandert war, wieder in Santa Mira wäre. Auf ihrem Weg in die Stadt passierten die beiden das Heim der Grimaldis, als plötzlich deren Sohn Jimmy (Bobby Clark) über die Straße lief und Bennell nur mit Mühe noch bremsen konnte. Jimmys Mutter Mrs Anne Grimaldi (Eileen Stevens) kam aus dem Haus und erklärte, dass ihr Sohn nicht in die Schule wolle. Bennell wunderte sich, dass die Grimaldis ihren florierenden Obst- und Gemüsestand ganz plötzlich aufgegeben hatten. Und in seiner Arztpraxis hatte sich der Zustrom dringender Fälle urplötzlich wieder gelegt…
”Let's hope we don't catch it. I'd hate to wake up some morning and find out that you weren't you.” Don Siegel verfilmte im Auftrag des unabhängigen Produzenten Walter Wanger (Lasst mich leben, USA 1958) Jack Finneys Roman The Body Snatchers (EA 1955), der in Deutschland erstmals 1962 unterm Titel Unsichtbare Parasiten als Taschenbuch erschien. In der Summe war es das - ein B-Film unter vielen, der 1956 kaum Resonanz erfuhr und bald wieder aus den Kinos verschwand. Erst die Rezeption in europäischen Feuilletons und der über die Jahre wachsende Kultstatus des Films ließen auch die US-amerikanische Rezeption darauf aufmerksam werden, dass sich in Don Siegels Hybrid aus Science Fiction und Film-Noir-Thriller mehr verbarg. Mit unbekannten Darstellern und mit einem minimalen Budget für das Poverty-Row-Studio Allied Artists gedreht, erzählt Die Dämonischen die Geschichte von Miles J. Bennell und Becky Driscoll, die erleben müssen, wie geheimnisvolle Sporen aus dem All die Körper aller Menschen in der Ortschaft Santa Mira nachbilden und an ihre Stelle treten. Diese “neuen“ Menschen sind mit den bisherigen identisch, nur dass sie keine Gefühle haben und sich ganz dem Zweck verschreiben, alle übrigen echten Menschen durch vollends funktionale zu ersetzen und sich so einem neuen gesellschaftlichen Sinnbegriff zu widmen: “Love, desire, ambition, faith - without them, life's so simple, believe me.“ Das Element der Science Fiction reduziert sich auf die mögliche Nachbildung menschlicher Körper, welche die Identität wirklicher Menschen inklusive deren Erinnerungen an die eigene Biografie vollständig übernehmen. Don Siegel und Drehbuchautor David Mainwaring verzichten völlig auf Schockeffekte. Das Schockierende ist die erkennbare Normalität im Tun und im Streben dieser “Außerirdischen“, insofern sie die menschliche Gesellschaft par excellence nachbilden. Damit treibt Siegel ein Kernthema klassischen Film Noirs bis über die Grenze der Paranoia, nämlich dasjenige der Entfremdung.
© Studiocanal GmbH
“Despite being firmly rooted in the fantastic, Invasion of the Body Snatchers - like Cat People (…) - has an overwhelming feeling of paranoia, dread and fear”, lautet die Editor’s Note für die Rezension dieses Films bei Film Noir of the Week, und das trifft es. Mit seiner langen Rückblende, Bennell als Erzähler aus dem Off, den zahllosen Nachtszenen in kontrastreichem Schwarzweiß durch Kameramann Ellsworth Fredericks (Gesicht ohne Namen, USA 1966) und den in 10 Jahren als Regisseur (bis 1956) immer nahe am Film Noir agierenden Regisseur Don Siegel fügen sich auch formal viele Elemente der Schwarzen Serie zu einem Thriller, darin fast nichts und niemand ist, was es oder er zu sein scheint. In seinem Buch Film and Politics in America: A Social Tradition (EA 1992) rückt Brian Neve den Film des liberalen Don Siegels in die Nähe von Robert Aldrichs Rattennest (USA 1955) und Orson Welles’ Im Zeichen des Bösen (USA 1958) und erkennt in ihren Werken vor allem die umfassende Desillusionierung der Autoren im Anschluss an die McCarthy-Ära. Von den drei Neuverfilmungen, die Siegels Film bzw. der Roman Jack Finneys ab den späten Siebzigern provozierte, ist Philip Kaufmanns Die Körperfresser kommen (USA 1978), der erste davon, noch am ehesten genießbar. Aber sie alle verschrieben sich mehr oder minder banal dem Grusel und dem Schockeffekt, den die Vorlage so offensichtlich nahelegte, demgegenüber gerade die subtil nüchterne Erzählweise und Dramaturgie Don Siegels seinen eigenwilligen B-Film auf ein völlig anderes Niveau hoben.
Sehr gute deutsche DVD-Edition (2006) der Studiocanal GmbH mit dem Film ungekürzt im originalen Kinoformat, angesichts der komplizierten Geschichte des Bildformats bei diesem Film, der im kurzlebigen Format Superscope (2.00.1) gezeigt wurde, nur konsequent. Dazu gibt es Tonspuren auf Deutsch und Englisch, optional deutsche Untertitel, den Kinotrailer und eine Biografie Don Siegels als Extras.