Neo Noir
| USA
| 2005
| David Mamet
| Stuart Gordon
| Bokeem Woodbine
| Jack Wallace
| Joe Mantegna
| William H. Macy
| Julia Stiles
| Rebecca Pidgeon
Bewertung
***
Originaltitel
Edmond
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
2005
Darsteller
William H. Macy, Jeffrey Combs, Dulé Hill, Russell Hornsby, Bai Ling
Regie
Stuart Gordon
Farbe
Farbe
Laufzeit
79 min
Bildformat
Widescreen
Los Angeles: Edmond Burke (William H. Macy) arbeitet in einem Bürohochhaus für die Firma Stearns & Harrington und verlässt am Freitagabend die Firma. Die Dame von der Rezeption teilt ihm beim Abschied noch mit, dass sein Termin am Montag auf ein Uhr fünfzehn verschoben sei. Auf der Straße bleibt Burke vor dem Laden einer Wahrsagerin (Francis Bay) stehen. Deren Hausnummer 115, komplementär zur Uhrzeit des Termins am Montag, lässt ihn erst stutzig, dann neugierig werden. Die ältere Dame legt ihm die Karten und kommt zu dem Schluss: “You are not where you belong.“ Zuhause bei seiner Frau (Rebecca Pidgeon) stochert Edmond im Essen und hört zu, als sie ihm von einer kaputten Lampe erzählt, bevor er ihr mitteilt, dass er sie nun verlasse und nicht wiederkommen werde. Sie ist außer sich, lässt ihn aber ziehen, und Edmond Burke betritt eine Bar, bestellt einen Drink und unterhält sich mit seinem Tresennachbarn (Joe Mantegna). Jener erachtet die schwarzen Amerikaner in der Gesellschaft für besser gestellt, weil sie bestimmte Verantwortlichkeiten nie akzeptiert hätten und nur unter Bäumen sitzen und den Elefanten zuschauen wollten, was er für eine gute Idee hält. Die Weißen stünden viel zu sehr unter Druck und sublimierten ihre Not mit Geld, Macht, Sex oder Selbstzerstörung. Er gibt Edmond Burke die Visitenkarte des Nachtclubs The Allegro und verabschiedet sich. In dem Strip-Club spricht ihn eine Animierdame (Denise Richards) an, doch Edmond Burke agiert unsicher und ist obendrein geizig…
“The film, starring a blistering William H. Macy, is an uncommonly strong neo-noir, although clearly not made for any kind of popularity,” schreibt Patrick Murtha in einer ausführlichen Besprechung von Edmond als “Noir of The Week” für The Blackboard. Das Theaterstück Edmond aus der Feder David Mamets stammt aus dem Jahr 1982 und erschien 5 Jahre bevor Mamet selbst für Haus der Spiele (USA 1987) erstmals auch Regie führen sollte. Allerdings hatte er für Bob Rafelson Wenn der Postmann zweimal klingelt (USA/GER 1981) bereits das Drehbuch nach dem Roman von James M. Cain (EA 1935) verfasst, die insgesamt vierte Adaption für die Kinoleinwand. Seit 1970 ist David Mamet ein ungemein fleißiger Dramatiker, Drehbuchautor, Regisseur und Essayist, der in der Filmbranche einen guten Ruf genießt und sich mehrfach im Fahrwasser des Film Noirs bewegte, so auch mit Edmond, für den er nach seinem Stück das Drehbuch schrieb und die Regie Stuart Gordon überließ. Auf dem Cover der englischen DVD ist eine Spielzeit von 82 Minuten ausgewiesen ist, aber nach etwas über 73 Minuten ist Schluss und für weitere 5 Minuten und 32 Sekunden läuft der Abspann, ergo ist die Laufzeit der PAL-Version insgesamt 79 Minuten. Mit Blick auf die stringente Dramaturgie eines Films von solcher Kürze kommen Autor und Regisseur schnell auf den Punkt, man ist als Zuschauer sofort mittendrin. Was wir in quälender Anschaulichkeit vorgeführt bekommen, sind die Geschäftspraktiken der käuflichen Liebe. Die billigen Sprüche und ihre ungeschminkte Verlogenheit, stets das Geld im Blick, sind in Anbetracht von Edmond Burkes schier grenzenloser Verunsicherung kaum auszuhalten. Seiner vertrauten Umgebung beraubt, trudelt der Mann durch die Nacht und sucht in den Armen jeder nächstbesten Frau Erleichterung, womöglich gar Erlösung.
„You’re only cheating yourself.“ Es ist ein Schlüsselsatz, aber Edmond Burke überhört ihn oder weiß zumindest nicht, was er mit Blick auf seine Suche zu bedeuten hat. Seine bis an die Grenze der Idiotie getriebene Blindheit für die Geschäftsbeziehungen, die er als Kunde mit den Damen des Gewerbes eingeht, ist in der Art, wie er frank und frei seinen Geiz zum Ausdruck bringt, - “It’s too much.“ - schwer verdaulich. Doch schließlich kratzt man sich am Hinterkopf und sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob das nun alles sei. Sicher! William H. Macy ist ein wunderbarer Schauspieler und er bringt seine Figur zum Leben. Aber deren Verunsicherung gegenüber den sexuellen Offerten, die sie sucht, ist für einen immerhin verheirateten Mann einfach zu groß. Edmond Burkes Passivität, die dem Akt seiner Befreiung aus der langjährigen Ehe folgt, ist als Ausdruck einer grundsätzlichen Orientierungslosigkeit zwar stimmig, in Anbetracht der Situation zugleich irritierend. Am Ende bezahlt er für die penetrante Erwartungshaltung gegenüber einer Umwelt, in der einzig Geld einen Wert darstellt. Hier gehört er von Anbeginn zu jener Art Verlierer, wie man sie aus Hunderten ähnlicher Filme kennt und auch Burke "verliert", doch ändern wird er sich deshalb nicht. Seine Geschichte ist als Film keine, die man bereut gesehen zu haben, aber Edmond Burkes Charakter ist nicht vielschichtig genug, als dass man sie unbedingt weiterempfiehlt.
Gute englische DVD-Edition (2007) von Wild Side Video mit dem Film ungekürzt im Originalformat, inklusive der englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne jegliche Extras.